Ulrike Haidacher

 3,7 Sterne bei 31 Bewertungen
Autor*in von Die Party, Malibu Orange und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Geboren 1985 in Graz, lebt als freie Autorin und Kabarettistin in Wien. Sie tritt mit Antonia Stabinger im Theaterkabarett-Duo „Flüsterzweieck“ auf, ihre Programme wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Österreichischen Kabarettpreis 2017. Sie schreibt und spielt satirische Kolumnen für ORF-Radio FM4 und war Teil des Autor*innenteams der Comedy-Serie „BÖsterreich“, wo sie auch eine Gastrolle übernahm. „Die Party. Eine Einkreisung“ ist ihr Debütroman, für den sie das Start-Stipendium für Literatur des Bundeskanzleramts Österreich 2019 erhalten hat.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ulrike Haidacher

Cover des Buches Malibu Orange (ISBN: 9783701183500)

Malibu Orange

(13)
Erschienen am 29.07.2024
Cover des Buches Die Party (ISBN: 9783701182077)

Die Party

(17)
Erschienen am 25.08.2021
Cover des Buches Die Party (ISBN: 9783701183722)

Die Party

(1)
Erschienen am 11.11.2024

Neue Rezensionen zu Ulrike Haidacher

Cover des Buches Die Party (ISBN: 9783701183722)
Miamous avatar

Rezension zu "Die Party" von Ulrike Haidacher

Miamou
Ein Drehen im Kreis mit abschließendem Ausbruch...

Durch Zufall gerät die Ich - Erzählerin in eine Kochparty, die im Elternhaus eines Regisseurs stattfindet. Dort trifft sie auf andere Partygäste, die zu einem großen Teil Möchtegern - Weltverbesserer sind und mit ihren skurrilen Diskussionenen kreisen sie die Erzählerin ein. Lange sagt sich nichts dazu, aber am Schluss bekommt sie doch den Mund auf, hält der Partygesellschaft den Spiegel vor Augen und stürzt sie in eine ziemliche Entgleisung. 

Inhaltlich gibt es zu dem Buch eigentlich gar nicht mehr zu sagen. Ich gebe zu, dass ich mich zu Beginn etwas schwer getan habe, der Schreibstil ist doch sehr gewöhnungsbedürftig, weil es eben ein innerer Monolog ist, der oft sehr sprunghaft ist. Auch als die Ich - Erzählerin dann so unverhofft in diese Party fällt, war mir nicht ganz klar, was das eigentlich werden wird und ich war erhrlicherweise kurz davor das Buch wezulegen. Aber dann, als die ersten Gäste ihren Mund aufmachten, hat mich der Roman extrem in seinen Bann gezogen. Es gibt die "Feministinnen", die "Weltverbesserer", den "aufopfernden" Familienvater und die "Quotenfarbige", die fürs Klischee auch noch die Assistentin des Regisseurs ist, der sich "gegen Frauen auf der Bühne ausspricht, um sie zu schützen". Hinzu kommt, dass der Alkohol in Strömen fließt und die Zungen lockert, daneben werden Rohschinken, Grammelknödel und viel Selbstgerechtigkeit serviert.

Vorerst kommentiert die Ich - Erzählerin die verschieden Diskussionen, Meinungen, Aussagen und Ansichten der Gäste nicht, sondern sie erzählt wertfrei, aber mit der Zeit kommt immer mehr der zynische und sarkastische Unterton zu tragen, mit dem sie nach und nach alle Partygäste entlarvt. Am Schluss sagt sie in wenigen Sätzen, was sie von ihnen hält, nämlich für Menschen, die vor lauter Gesellschaftskritik ihre eigenen Privilegien nicht erkennen können, was eine ziemliche Bestürztheit bei den Gästen auslöst, denn wer lässt sich das schon gerne ins Gesicht sagen. 

Die Autorin bewegt sich also am Puls der Zeit, denn wie oft stoßen wir auf Heuchelei und wie oft sind wir selbst auch heuchlerisch, wenn wir uns gar nicht reflektieren. Ich wünsche dem Buch daher viele Leser*innen.

Cover des Buches Malibu Orange (ISBN: 9783701183500)
Seitenmusiks avatar

Rezension zu "Malibu Orange" von Ulrike Haidacher

Seitenmusik
Ein literarisch sperriges, aber thematisch starkes Werk.

In "Malibu Orange" erzählt Ulrike Haidacher die tragikomische Geschichte einer Freundschaft, die von Gewalt und Abhängigkeit auf die Probe gestellt wird. Die 1985 in Graz geborene Autorin ist auch als Kabarettistin bekannt und wurde für ihre Programme mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Österreichischen Kabarettpreis. Mit diesem Werk liefert sie ein intensives und nachdenklich stimmendes Porträt menschlicher Beziehungen, das sich literarisch und thematisch von ihrer Arbeit als Kabarettistin abhebt.

Worum geht’s genau?

Die Erzählerin kehrt mit Anfang 30 in ihr Elternhaus zurück, zieht wieder in ihr altes Kinderzimmer ein und trifft dort ihre beste Freundin wieder. Doch diese hat inzwischen Volker an ihrer Seite – einen dominanten Mann, der nach und nach ihr Leben verändert. Was zunächst harmlos wirkt, entwickelt sich zu einer bedrohlichen Dynamik: Die Freundin wird distanziert, bricht Kontakte ab, gibt ihren Job und ihr Studium auf und zieht mit Volker auf einen abgelegenen Hof. Aus der Perspektive der Erzählerin erleben Leser:innen die Eskalation psychischer und körperlicher Gewalt hautnah mit und werden mit schwierigen moralischen Fragen konfrontiert: Wie würde man selbst in einer solchen Situation handeln?

Meine Meinung

Das Buch hatte ich schon länger auf meiner Leseliste, und bei einem Bibliotheksbesuch habe ich endlich zugegriffen. Die Gestaltung des Buches ist ansprechend, besonders der Farbschnitt des Covers sticht ins Auge. Inhaltlich ist Malibu Orange jedoch alles andere als leichte Kost. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Sicht der (ehemals) besten Freundin erzählt, was die Intensität und Nähe zu den Geschehnissen verstärkt. Besonders gelungen ist, wie das Buch Leser:innen in moralische Dilemmata hineinzieht, die man sich sonst vielleicht nicht stellt: Wie hätte ich in dieser Situation reagiert?

Trotz der wichtigen und aufrüttelnden Themen wie häusliche und psychische Gewalt, Freundschaft, Dorfleben, Generationenkonflikte, Tod und Trauer, hatte ich Schwierigkeiten, mich vollständig in die Erzählweise einzufinden. Der Fokus auf den inneren Monolog der Protagonistin empfand ich als anstrengend, da Dialoge, die ich persönlich sehr mag, fast vollständig fehlen. Tatsächlich erscheint der erste längere Dialog erst auf Seite 32, was sich auf die Lesedynamik auswirkt. Die Erzählung wird zudem durch extrem lange Kapitel erschwert – bei über 200 Seiten hat das Buch nur vier Kapitel, sodass einzelne Abschnitte 50 bis 60 Seiten umfassen. Dies, kombiniert mit verschachtelten Sätzen, die teils mehr als eine Seite einnehmen, verlangte mir als Leserin einiges an Geduld ab.

Auch sprachlich hatte ich gemischte Gefühle. Während der innere Monolog grundsätzlich die Gedankenwelt der Protagonistin gut einfängt, fand ich die wiederholte Verwendung von Füllwörtern wie „mhm“ oder „äh“ dennoch ermüdend. Außerdem hätte ich angesichts der sensiblen Thematik erwartet, dass das Buch gendergerechte Sprache verwendet, was leider nicht der Fall ist. Positiv hervorzuheben ist jedoch die Authentizität in den Gesprächen mit den Eltern der Protagonistin – der Generationenkonflikt wird hier treffend dargestellt und fühlte sich für mich sehr real an.

Obwohl mich das Thema nachdenklich gestimmt hat und die dörfliche Atmosphäre gut eingefangen wurde, musste ich mich stellenweise zwingen, weiterzulesen. Das liegt weniger am Inhalt als an der Art der Umsetzung, die für mich teilweise zu sperrig war, um mich wirklich mitzureißen.

Fazit

Malibu Orange greift wichtige und vielschichtige Themen auf, stellt diese aber in einer Erzählweise dar, die nicht immer leicht zugänglich ist. Während die Atmosphäre und die moralischen Fragen stark beeindrucken, mindern die langatmigen Kapitel und der dominante innere Monolog den Lesegenuss. Ein lesenswertes Buch für Menschen, die sich mit anspruchsvoller Literatur beschäftigen möchten, aber keine leichte Lektüre erwarten – 3 von 5 Sternen.

Cover des Buches Malibu Orange (ISBN: 9783701183500)
Olivia_Groves avatar

Rezension zu "Malibu Orange" von Ulrike Haidacher

Olivia_Grove
Überraschend unterhaltsam: Satire meets Tragikomödie

„Malibu Orange“ verwebt BFFs, Burnout und toxische Dynamiken zu einer spritzigen und tiefgründigen Lektüre. 

Ulrike Haidacher versteht es, gezielt zu übertreiben und ihre Protagonisten gnadenlos ins Chaos zu stürzen. Mit bissig scharfem Blick entlarvt sie Phrasen und Glaubenssätze, bis nichts mehr heilig ist. 

„[...], also heutzutage ist es so, wenn du dir in der Früh denkst, ah, heute habe ich keine Lust zu arbeiten, dann hat das sicher irgendeinen Namen, es hat sicher irgendeinen englischen Namen mit „Syndrom“ am Ende [...]“ (S. 82) 

Anja ist wie ihre Mom und Oma diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Nach 10 Jahren in der Pflege zieht sie die Notbremse: Sie kündigt, kehrt nach einem Burnout zurück in ihr Kinderzimmer im heimischen Industriekaff der Obersteiermark.  

Auch Anjas Schulfreundin Magda hat sich verändert: Die einst freiheitsliebende Reisende ist verliebt und beginnt, sich äußerlich wie innerlich zu wandeln. Schließlich zieht sie mit Volker auf einen verfallenen Bergbauernhof und meldet sich nicht mehr. 

„»Es tut mir gut, mit Volker zu sein. Einfach zu sein. Mit ihm. Mit ihm was aufzubauen.« Oida, Magda, bist du gebrainwashed, oder was, kannst du was anderes auch noch sagen?“ (S. 132) 

Haidacher entfaltet in ihrem zweiten Roman ein breites Themenspektrum – von Freundschaften über die emotionale Last der Care-Arbeit bis zu den großen Lebensfragen. Trotz der Schwere der Themen erzählt sie die Geschichte leicht und fesselnd, als würde sie den Gedankenfluss von Anja unmittelbar und ungefiltert widerspiegeln.  

„Ich krieg ein Baby, so schöne Neuigkeiten, ich bin die nächsten zwei Jahre in Karenz und dann in Bildungskarenz und dann krieg ich das zweite Kind und dann mach ich ein Sabbatical.“ (S. 15)

Ihr Schreibstil rauscht atemlos dahin und begeistert mit einem Feuerwerk österreichischen Humors. Genau dieser Stil macht das Buch zu einem echten Pageturner, der tiefgründig ist, ohne je zu erdrücken. 

„[...], ob Magda auch noch einen will, es ist Happy Hour. Nein danke, Magda bleibt ab jetzt beim Wasser. Aha, Wasser in der Happy Hour also, was ist mit ihr jetzt auf einmal?“ (S. 35)

Gespräche aus der Community

Eine Softeisverkäuferin landet durch Zufall auf einer Party, die sich als biedere Kochveranstaltung im Elternhaus eines Regisseurs herausstellt. Während Prosecco getrunken und Rohschinken gegessen wird, diskutieren die Partygäste über „starke Frauen“ und Frauenquoten. Dabei fallen die Figuren nach und nach aus der Rolle. Bis zur Eskalation ist es nur eine Frage der Zeit. 

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