Rezension zu "Herbstliebe" von Ulrike LInnenbrink
„Herbstliebe“ ist das jüngste Buch der Autorin Ulrike Linnenbrink, das dritte, das ich bis jetzt von ihr gelesen habe.
Inhalt:
Carla Berger ist Anfang Vierzig, zwei Mal geschieden und glücklich in ihrem Beruf und mit ihrer Hündin. Das Leben fließt ruhig dahin, bis sie einen deutlich jüngeren Mann kennenlernt. Sie verliebt sich in Paul, doch die Zweifel aufgrund des Altersunterschieds bleiben. Sie nehmen sogar noch zu, als ihr Freund immer öfter zu seiner Mutter fährt. Carla beginnt nachzuforschen.
Meinung:
Das Setting ist ein typisches Linnenbrink-Setting mit Hofidylle contra Stadtluft. Auch in der Ausgestaltung des Bauernhauses entdeckte ich das eine oder andere Element aus einem früheren Buch der Autorin. Genauso ging es mir mit Carlas Beruf als Lehrerin. Ansonsten behandelt sie diesmal ein anderes Thema: Darf eine Frau in unserer Gesellschaft einen jüngeren Partner haben? Carla kämpft lange mit ihren Zweifeln – für meinen Geschmack ein bisschen zu lange –, bis sie eine Entscheidung fällt. Auch ihre Unsicherheit darüber, ob Paul ihr tatsächlich treu ist, kehrt sie recht lange unter den Teppich. Für eine moderne Frau empfinde ich das als sehr ungewöhnlich, doch ich habe eine andere Vermutung: Kombiniere ich das mit dem Aspekt, dass Carla kein Handy besitzt und Paul und seine Freunde durchaus auf Startbahn West-Demonstrationen gewesen sein könnten, komme ich zu der Ansicht, dass die Handlung Anfang bis Mitte der neunziger Jahre spielt und das Buch vielleicht sogar ursprünglich zu dieser Zeit geschrieben wurde.
Sprachlich liest sich der Text sehr angenehm. Vor allen Dingen freute ich mich riesig über echte Konjunktive, die ich in modernen Büchern oft vermisst habe. In Sachen Dramaturgie waren mir manche Stellen, wie schon erwähnt, deutlich zu lang. Hier hätte ich Carla gerne mal in den Hintern getreten, um die Dinge zu beschleunigen. Gut gefallen haben mir dagegen die Lebensweisheiten, die die Autorin immer mal wieder eingestreut hat. Daran merkt man einfach, dass hier kein Jungspund, sondern eine gestandene Frau am Werk war.
Wertung:
Insgesamt betrachtet ergibt das Buch für mich ein stimmiges Ganzes mit ein bisschen Kritik und viel Positivem. Daher gebe ich ihm mein persönliches „Gut“ und fünf Wertungspunkte.
Fazit: Stimmiges Porträt einer Frau ihrer Zeit, die gegen ihre Selbstzweifel kämpft