Rezension zu "Das Geheimnis des Edwin Drood" von Charles Dickens
Edwin Drood ist schon als Kind mit Rosa Bud verlobt wurden. Die beiden mögen sich eigentlich auch, aber die Vorherbestimmtheit ihrer Beziehung ist eine so große Last, dass sie sich dauernd nur streiten.
Rosa ist in dem Mädcheninstitut, das sie besucht, mit der aus Ceylon stammenden Helena Landless befreundet, deren Zwillingsbruder Neville sich in Rosa verliebt. Neville ist ein hitziges und aufbrausendes Kerlchen und gerät in Streit mit Edwin. Und dann verschwindet Edwin Drood spurlos.
Sein opiumabhängiger Onkel Jasper, Kantor des Ortes und ein recht schmieriger Typ, der es ebenfalls auf Rosa abgesehen hat, beschuldigt Neville des Mordes.
Damit beginnt eine Kriminalgeschichte, die gleichzeitig eine herrliche Provinzsatire ist und, wie immer bei Dickens, von einer Vielzahl skurriler Typen bevölkert wird.
Die ersten Leser dieses Romans im Jahre 1870 waren fürchterlich entsetzt, als die Lieferung der Romanteile nach dem 22. Kapitel abbrach. Charles Dickens war gestorben, ohne seinen letzten Roman vollenden zu können. Seitdem ist die literarische Welt fasziniert von diesem unvollendeten Kriminalroman. Eine ganze Bibliothek kann mit Spekulationen über den von Dickens geplanten Fortgang und mit Fortschreibungen gefüllt werden.
Der in diesem Band abgedruckte von Ulrike Leonhardt weitergeschriebene Teil trifft den Tonfall und Stil von Dickens recht gut, und das von ihr erdachte Ende finde ich plausibel. An das Original reicht ihr Text natürlich nicht heran, das wäre auch zu viel verlangt. Und wer weiß, wie viele überraschende Wendungen Dickens noch für seinen ersten Kriminalroman geplant hatte.
Das Geheimnis des Edwin Drood wird sich nie endgültig lösen lassen.