In „Verloren & Gefunden“ begeben wir uns auf eine Reise, die mehr ist, als die Auslotung von Gefühlen, von Seins-Zuständen oder den Erinnerungen und Hoffnungen von Liebe, Partnerschaft und Existenz. Hier begeben wir uns auf eine Reise, die die Frage nach der grundlegenden Existenz des Menschen als Individuum stellt: zwischen Transzendenz und Liebe; zwischen grausamem Schmerz und der Erkenntnis, dass alle menschliche Existenz durch Liebe und der Einheit alles Lebens in einer Form von Religiosität ewig und unantastbar ist; zwischen der Verzweiflung der Loslösung und der Heilung durch Poesie und Glauben, was wiederum weiterführt – zur Frage nach der Hierarchie zwischen individuellem Scheitern und dem Bewusstsein einer höheren wichtigeren Ordnung, die zugleich ins individuelle zwischenmenschliche Zusammenleben spiegelt, dieses erhöht und damit auch wiederum zur Diskussion öffnet. Ein Werk, das so verständlich und so lesbar ist – und gleichzeitig so komplex.
In diesem Gedichtband hat jedes Wort seinen Platz, jeder Rhythmus seine Bedeutung und jegliche Anordnung von Textsorten und Bildmaterial seinen Sinn. Und je öfter man die Reise des Ichs vom Vor- zum Nachwort auf seiner Entwicklung durch die Archetypen der Räume zwischen kultivierter und unkultivierter Natur und (Gesellschafts-) Form nachverfolgt, desto variantenreicher wird noch einmal jeder noch so treffsichere Text. Dieses Buch kann man nicht spoilern, man muss es feiern. Ein Buch wie ein Rauschmittel, das Erkenntnis bringt, das zum Weinen und zum Lachen, zum Trauern und zum Hoffen verührt und gleich einer Seelenmassage ein erweitertes Bewusstsein zurücklässt. Ein Buch, das zeitweise echter wirkt als das Leben, das an uns vorbeizieht, während wir lesen.
In dieser zielführenden Odyssee durch den Kosmos des menschlichen Seins handelt es sich nicht um die bloße Anwendung tradierter Stilmittel. Hier trägt jede Form ihren Inhalt und wirkt so variantenreich, dass eine derartige Fülle ihresgleichen sucht. Es ist ein Buch, das so einfach es zu lesen ist, schwerer Tobak ist, weil es wahr ist. Und weil es uns konfrontiert mit der wirklicheren Wirklichkeit. Das ist kein Buch für Feiglinge. Man muss sich darauf einlassen und mutig sein, um zu verstehen. Und zulassen, was Poesie vermag.
Ein klares 5 Sterne Buch, das aufwühlt und bestürzt und bezaubert und Hoffnung schenkt.
(Rezension im Rahmen einer Leserunde)