Ulrike Titelbach

 5 Sterne bei 3 Bewertungen

Lebenslauf

Ulrike Titelbach, geboren 1971, lebt, forscht und arbeitet in Wien. Sie ist Autorin, Herausgeberin sowie promovierte Germanistin und lehrt am Institut für Deutsche Philologie der Universität Wien (unter anderem Literatur und Kreatives Schreiben). Ihr Publikationsschwerpunkt lag lange Zeit im Bereich der Literaturwissenschaft. Seit 2017 veröffentlicht sie zudem lyrische Texte und Prosa in diversen Literaturzeitschriften. 2021 erschien ihr erster Lyrikband »Fragile Umarmungen«. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie verschiedene Preise und Stipendien, unter anderem 2023 das Arbeitsstipendium für Literatur der Stadt Wien sowie den Publikumspreis beim Feldkircher Lyrikpreis.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches augen im hoiz (ISBN: 9783950575828)

augen im hoiz

(1)
Neu erschienen am 17.05.2025 als Gebundenes Buch bei Edition Melos.

Alle Bücher von Ulrike Titelbach

Cover des Buches augen im hoiz (ISBN: 9783950575828)

augen im hoiz

(1)
Erschienen am 17.05.2025
Cover des Buches Fragile Umarmungen (ISBN: 9783754351512)

Fragile Umarmungen

(1)
Erschienen am 29.09.2021
Cover des Buches Nachtschatten im Frauenhaarmoos (ISBN: 9783950575804)

Nachtschatten im Frauenhaarmoos

(1)
Erschienen am 31.03.2025

Neue Rezensionen zu Ulrike Titelbach

Cover des Buches Fragile Umarmungen (ISBN: 9783754351512)
H

Rezension zu "Fragile Umarmungen" von Ulrike Titelbach

Hannesi
Tastende Sprachsuche

Ulrike Titelbachs 2021 erschienener, liebevoll gestalteter Gedichtband Fragile Umarmungen ist der gelungene dichterische Versuch die Welt zu begreifen und dieses Begreifen in Sprache zu bringen. Im Mittelpunkt der in vier Abteilungen geordneten Gedichte steht die Annäherung an einen geliebten Menschen: was aus dem Schlaf herüber reicht – mit meinen bloßen Händen – und dass die Zeit ansteht – Dunkelheit hinters Licht. Vielleicht ist die Widmung für Werner als autobiografischer Hinweis zu verstehen. 

 Der Titel des Bandes steckt den ambivalenten Rahmen ab, in dem sich Beziehung zwischen ICH und DU immer nur abspielen kann: in der Sehnsucht nach Nähe und Verschmelzung einerseits und im Bedürfnis nach Autonomie andererseits. Überzeugend gelingt Titelbach das unausweichliche Austarieren dieser widerstrebenden Kräfte von Nähe und Autonomie in eine andeutende, zögernde, oft zärtliche, manchmal existentielle Sprache zu bringen. 

 

EINANDER BERÜHREN

ganz. Ohne Spuren zu

hinterlassen. Narben

 

ein Lächeln höchstens

dann und wann ein Staunen

 

Orthographische Tricks, unerwartete Zeilensprünge unterstützen das schwierige Vorhaben der Sprachfindung, hemmen notwendigerweise den Lesefluss, spiegeln die Schwierigkeit jeder ICH-DU-Begegnung und beständige Aussagen darüber zu machen. Was hat Bestand? Wie verlässlich und ehrlich sind Berührungen, Umarmungen, Worte? 

 

GERADE.SO ALS HÄTTE ICH

ein Wort

geradeso als wären meine Augen

immer.zu offen

immerzu schwimmen

schweben schreiben

du mein Meer

EIN WORT

 

Unsicherheit, sich verlieren, schweben. Liebeserfahrungen und ihre sprachlichen Bekundungen erscheinen als unsicheres Terrain, wo alle möglichen Fallen lauern: Täuschungen und Selbsttäuschungen, Projektionen und Wunschvorstellungen, Fragliches: 

 

DANN WECKST DU MICH

und das Wasser ist der Ort

an dem ich mich befinde

 

ich tauche auf. und doch

wird mir so dunkel. noch

verstehe ich. alle Zeichen

 

Unüberbrückbare Distanz, Unerreichbares und Unsagbares machen eine Liebesbeziehung erschreckend unergründlich, wenn sie sich nicht auf Routine und Gewöhnung zurückzieht – aber deswegen auch interessant, herausfordernd. Oft bleibt nur ein stammelndes Ahnen, was das ICH, was das DU, was die Beziehung ausmacht. Das tastend reflektierende ICH weiß nicht recht, was es von sich und der Welt halten soll, traut sich selber nicht über den Weg. Sprache erscheint als untaugliches Mittel.

 

WANN WOLLEN WIR UNS

wieder dann. und wieder

sehen auch. wann

endlich. wann

 

Wie schwierig erscheint es zum DU vorzudringen und zu ergründen, was sich hinter seiner Oberfläche verbergen mag. 

 

Worte und Namen

sind der oberste Rand

von etwas, das ist

unsere Haut vielleicht

 

Aber dieses ICH bleibt dran. Sprache als Erkenntniswerkzeug wird trotz ihrer Fragilität nicht aufgegeben und geradezu liebevoll wie ein zartes Pflänzchen gehegt. Wie sonst sollten die Gefühle und ihre Wahrnehmung ausgesagt und ausgetauscht werden? Bei Titelbach geschieht dies aber immer mit Vorsicht und Vorbehalt. 

 

MANCHMAL, DA MÖCHTE ICH

So dünn sein wie ein Blatt

Papier in deinem Buch

 

versteckt

zwischen zwei Seiten

nur du weißt wo

 

und was sich dort

verbirgt. Das Blatt

bleibt unbeschrieben

 

Die tagtägliche Spurensuche darf also weitergehen. Insofern sind die Texte bei aller Skepsis gegenüber Wahrnehmung, Sprache und Erkenntnis optimistisch. Schön, wie die Autorin die psychische und reflektierende Befindlichkeit des sprechenden, oft eher stammelnden ICH wie in zarten Aquarellen zu Papier bringt. Und die fünf Bilder der 1983 in Oberösterreich geborenen Evalie Wagner passen in ihrer andeutenden, ausschnitthaften und geheimnisvollen Art deshalb auch sehr gut in diesen schönen und herausfordernden Gedichtband. 

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