Ursel Schäfer

 3,7 Sterne bei 79 Bewertungen

Lebenslauf

David Graeber (1961–2020) war Professor für Anthropologie an der London School of Economics und Autor der Weltbestseller “Schulden“, “Bullshit Jobs” und „Bürokratie“. Er war Vordenker und renommierter anarchistischer Aktivist. Seine Aktionen machten Occupy Wall Street (2012) zu einer epochemachenden Bewegung. Völlig überraschend starb David Graeber am 2. September 2020 in Venedig. Sein letztes großes Werk "Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit" ist im Frühjahr 2022 posthum ebenfalls bei Klett-Cotta erschienen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ursel Schäfer

Neue Rezensionen zu Ursel Schäfer

Cover des Buches Das Kapital des Staates (ISBN: 9783593516875)
B

Rezension zu "Das Kapital des Staates" von Mariana Mazzucato

Kann es wirklich ohne Staat gehen?
belanaherminevor 6 Monaten

Inhalt

In einer Einleitung stellt Frau Mazzucato ihr Anliegen vor und führt in das Buch ein. Danach ist der Stoff in 10 Kapitel eingeteilt, die verschiedenste Facetten einer möglichen Unternehmereigenschaft des Staates diskutieren. Dabei geht es vornehmlich um die Aufgabenfelder, die sinnvollerweise vom Staat zu übernehmen wären, weil sie von privatwirtschaftlichen Unternehmen wegen zu hohen Risikos oder zu wenig Profitaussichten nicht übernommen werden wollen, aber von irgendjemandem ausgefüllt werden müssen. Es geht allerdings gleichermaßen darum, wie der Staat für sein Engagement angemessen an positiven Auswirkungen zu beteiligen wäre.

Am Ende des Buches finden sich 29 Seiten Literaturverzeichnis, 11 Seiten Anmerkungen und 8 Seiten Register zum besseren Zurechtfinden im Buch.

Subjektive Eindrücke

Das Buch vertritt Thesen, die in der westlichen, äußerst liberalen Wirtschaftswelt wohl weniger auf Gegenliebe stoßen werden. Jedoch ist die Argumentation recht schlüssig, dass ohne eine zielgerichtete Übernahme bestimmter (z. B. Hochrisiko-) Aufgaben durch den Staat diese einfach nicht übernommen werden, was unvertretbar wäre. Das Buch enthält auch etliche Beispiele, wie solche Beteiligungen/Übernahmen des Staates an großen Projekten bereits sehr erfolgreich verlaufen sind.

Die Texte sind verständlich und gut lesbar geschrieben. Den Argumentationen kann man gut folgen.

Fazit

Ein wichtiges Buch, das neben dem Mantra der libertären Wirtschaft auch andere Perspektiven zulässt und plausibel darstellt, dass sie erfolgreich sein können.

Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/catgeory/rezension/

Cover des Buches Warum? (ISBN: 9783593507453)
Moni2506s avatar

Rezension zu "Warum?" von Peter Hayes

Ein breit aufgestelltes Sachbuch über den Holocaust
Moni2506vor 2 Jahren

„Warum? Eine Geschichte des Holocaust“ von Peter Hayes ist ein Sachbuch, dass sich anhand von 8 Fragen mit dem Holocaust beschäftigt. Erschienen ist das Buch 2017 im Campus-Verlag. 


Normalerweise schreibe ich eine eigene Zusammenfassung, aber diesmal übernehme ich den Klappentext vom Campus-Verlag: 

Warum geschah der Holocaust, die Ermordung von Millionen jüdischer Menschen während des Nationalsozialismus? Peter Hayes ist der erste Historiker, der die Frage nach dem Warum ins Zentrum eines Buches stellt. Hayes spannt den Bogen von den Ursprüngen des Antisemitismus bis hin zur Bestrafung von NS-Verbrechern nach 1945. So gelingt ihm ein kluger und präziser Überblick über die Vernichtung der europäischen Juden. Ein eindrucksvolles Buch, an dem künftig nicht vorbeizukommen sein wird. 


Im letzten Jahr konnten mich neben Science-Fiction auch Sachbücher für sich begeistern und so mache ich auch in diesem Jahr damit weiter. Beim Lesen erfordern diese Bücher eine etwas andere Herangehensweise, finde ich, denn diese lassen sich nicht mal eben nebenbei weg lesen, haben mir bisher aber meist neue Erkenntnisse gebracht. 

Das Buch beschäftigt sich mit dem Holocaust und stellt die Frage nach dem Warum. Unterteilt ist das ganze in 8 Fragen, die sich mit jeweils einem Teilaspekt beschäftigen. Der Klappentext gibt bereits einen guten Aufschluss über die Themen, die in diesem Buch behandelt werden. Es wurde unglaublich viel Wissen zum Thema zusammengetragen und man merkt, dass sich der Autor ausführlich damit beschäftigt hat. Hierzu sollte allerdings erwähnt werden, dass es sich um einen emeritierten Professor für Geschichte und Deutsch sowie Holocaust Studies an der Northwestern University handelt. 

Ich habe sehr viele neue Informationen für mich aus diesem Buch mitgenommen, anderes war mir bekannt, wurde aber mit neuen Zahlen und Fakten untermauert. Manche Kapitel waren einfacher für mich zu lesen, manche schwerer, manche Kapitel haben mich einfach nur wütend gemacht. 

Neben den oben genannten Themen beschäftigt sich das Buch beispielsweise auch damit, warum niemand von außen geholfen hat und ab wann die Vorgänge ins Ausland gedrungen sind. Manchmal stellt das Buch provokative Fragen wie, warum sich die Juden nicht gewehrt haben. Bei diesem Kapitel hatte ich tatsächlich ein wenig Angst was da kommt, aber das hat sich dann relativ schnell gelegt. 

In das letzte Kapitel mit den Lehren, die wir daraus ziehen können und ob das nochmal passieren kann, hatte ich tatsächlich mehr Hoffnung gesetzt. Ich musste dann feststellen, dass sich das Buch an ein amerikanisches Publikum richtet und da wurde mir dann fast ein wenig zu viel relativiert. Hier muss ich nochmal auf die Suche gehen, ob ich etwas finde, dass sich im speziellen an unsere geschichtliche Verantwortung im Zusammenhang mit diesem Thema richtet. 

Ich habe meine Ausgabe bei der Bundeszentrale für politische Bildung erworben und da ist der Klappentext ein wenig anders und spricht zum Beispiel auch an, dass sich oftmals reflexartig von dem Thema distanziert wird und dieses Buch das überwinden möchte. In Teilen hat es das erfüllt. Das Buch spricht viele wichtige Mechanismen an, bei denen es auch heute noch wichtig ist, dass uns diese bewusst sind. Ich habe in diesem Buch einiges gelesen, dass mich an so manch andere heutige Situationen erinnert und was mir ein bisschen Angst macht für die zukünftige Entwicklungen. 


Fazit: Ein Buch mit unheimlich viel Faktenwissen, das thematisch breit aufgestellt ist und einen tiefen Einblick in den Holocaust zulässt und manches Mal sehr schmerzvoll zu lesen ist. Leider richtet sich das Buch an ein amerikanisches Publikum und so konnte es mir kein befriedigende Antwort auf die Frage nach unserer geschichtlichen Verantwortung geben.

Cover des Buches Marie Antoinette (ISBN: 9783491961265)
A

Rezension zu "Marie Antoinette" von Evelyne Lever

Drei Biographien über Marie-Antoinette. Teil 1: Evelyne Lever
Andreas_Oberendervor 2 Jahren

Nur wenige Frauengestalten der französischen Geschichte üben eine so starke und dauerhafte Faszination aus wie Marie-Antoinette (1755-1793), die Gemahlin Ludwigs XVI. Ein ähnlich intensives Interesse wecken allenfalls Katharina von Medici und Madame de Pompadour. Die biographische Literatur über Marie-Antoinette ist umfangreich. Für historisch interessierte Laien ist es nicht einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht jedes der vielen Bücher über Marie-Antoinette ist lesenswert. In den letzten Jahrzehnten waren auf dem deutschen Buchmarkt mehrere Biographien der Königin verfügbar, sowohl Werke deutscher Sachbuchautoren wie Hermann Schreiber (1988) und Franz Herre (2004) als auch Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen. Die leichtgewichtigen populärwissenschaftlichen Biographien von André Castelot (1953), Desmond Seward (1981), Joan Haslip (1987) und Carolly Erickson (1991) kommen für eine ernsthafte Beschäftigung mit Marie-Antoinette genauso wenig in Betracht wie die Bücher von Schreiber und Herre [1]. Wissenschaftlichen Ansprüchen genügt nur eine kleine Zahl von Biographien. Es handelt sich um die Bücher von Evelyne Lever (1991), Antonia Fraser (2001) und John Hardman (2019). Die Bücher von Lever und Fraser liegen in deutscher Übersetzung vor, Hardmans Biographie nicht. Frasers Buch diente als Vorlage für Sofia Coppolas farbenprächtigen Kostümfilm "Marie Antoinette" von 2006. Die drei Biographien werden hier vergleichend rezensiert. Evelyne Levers Buch ist mittlerweile 30 Jahre alt. Es erschien 1991 beim Verlag Fayard und ein Jahr später beim Züricher Benziger-Verlag auf Deutsch. Lever (geb. 1944) ist eine Expertin für die Geschichte Frankreichs im 18. Jahrhundert. Auch ihre Biographien über Ludwig XVI. (1985) und Madame de Pompadour (2000) sind in deutscher Übersetzung erschienen. Das ist insofern erwähnenswert, als Übersetzungen aus dem Französischen im Bereich Geschichte und Biographik heutzutage Seltenheitswert haben. Anders als Levers Biographie Ludwigs XVI. wurde die Marie-Antoinette-Biographie für die deutsche Ausgabe nicht gekürzt. Im Gegensatz zur Originalausgabe enthält die deutsche Ausgabe einige Abbildungen. Ein großes Ärgernis ist das Personenregister. Es scheint nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt worden zu sein. Dutzende Personen, die im Text Erwähnung finden, fehlen im Register. Bei vielen anderen Personen sind die Registereinträge zu den Nennungen im Text unvollständig.

Lever ist eine Historikerin und Autorin mit Stärken und Schwächen. Das weiß jeder, der mit ihren Werken vertraut ist. Einerseits beeindruckt Lever mit profunder Kenntnis der Sekundärliteratur und des edierten Quellenmaterials aus dem 18. Jahrhundert (Memoiren, Tagebücher, Briefsammlungen). Für die Marie-Antoinette-Biographie hat Lever in größerem Umfang unveröffentlichtes Quellenmaterial aus Pariser Archiven und dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien herangezogen. Auf der anderen Seite weisen Levers Bücher gravierende formale Mängel auf, die man bei einer professionellen Historikerin nicht erwartet. Lever verzichtet grundsätzlich auf Vorworte und Einleitungen. Sie formuliert keine Fragen und stellt keine Thesen auf. Sie setzt sich nicht mit dem Forschungsstand auseinander, und sie erörtert die Quellenlage nicht. Lever ist stark in der Erzählung, aber schwach in der Analyse. Die Marie-Antoinette-Biographie ist ein anschauliches Beispiel für dieses eigentümliche Spannungsverhältnis zwischen Vorzügen und Mängeln. Das Buch folgt dem klassischen biographischen Erzählmuster "von der Wiege bis zur Bahre", in Marie-Antoinettes Fall bis zum Schafott. Ein Vorwort, ein bilanzierendes Schlusskapitel sucht der Leser vergebens. Lever zeichnet ein ungemein detailliertes und quellennahes Bild von Marie-Antoinettes Leben, verzichtet jedoch darauf, ihre Erkenntnisse in prägnanten Thesen zusammenzufassen. Im Vergleich mit der Biographie Ludwigs XVI. ist das Buch über Marie-Antoinette eindeutig besser gelungen. Das liegt vor allem an der sehr viel günstigeren Quellenlage. Die Königin ist als Persönlichkeit deutlich besser zu erfassen als ihr Gemahl. Marie-Antoinettes Briefwechsel mit der Familie in Wien ist in großen Teilen erhalten geblieben. Viele Akteure aus dem engeren und weiteren Umfeld des Königspaares haben Memoiren geschrieben oder andere Selbstzeugnisse hinterlassen, die Marie-Antoinettes Verhalten und Charakter beleuchten. Lever steht der Königin kritisch und nüchtern gegenüber. An keiner Stelle gleitet die Erzählung ins Sentimentale, Rührselige oder Hagiographische ab. In enger Anlehnung an die Quellen bestätigt Lever das eher negative Bild der Königin, das in der seriösen Forschung traditionell dominiert. Marie-Antoinette war oberflächlich, leichtsinnig, vergnügungssüchtig, verschwenderisch und in politischen Dingen vollkommen unbedarft. In Versailles und ihrem liebsten Refugium, dem Petit Trianon, führte sie ein Leben in "stolzer Ahnungslosigkeit" (S. 300). Von der Welt jenseits des höfischen Mikrokosmos bekam sie nichts mit. 

Zwei Leitmotive oder Leitthemen prägen die Darstellung: Zum einen Marie-Antoinettes Rolle als Interessenvertreterin des Hauses Habsburg in Frankreich, zum anderen die Günstlingswirtschaft der Königin. Die Heirat der jungen Erzherzogin Maria Antonia mit dem französischen Thronfolger (1770) sollte das Bündnis festigen, das Frankreich und Österreich 1756 geschlossen hatten, kurz vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges. Das Interesse an der Allianz war in Wien stets größer als in Versailles. Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn, Kaiser Joseph II., erwarteten von Marie-Antoinette tatkräftiges Engagement für den Fortbestand des Bündnisses, das in der französischen Gesellschaft unpopulär war. Als Dauphine und erst recht als Königin sollte Marie-Antoinette französische Unterstützung für die Großmachtpolitik des Hauses Habsburg mobilisieren. Dieser Plan ging nicht auf. Ludwig XVI. beschloss frühzeitig, seine Gemahlin aus der Politik herauszuhalten. Zudem fehlten Marie-Antoinette die intellektuellen Voraussetzungen für eine ernsthafte politische Betätigung. Immer wieder enttäuschte die Königin die allzu hoch gesteckten Erwartungen ihrer Familie in Wien. In der Bayerischen Erbfolgekrise (1777-79) oder bei den österreichisch-russischen Planungen für die Aufteilung des moribunden Osmanischen Reiches (1783) erhielten die Habsburger von den Bourbonen nicht die gewünschte Unterstützung. Marie-Antoinettes Gedanken kreisten um Kleider und Juwelen; ihr Hauptbedürfnis war ein unstillbares Verlangen nach vergnügter Geselligkeit im Kreis einer kleinen Coterie von Freunden und Günstlingen. Wie Lever zeigt, fügte Marie-Antoinette mit ihrer Günstlingswirtschaft ihrem Ansehen schweren Schaden zu. Die jahrelange Bevorzugung der Familie Polignac führte beim Hofadel zu Verbitterung, und das zurückgezogene Leben, das die Königin mit ihren Freunden im Petit Trianon führte, nährte in der Öffentlichkeit unappetitliche Gerüchte und Spekulationen. Höfisches Zeremoniell und Repräsentation waren der Königin lästig. Marie-Antoinette wollte die Annehmlichkeiten ihrer Stellung als Königin genießen, von Pflichterfüllung aber nichts hören (S. 219/220). Ludwig XVI. und Marie-Antoinette verstanden es nicht, den Adel, die wichtigste Stütze der Monarchie, durch Beziehungspflege an sich zu binden. Am Vorabend der Revolution war die Königin am Hof isoliert und in der Hauptstadt Zielscheibe wüster Schmähungen. Sie begriff nicht, wie sie mit ihren Fehlern zum Ansehensverlust der Monarchie beitrug. Der König wiederum musste nach dem Zusammentritt der Generalstände erkennen, dass niemand sein Programm begrenzter Reformen unterstützte. Dem Adel gingen seine Vorstellungen zu weit, dem Bürgertum nicht weit genug.

FAZIT

Ungeachtet mancher Schwächen kommen die Bücher von Evelyne Lever und Antonia Fraser am ehesten für eine nähere Beschäftigung mit Marie-Antoinette in Betracht. John Hardmans Buch ist zwar die aktuellste der drei Biographien. Das Buch wendet sich aber in erster Linie an Fachhistoriker, weniger an historisch interessierte Laien. Hardman präsentiert keine neuen oder originellen Erkenntnisse. Die Bücher von Lever und Fraser sind also trotz ihres Alters nicht überholt. 

[1] Die Jahreszahlen in Klammern geben die Erscheinungsjahre der Originalausgaben an.

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