Cover des Buches Im Zeichen der Vanitas (ISBN: 9783869639000)
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Rezension zu Im Zeichen der Vanitas von Ursi Breidenbach

Zwischen Gefühl und Verstand

von mabuerele vor 11 Jahren

Rezension

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mabuerelevor 11 Jahren

„…Alles, was du besitzt, besitzt irgendwann dich…“

Fanny, die eigentlich Katharina Bachers heißt, lebt auf dem Gut ihrer Eltern in der Steiermark. Als ihre Freundin Romy von Jan, ihrem Mann, abgeholt wird, weist er Fanny darauf hin, dass es auf dem Gut etlichen Reparaturbedarf gibt. Fanny aber kann sich das nicht leisten. Nach der Scheidung von ihrem Mann ist von dem elterlichen Erbe außer dem Gut nichts mehr übrig. Fanny finanziert ihr Leben durch die Arbeit in der Bibliothek und das Korrigieren von Diplomarbeiten. Über ihre Misere weiß aber niemand Bescheid, denn sie wahrt den Schein. Als sie wegen ihrer finanziellen Lage zögert, empfiehlt Jan ihr Feldmann. Der Handwerker ist auf den Aufbau von Häusern spezialisiert, arbeitet für Kost und Logis und nimmt nur ein geringes Entgelt. Fanny sagt zu.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und amüsanten Roman geschrieben. Dazu trägt die ausführliche Charakterisierung ihrer Protagonisten bei.

Fanny, als Tochter eines Juristen in gehobenen Kreisen aufgewachsen, fragt sich bei all ihrem Tun nicht nur, was ihre Eltern dazu sagen würden, sondern gibt auch viel auf die Meinung ihrer Umgebung.

Georg Feldmann ist das ganze Gegenteil. Leger gekleidet, meist unrasiert, interessiert ihn die Meinung der anderen überhaupt nicht. Dabei ist er ein Bild von einem Mann, mit dem fast jede Frau schwach wird. Fast, denn Fanny lehnt ihn ab. Er passt nicht in ihre Kreise. Dabei ist Fanny keinesfalls überheblich. Fanny registriert allerdings sehr genau, mit wem Georg flirtet.

Romy ist gerade schwanger. Ihre Hormonschwankungen führen zu manch unbedachten Handeln. Doch die Gespräche zwischen den Freundinnen gehören zu den schönsten Teilen des Buches. Mit Jan hat Romy den reichsten Mann der Gegend geheiratet, aber beide sind bodenständig geblieben. Dadurch kann sie Fanny vermitteln, dass nicht immer der äußere Schein wichtig ist. Bei Fannys anderen Freundinnen sieht das ganz anders aus.

Die Autorin versteht es geschickt, mich an dem Auf und Ab in Fannys Gefühlsleben teilnehmen zu lassen. Klasse gemacht ist das Hickhack in den Gesprächen zwischen Fanny und Georg. Ich habe immer neu gespürt, wie bei Fanny das Gefühl „Ja“, aber der Verstand „Nein“ gesagt hat.

Viele Einfälle der Autorin, die die Handlung auflockern und voranbringen, haben mir sehr gut gefallen. Zwei möchte ich erwähnen. Da ist zum einen das drei-Fragen-Spiel, dass mir neue Seiten der Protagonisten zeigte, zum anderen das wechselseitige Erraten von Filmzitaten durch die Protagonisten. Einige andere Überraschungen sollte der zukünftige Leser selbst herausfinden.

Die Beschreibung der Örtlichkeiten war so exakt, dass man sich mitten am Handlungsort wähnte.

Die Autorin scheut sich auch nicht, einiges für das Allgemeinwissen ihrer Leser zu tun. So hätte ich am liebsten Elisa weitere Beispiele für Pleonasmen genannt. Die Kunstrichtung der Vanitas war mir unbekannt. Ich mag es, wenn mich ein Buch nicht nur gut unterhält, sondern auch fordert.

Sprache und Stil haben mir gut gefallen. Die Verwendung von Worten aus der Steiermark hat den Lesefluss nicht gestört, sondern dem Buch eine gewisse Authentizität gegeben.

Neben humorvollen Stellen und deutlichen Worten gab es auch Sätze, die man sich merken sollte. Dazu gehört der oben zitierte.

Der Titel passt. Gekonnt und unaufdringlich zieht sich das Thema Vergänglichkeit durch den Roman.

Sehr schön finde ich das Cover mit der silbernen Brosche auf dunkelrotem Untergrund. Das Material hat beim Berühren eine besondere Wirkung.

Insgesamt ist der Autorin ein vielschichtiger, lebendiger und emotional berührender Roman gelungen, der mir sehr gut gefallen hat.

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