Mein geliebter Vater hat mich gelehrt: “Du hast es in der Hand, was du gibst – alles, was du nicht gibst, hat dich in der Hand.” Ich übergebe Ihnen heute mein kulinarisches Erbe. – Seite 10 (Vorwort)
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Ramzi Choueiry, besser bekannt als der lächelnde Fernsehkoch Chef Ramzi, begeistert seine Zuschauer mit arabischen Köstlichkeiten seines Heimatlandes Libanon. Bereits mit sechs Jahren half er eifrig in Mutters Küche und war begeistert von den Düften, die aus Töpfen und Pfannen durch das Haus zogen. Der 1971 in Beirut geborene Spitzenkoch musste schon früh erfahren, was es bedeutet, aus seiner Heimat flüchten zu müssen. In den Wirrungen des libenasischen Bürgerkrieges flüchtete die Familie Shwayri – so lautet die libanesische Schreibweise des Nachnamens – zusammen mit Bruder und Schwester nach Frankreich und kehrte Ende der 70er Jahre wieder in Ramzis Geburtsstadt zurück. Nachdem er seinen Abschluss »Bachelor of Arts« in Wirtschaft und Recht erlangt hatte, schrieb sich der Libanese mit dem einnehmenden Lächeln in der Universität Bournemouth ein, um dort die hohe Schule der Kochkunst zu erlernen. Sein Motto lautet…
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Essen ist eine ernste Sache, und Essen ist Freude. – Seite 10 (Vorwort)
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Ich möchte euch heute nun sein Buch vorstellen, das im Original in Schweden erschien und nun vom Georg Olms Verlag auch auf dem deutschen Buchmarkt veröffentlicht wurde. Der Verlag spezialisiert sich vor allem auf wissenschaftliche Literatur und Sachbücher allgemein, geprägt von persönlichen Interessen der Verlegerfamilie, und hat auch ein ansprechendes Kinder- & Jugendbuchprogramm vorzuweisen. Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich beim Verlag und bei Blog dein Buch für das Rezensionsexemplar bedanken. Als das Kochbuch in der vergangenen Woche bei mir eintraf und ich die ersten Seiten durchblätterte, war ich bereits auf den ersten Blick darüber begeistert, was mich erwarten wird. Begeben wir uns also auf eine kulinarische und visuell sehr ansprechende Reise in den Orient mit »Chef Ramzis Arabisches Kochbuch«…
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Dieses Kochbuch ist nicht einfach ein weiteres Buch gefüllt mit Rezepten aus der orientalischen Küche. Es ist, so nach meinem Empfinden, ein kleines Meisterwerk. Da ich selbst Fotografin bin und mir zuspreche, ein Auge für gute Illustration und qualitativ hochwertige Fotografie zu haben, kann ich mit gutem Gewissen schreiben, dass es neben den verführerisch klingenden Rezepten ein visueller Genuss ist, dieses Buch anzusehen.
Auf seinen insgesamt 168 Seiten finden sich großformatige farbige Fotografien verschiedenster Zutaten, eindrucksvoller Sonnenuntergänge und einige sehr sympatische Shots Chef Ramzis, lächelnd und einnehmende Sympatie ausstrahlend. Das Buch des gebürtigen Libanesen wurde zweisprachig verfasst, was wiederum ein sehr interessantes Detail ist: Wer sich ein wenig mit der arabischen Sprachkultur auseinandersetzt, der weiß, dass im orientalischen Sprachraum von links nach rechts gelesen wird, sprich ein Buch wird sozusagen von hinten nach vorne gelesen. So findet sich ergo im für uns Europäer “Ende des Buches” das arabische Vorwort sowie das daran angrenzende Rezeptverzeichnis, welches sich für Leser des deutschsprachigen Teils natürlich im vorderen Teil des Kochbuchs befindet. Ich finde es sehr gelungen, dass der Verlag auf diese Feinheiten geachtet hat.
Auch die Rezepte, gegliedert in verschiedene prägnante Kapitel, sind auf der linken Spalte in deutscher Sprache, auf der rechten Spalte bzw. bei längeren Rezepten auf der darauffolgenden Seite in arabischen Schriftzeichen verfasst. Neben Vorwort und vielen sehr interessanten Informationen zum Lebens- und Schaffensweg Chef Ramzis wurde das Buch in
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…Vorspeisen, auf arabisches Mezzeh
…Hackfleischgerichten, arabisch Kibbeh genannt
…Hauptspeisen
…und Süßspeisen & Gebäck eingeteilt.
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Das Inhaltsverzeichnis wurde mit einem filigranen Ornament illustriert, während die einführende Seite zu den verschieden kulinarischen Kategorien mit kräftigem Magenta, welche sich auch auf dem Cover wiederfindet, gehalten wurde. Auch hier finden wir feine florale Ornamente als Zierde, diese Motive verbinde ich und wohl jeder Leser dieses Buches mit dem Orient. Man denke dabei an die farbigen Muster, deren Ursprung bis weit in die Geschichte des Abendlandes zurückreicht – tausende Jahre um genau zu sein – und sich in großer Vielfalt auf Vasen, Teppichen und Architektur im arabischen Raum wiederfindet. Das ganze grafische Konzept des Buches ist schlüssig und in sich stimmig, eine wahre Freude es zu betrachten, vor allem wenn man Wert auf gute Illustration legt. Das Auge isst schließlich mit!
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Geschmacksexplosion Ich durfte in diesem Kochbuch tief in die arabische Küche eintauchen, zusammen mit Chef Ramzi verschiedenste Vorspeisen entdecken und neue Gewürze und Zutaten kennenlernen. Wir sind was unsere Essgewohnheiten betrifft, sehr flexibel und probieren gerne Neues aus, haben bereits Ausflüge in die indische Küche unternommen und sind begeisterte Fans der chinesischen Küche. Kichererbsen, Bulgur, Pinienkerne, Gewürze wie Kreuzkümmel, Minze und Koriander sind also keine unbekannten Zutaten. Ich nutze diese Zutaten recht häufig. Das eine oder andere Rezept habe ich bereits in Restaurants genießen können, so recht getraut, es selbst in der heimischen Küche nachzukochen habe ich mich allerdings nicht. Das wird sich mit diesem Buch ändern, denn die Rezepte sind übersichtlich und ausführlich beschrieben. Zutaten aus dem arabischen Raum, die wir in Deutschland nur schwer schwierig bis gar nicht kaufen können, wurden aus den Rezepten entfernt und durch äquivalentes ersetzt. Das erleichtert den Einstieg in die arabische Küche und schont gleichzeitig den vielleicht stellenweise überforderten Gaumen.
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Fleischgerichte werden vorrangig wird mit Lammfleisch, Meeresfrüchten & Geflügel zubereitet, so zum Beispiel »Musakhkhan« {Hühnerfleisch-Wraps} oder »Mansaf« {Lammsteltze nach jordanischer Art}. Aber auch der Vegetarier wird an diesem Buch seine Freude haben. Rezepte wie »Fatayer bi Sabanikh« {libanesische Teigtaschen mit Spinat} oder »Fattoush« {Gemüsesalat mit geröstetem Brot} klingen unheimlich lecker und sehen auch schon auf den dazugehörigen Fotos sehr appetitlich aus. Das eine oder andere süße Dessert dürfte selbst denjenigen bekannt sein, die gerne den Gang zur beliebten Dönerbude um die Ecke wagen: auch das leckere »Baklava«, ein auch hierzulande sehr beliebtes und sehr süßes mit Pistazien garniertes Blätterteiggebäck darf in diesem Buch nicht fehlen und freut sich auf Zubereitung zuhause.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, das, sofern das Gericht einen arabischen Namen trägt, dieser auch als Überschrift genannt wird – in einer typografisch passenden kalligrafischen Schriftart. Womit wir wiederum bei der ansprechenden, bis ins kleinste Detail reichenden Gestaltung des Buches wären, die mir wirklich sehr gut gefällt!
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Mein Fazit: Ein rundherum gelungenes Werk arabischer Kochkunst mit ansprechender Illustration, das einen intensiven Einblick ins orientalische Kulinarium in seiner Ursprünglichkeit bietet und Lust auf die Erweiterung des Genusshorizonts macht!