Cover des Buches Wasser Wind und Wolken (ISBN: 9783734569166)
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Rezension zu Wasser Wind und Wolken von Ursula Gressmann

grau flutet das licht - komm, wir reisen ans meer

von Angelika16 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Anrührende Inselgedichte einer Autorin aus Juist , die jenseits von Postkartenhimmeln und Strandliegereien verlocken, ans Meer zu reisen.

Rezension

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Angelika16vor 7 Jahren

Nach ein paar Monaten berührt mich erneut dieses Buch vom Meer mit dem fast zu bescheidenen Titel „Wasser, Wind und Wolken“.

Die Autorin Ursula Gressmann, die ihn jetzt als dritten Lyrikband veröffentlicht hat und bei etlichen Lyrik-Wettbewerben vorne bemerkt wurde - sie schreibt auch auf Plattdeutsch und Kindergeschichten - erzählt in diesem Buch von den feinen Facetten, die am Meer faszinieren. Weitab von postkartenblauen Himmeln und sonnigen Strandliegeversprechen lässt sie uns teilhaben an ihrer Liebe zum Meer. Ursula Gressmann ist auf der Nordseeinsel Juist aufgewachsen und schon insofern als Autorin für dieses Thema authentisch.

Sie beginnt mit einem ungewöhnlichen Eingangszitat:

„die sommerzelte abgebrochen/regenfahnen wehen/grau flutet das licht/komm wir fahren ans meer.“

Liebe beginnt vielleicht erst dann, wenn Verborgenes unter der Oberfläche sichtbar wird für denjenigen, der besonders wahrnehmen kann.

Beim Aufnehmen dieser lyrischen Stimmungen entsteht die Sehnsucht, ebenfalls sofort loszureisen und - unabhängig von Wetterkapriolen - zu lauschen, wie ‚wankelmütig die wolken sind“, dass wind den sand „verbläst“, eis „auf wellenrippen tanzt“ „schlick schmatzt und blubbert“ oder der„strandhafer“ sich „zerzaust an den dünenrand bettet“.

Man möchte wieder wie als Kind in „wolkenstapfen treten“, zuschauen, denn „regengeister klettern empor“, „eis flüstert und raschelt, das meer leckt mit spiegelzungen am ufer“.

Irgendwann „verwaist der hafen“. Es bleiben „filigrane sandskulpturen“ oder „ eine einsame fußspur am strand“. Der Sturm jagt „gespensterpferde im meer“ und “möwen…(diese) geisterschar…klagen wie verlorene seelen über den wassergespenstern.“

Die Touristen sind abgereist, das ewige Meer aber bleibt, wandelt unentwegt seine Farbspiele, seine Stimmen, seine Ufer. Inseln sind „den Elementen ausgesetzt, verändern… ständig ihre äußere Form.“

Im wiederkehrenden Sommer entdeckt die Autorin „glasgrün im sonnenlicht“, hört mit empfindsamen Ohren „muschelhörner dröhnen“, erlebt „sonnendurchglüht (ist) mein herz.“

Im Herbst resümiert sie, „der wattflieder duftet noch“. Beim Nachtspaziergang sieht sie, „sterne verblassen wie erlöschende kerzen“, bemerkt, „weiß leuchten die schaumkronen“. Sie „lauscht“ den Geschichten des gehenden Winds.

Wenn sich der Horizont aufhebt, nicht zu erkennen ist, wo Ober- und Unterwelt sich trennen, ahnt niemand, wo „der himmel endet und das meer beginnt.“ Immer wieder aber kommen die Sonnenstrahlen zurück, durchleuchten das nebelnde Grau. Dann lockt die Insel - wie einst die Loreley am Rhein:„glatt gekämmt das dünenhaar streift sie ein kleid aus licht“.

„Wir schlendern den Strand entlang“, steht auf der Rückseite des Buchs zu lesen, „hängen unseren Gedanken nach. Wünsche und Sehnsüchte werden aufgegeben, erwachen erneut. So beginnt die Liebe zum Meer….“

Klarer kann man es vielleicht nicht sagen.

Angelika Zöllner

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