"Angst," sagte Leo, "ist etwas Merkwürdiges. Sie reißt den Leuten Masken herunter... Bei manchen bringt sie die niedersten Instinkte zum Vorschein und bei anderen mehr Mitgefühl. Beides hat mit Überleben zu tun. Aber die Wahl liegt bei uns." - S. 345
"Ursula Hegis Geschichte eines Dorfes im Dritten Reich ist einer der großen, vergessenen Romane der deutschen Literatur."
Und das ist wirklich sehr bedauerlich, denn die Geschichte der kleinwüchsigen Trudi liest sich wirklich großartig.
Ihre Mutter depressiv, der Vater kriegsversehrt und die kleine Trudi gezeichnet durch ihren körperlichen Kleinwuchs - ein hartes Los für ein kleines Mädchen, welches sich nach unbeschwerten Freundschaften sehnt, stattdessen aber immer nur gemieden und/oder ausgeschlossen wird.
So lebt und arbeitet sie Zeit ihres Lebens in der Leihbücherei ihres Vaters und zwischen all den Büchern, bekommt sie so einiges mit. Geschichten, die das Leben schreibt und die leider nicht immer ein Happy End haben, denn der 2. Weltkrieg verschont auch die Einwohner Burgdorfs nicht.
"Braunhemden schwingen Parolen, und der Metzger stellt Alpenveilchen vor das Porträt des Führers."
Lieb gewonnene Nachbarn und Freunde sollen plötzlich nicht mehr die sein, die sie immer waren. Kontakte werden unterbunden, Personen werden überwacht, gedemütigt und denunziert, Leute verschwinden. Doch die Menschlichkeit verschwindet glücklicherweise nicht bei allen.
Ein lesenswertes Buch #gegendasvergessen
"Es war nicht so, dass sie sich gern an diese Dinge erinnert hätte, aber ihr war klar, dass alles, was sie über das Geschehen dieser Jahre wusste, von jetzt an immer mit ihr sein würde und dass sich niemand der Verantwortung dafür entziehen konnte, in dieser Zeit gelebt zu haben." - S. 504