Buchanfang:
Er saß auf dem Steinhaufen im Innenhof des Fort Großfürst Konstantin auf den Höhen über Koblenz, dort, wo einst das mittelalterliche Kloster der Karthäuser stand. Ein guter Platz über dem Rhein. Schaute in die Wolken, die aussahen wie frisch geschaufelte Schneeberge, dicht aneinander gereiht. Nur ab und zu kam das Blau des Himmels durch.
Der spätsommerliche Wind kühlte seine Haut. Ließ seine Seele langsam Freiheit spüren.
Freiheit, frei wieder atmen dürfen. Leben, einfach leben. Sich neu formieren, anders denken, überdenken.
Er hatte alles über Bord geworfen, die alte Art, seinen Beruf auszuüben, zehn Jahre Ehe ...
Statement:
Wenn die Vergangenheit Narben hinterlässt und der Mut, neue Wege zu gehen, von der Angst begleitet wird.
Das waren so meine Gedanken, während ich das als Liebesroman ausgewiesene Buch „Das Salz der Basalttränen“ las. Doch das Buch ist weitaus mehr als „nur“ ein Liebesroman.
Spoiler S. 6
„Mein Leben soll wie eine Lavendelblüte in der Provence sein, kräftig in den Farben, stark im Lebenswind und der Erde verhaftet. Und gute Frauen will ich an ihrem Duft erkennen wie Lavendelblüten.
Erzählt wird hier die Geschichte von Martinus-Giovanni und Gina-Laetitia, zwei erwachsene Menschen, geprägt von ihrer Vergangenheit mit Glück und Leid.
Sie lernen sich scheinbar ganz zufällig im Herbst auf dem Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen kennen.
Martinus, der Mann aus Hachenberg im Westerwald, mit dem italienischen Großvater mütterlicherseits aus Bochum.
Gina, die immer fröhlich wirkende und gute Laune verbreitende junge Frau, geboren in Neuwied, beruflich jetzt in Vallendar verankert., Auch sie hat italienische Wurzeln.
Für mich als Nordlicht dieses Buch zu lesen, welches nicht nur von der Vergangenheit der beiden Protagonisten handelt, sondern eben ihr Weg zueinander, eingebettet in die Landschaft des Westerwaldes, der so detaillierten Ortsbeschreibungen, es war, als wäre ich ein unsichtbarer Begleiter der Handlung gewesen und vor meinen Augen lief ein wunderbarer Film.
Die Autorin schreibt auf einfühlsame Weise von tiefen Gefühlen, einer einzigartigen Verbindung, der Hoffnung, aber auch der Verletzlichkeit.
Was wirklich interessant war die Geschichte des Basaltabbaus, die in der Handlung keine große Rolle spielt, allerdings sehr schön eingepasst. Es gibt so viele erwähnenswerte Abschnitte aus dem Buch, aber das würde den Rahmen einer Rezension sprengen.
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Zitat S. 66
Du hast fünzigmal etwas Gutes getan und bekommst kein Dankeschön, aber der Einundfünfzigste weint vor Glück und bedankt sich. Mit diesem Einundfünfzigsten machst du Geschichte, denn er vergisst dich nicht und wird dein Freund, den du eines Tages auch einmal bitten kannst.
Das harmonische Einbinden der Eltern, vorrangig die Mutter von Martinus, hier hat die Autorin gut getan, diesen Charakteren nicht zu viel Raum zu geben.
Obwohl die Geschichte sich nur auf wenige Personen sowie Gegenden beschränkt, hat Ursula I. Schrader es verstanden, mit ihrem enormen Wortschatz, ihrem Schreibstil eine wahrlich gut geschriebene Liebesgeschichte zu veröffentlichen. Bereits nach den ersten Seiten möchte man nicht aufhören.
„Das Salz der Basalttränen hat mein Innerstes berührt und ab und an hatte ich eine kleine Träne in den Augen.
Fazit:
„Das Salz der Basalttränen“ erhält von mir absolute Leseempfehlung, denn es ist ein sehr schönes Buch mit Tiefgang, nicht aufdringlich, ein berührender und exzellent geschriebener Liebesroman.
Wobei ich noch einmal erwähnen muss, es ist mehr als eine Liebesgeschichte. Es geht um Verluste, seelische Schmerzen ... mit oder ohne Happy End, dass lasse ich offen.
Spoiler S. 171:
... Ich ließ mich scheiden, um endlich wieder leben zu können. Das Kind besuche ich oft auf dem Friedhof. Es hat kein Kreuz auf dem Grab, sondern einen sechseckigen Basaltstein, in dem sein Name eingemeißelt ist. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele Tränen ich dort geweint habe!
Eines Tages, als ich wieder an dem kleinen Grab stand, kam eine alte Frau zu mir und sagte: Junge, das ist das Salzwasser der Basalttränen. Der Basalt hat schon viele hundert Jahre das Salz der Tränen geschmeckt. Die rührt noch von der Zeit her, als Väter oder Kinder im Basaltabbau umgekommen sind. Und sie erzählte mir, dass auch ihre Schwester 1911 an plötzlichem Kindstod gestorben ist. Im vorigen Jahr wurde das Grab eingeebnet, aber das kniende Engelchen, das darauf stand, hatte sie gerettet, und das schenkte sie mir nun. Ich habe den kleinen Engel restauriert, und nun steht er auf dem kleinen Grab meines Töchterchens ....