Rezension zu "Die drei Betrüger: Historischer Roman" von Ursula Janßen
Dieser Roman lässt das 17. Jahrhundert und viele seiner Persönlichkeiten auf eindrucksvolle Weise auferstehen. Er entkräftet so manches Vorurteil und lädt den Lesenden ein, grundsätzlichen philosophischen Fragen zwischen Mystik und Aufklärung Raum zu geben, die ihre Auswirkungen bis heute behalten haben, die moderne politische und gesellschaftliche Entwicklungen ebenso erklären wie hinterfragen.
Ich folgte den Spuren des fiktiven Protagonisten durch die Ränke der Reichen und Nöte der armen Bevölkerung in einem kriegsverwüsteten Europa. Stets auf der Suche nach einem geheimnisvollen Manuskript, das die Weltreligionen ihrer Machtstellung entheben könnte. Die nicht nur für die beginnende Neuzeit provokante These Jesus, Moses und Mohammed seien Betrüger, ist streitbarer Gegenstand des gesuchten Traktats und der Überlegungen des Protagonisten. Der Icherzähler der Binnenhandlung verstrickt sich mit Leib und Seele in einer Jagd nach Wissen und Macht, wobei er sich als Gelehrter allein für Ersteres interessiert und schnell meine Sympathie auf seine Seite zog.
Die gefahrvolle Reise ist bildhaft und mehrschichtig dargestellt, der meist altertümlich anmutende Erzählstil sehr passend und stimmungsvoll.
Zitate aus über 2000 Jahren Philosophiegeschichte zu Kapitelbeginn waren für mich die Sahne auf dieser geistvollen Köstlichkeit. Wer beim Lesen nur konsumieren und kritisches Denken ausschalten möchte, ist nicht Adressat meiner dringenden Empfehlung.
Eine Inspiration für Liebhaber historischer Manuskripte und alle, die sich – im Gestern wie im Heute – kritisch mit religiösen Strömungen befassen oder es wagen wollen, sich im Geiste den Untiefen der menschlichen Urangst zu stellen: der Angst vor dem Tod.