Rezension zu Shanghai fern von wo von Ursula Krechel
Die im Dunkeln sieht man nicht...
von Pongokater
Rezension
Pongokatervor 7 Jahren
Ursula Krechel hat es geschafft, das schwere Thema in eine federleichte, poetische, aber doch unaufdringliche Sprache zu fassen. Mit ihrem Roman bringt sie Licht in ein Kapitel des deutschen Exils, das vielen nicht bekannt ist. Sie zeigt die Kolonie der Juden, die vor den Nazis flohen und keinen besseren Ort fanden als das offene Shanghai. Krechel führt vor, was es hieß, dort über die Runden zu kommen oder, in einigen Fällen, eben nicht über die Runden zu kommen und zu sterben. Krechel zeigt auch, wie später im Roman "Landgericht" noch ausführlich, dass für die Opfer, die nach Deutschland zurückkehrten, nach 1945 die Leiden nicht vorbei waren. Statt in ein nazifreies Deutschland kamen sie in ein Deutschland, in dem an vielen Stellen noch alte Nazis mit alten Einstellungen saßen. Eine bewegend Lektüre, die lange nachklingt.