Rezension zu "Saeculum" von Ursula Poznanski
Zum Inhalt:
Bastian ist Medizinstudent und führt ein eher eintöniges Leben, das hauptsächlich aus Lernen besteht. Dann lernt er Sandra kennen, die ihn auf einen Mittelaltermarkt mitnimmt und ihn einlädt, an einem Live-Rollenspiel teilzunehmen. Fünf Tage an einem abgeschiedenen Ort, an denen sie wie im Mittelalter leben, ohne Handy oder andere moderne Annehmlichkeiten. Bastian willigt Sandra zuliebe ein und genießt die Abwechslung anfangs, bis die erste gruseligen Dinge geschehen...
Meine Meinung:
Ich habe “Saeculum“ zu Weihnachten von meinem Bruder geschenkt bekommen, mit den Worten, dass dieses Buch in keiner Sammlung fehlen dürfe. Er selbst hat es damals in der Bibliothek ausgeliehen und fand es richtig gut. Es kann durchaus sein, dass ich es auch schon mal gelesen hatte, aber ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern. Dementsprechend war ich unglaublich gespannt und musste es möglichst schnell zur Hand nehmen.
Das Cover finde ich richtig schön. Es ist zwar ziemlich schlicht gehalten, aber die schwarzen Äste vermitteln eine schaurige Atmosphäre und passen sehr gut zur Geschichte. Innerhalb des Buches gibt es ähnliche Illustrationen, die kurze Sequenzen aus der Vergangenheit oder Zukunft markieren. Die Anfangsbuchstaben der Kapitel sind in einer Schriftart verfasst worden, die sehr gut zum Cover und der düsteren Atmosphäre der Geschichte passt.
Der Schreibstil von Ursula Poznanski ist leicht verständlich und lässt einen nur so durch die Seiten fliegen. Ich hatte keine Probleme, mir die beschrieben Szenen lebhaft vorzustellen und finde ihre Art zu schreiben wirklich toll. Außerdem hat sie die mittelalterliche Sprachweise sehr gut dargestellt.
Bastian ist mir sehr sympathisch. Er ist vielleicht ein wenig zu naiv, aber definitiv ein guter Kerl. Ich mag es besonders, dass er trotz des Reichtums und Ansehens seines Vaters ein relativ bodenständiger Typ geblieben ist und aufrichtig daran arbeitet, ein guter Mensch, und Arzt, zu werden.
Bei vielen anderen Charakteren hatte ich so meine Probleme. Ich wusste einfach nicht, was ich von ihnen halten sollte. Über einige hat man meiner Meinung nach zu wenig erfahren und bei anderen war sehr schnell klar, dass sie etwas verbergen und nicht die sind, für die sie sich ausgeben. Besonders Sandra mochte ich von Anfang an nicht sonderlich. Gegen Ende hin habe ich eine richtige Abneigung gegen einige der Charaktere, einschließlich Sandra, entwickelt.
Es gab aber auch welche, die ich von Anfang an oder zumindest im Laufe der Handlung lieb gewonnen habe. Dazu gehört definitiv Iris. Schon zu Beginn hat sie sich durch ihr Äußeres und ihrem Benehmen von den anderen abgehoben. Ich tendiere immer dazu, diese Art Personen zu mögen. Und als man dann mehr über sie herausgefunden hat, stand fest, dass sie mein Liebling ist.
Im Allgemeinen habe ich mich sehr darüber gefreut, dass die Charaktere schon älter sind und ich mich somit besser mit ihnen identifizieren konnte.
Ich habe ohne großes Vorwissen mit dem Buch angefangen. Hinten steht nicht viel drauf und dabei wollte ich es belassen. Beispielsweise war ich mir nicht komplett sicher, ob es sich um einen reinen Thriller handelt, oder ob es auch Fantasyelemente gibt. Das war eine gute Entscheidung, da ich so andere Lösungsmöglichkeiten in Betracht gezogen habe und mir das Lesen dadurch mehr Spaß gemacht hat.
Die Grundidee finde ich wirklich großartig. Live-Rollenspiele sind ein Thema, über das ich vorher nichts gelesen habe und das ich sehr interessant finde. Auch der Bezug zum Mittelalter gefällt mir richtig gut, da mich diese Zeit fasziniert und ich gerne darüber lese. Man wird zu Beginn schön in die Geschichte eingeführt. Es wird erklärt, wie die Rollenspiele ablaufen, welche Regeln es gibt und wie sie im Allgemeinen funktionieren. Auch die Charaktere werden vorgestellt. Wie oben schon erwähnt, hatte ich da allerdings Schwierigkeiten mir eine richtige Meinung zu bilden und finde einige sehr unsympathisch. Das hat meine Lesefreude teilweise gedämpft. An sich mag ich aber die Vielfalt an Persönlichkeiten, die in der Gruppe vertreten sind.
Leider hat der Einstieg dann doch zu viel Zeit in Anspruch genommen. Es ist erst nach ca. 140 Seiten Spannung aufgetreten. Davor war es dann doch manchmal ein bisschen langweilig. Ich habe die ganze Zeit gewartet, dass endlich etwas passiert. Nur die kurzen Einschübe, die stellenweise auftauchen, haben für Spannung gesorgt. Die waren erst ziemlich unzusammenhängend und lösten bei mir viele Fragen aus. Nach und nach haben sich aber alle einordnen lassen.
Nachdem die Story endlich an Fahrt aufgenommen hatte, wurde es aber richtig gut. Ich hatte so viele Fragen und habe mir einige Theorien einfallen lassen, was oder wer dahinterstecken könnte. Ich wollte unbedingt weiterlesen und endlich die Auflösung wissen. Als die Situation dann scheinbar aussichtslos wurde und alle mit den Nerven am Ende waren, gab es einige erschreckende Entwicklungen. Ich finde es echt krass, was solche Dinge mit Menschen machen können und wie leicht sie sich plötzlich beeinflussen lassen.
Mir hat es zudem mega gut gefallen, wie Stück für Stück die Geheimnisse der Teilnehmer ans Licht kamen und wie das alles ins Gesamtbild gepasst hat. Es war definitiv möglich vor der Auflösung herauszufinden, wer alles dahintersteckt. Teilweise gab es ziemlich deutliche Hinweise und spätestens da war ich mir dann auch sicher. Das hat dem Ende aber kein Abbruch getan. Die Auflösung, der ganze Plan, ist einfach nur genial. Das ist so gut vorbereitet und durchgeführt worden. So was muss man sich erstmal ausdenken. Trotzdem ist es auch extrem egoistisch und hat in mir eine große Wut auf einige hinterlassen.
Fazit:
Alles in allem ist “Saeculum“ ein sehr guter Thriller, der einige Wendungen enthält, mit denen ich nicht gerechnet habe. Ich habe mitgerätselt und es regelrecht verschlungen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht. Leider war der Einstieg ein bisschen zu lang und einige Charaktere so unsympathisch, dass ich keine vollen 5 Sterne vergeben kann. Trotzdem sind es gute 4,5 Sterne und eine große Leseempfehlung von mir.