Cover des Buches Blinde Vögel (ISBN: 9783499259807)
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Rezension zu Blinde Vögel von Ursula Poznanski

Rezension: Blinde Vögel von Ursula Poznanski

von Herzkirschee vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Durch das Facebook-Setting einer der spannendsten Thriller seit langem!

Rezension

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Herzkirscheevor 8 Jahren

Zwei Leichen werden in Salzburg gefunden und alles deutet auf die Tat eines zurückgewiesenen Liebhabers hin, doch schnell merkt Beatrice Kaspary, dass diese Theorie Lücken aufweist. Denn die Toten haben sich zu Lebzeiten nicht gekannt. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit stößt Beatrice auf Facebook, denn dort liegt die einzige Verbindung: beide waren Mitglied in einer Lyrik-Gruppe. Blinde Vögel ist der zweite Fall aus der Reihe Kaspary & Wenninger ermitteln.

Was dein Facebook-Profil über dich verrät…

Beginnen wir mit dieser einen Sache, die das ganze Buch für mich zu einem besonderen Erlebnis gemacht hat: die Lyrik-Gruppe und ihre Mitglieder! Man glaubt gar nicht, wie sehr einem die Charaktere aus eigenen Erlebnissen bekannt vorkommen – zum Beispiel, wenn sich gerade die Mutter von Schulfreund XY angemeldet hat, mit dem du keinen Kontakt mehr pflegst, und dir aus heiterem Himmel ein Freundschaftsangebot macht. Auf ihrer Seite postet sie Bilder aus dem WWW von Katzenbabys und Kerzen. Ja, genau solche Leute findet Beatrice bei ihren Recherchen. Ich konnte also manchmal gar nicht anders, als beim Lesen zu schmunzeln.

Aber dass die Geschichte in den Kosmos einer Lyrik-Gruppe auf Facebook eintaucht, in der sich alle – wie das eben in sozialen Netzwerken so ist – aufspielen, hat mir großartig gefallen! Es werden laufend Gedichte und dazu passende Bilder gepostet, doch schon bald merkt man, dass mehr hinter einigen von ihnen steckt – manche sind Hilferufe, andere versteckte Botschaften. Den Ausflug in die Lyrik habe ich sehr genossen, denn in gewisser Weise sind es die Gedichte in Zusammenspiel mit den eingefügten Chat-Verläufen und Kommentaren der unterschiedlichen Charaktere, die die Geschichte tragen und zugleich auflockern.

Besonders erheitert haben mich beim Lesen die Kommentare der Nutzer – von wehleidig über kratzbürstig bis hin zu stark suizidgefährdet ist alles dabei. Du triffst beim Lesen sowohl die Rosen- und Kätzchenbilder teilenden Onliner über 40 als auch jene, die einem mit ihrem Verhalten ernsthaft Sorgen bereiten.


Die Lyrik-Gruppe ist wild durchmischt und doch vermutet Beatrice eine Verbindung, die sie nach und nach enthüllt. Allein wegen der Thematik hat sich das Buch für mich schon gelohnt und die Charaktere hinter den Profilen, auf denen Beatrice stöbert, sind ebenso interessant. Ich finde Morde in Verbindung mit sozialen Netzwerken unglaublich spannend – ja, ich weiß, irgendwie makaber – aber ich möchte wirklich noch mehr Thriller lesen, die sich um das Internet drehen.

Der Schreibstil konnte mich wie immer überzeugen, auch wenn ich mit Protagonistin Beatrice erst einmal gefremdelt habe. Wahrscheinlich weil unsere Leben grundverschieden sind und ich mich erst an ihren Spagat zwischen dem harten Job, den zwei Kindern und den Konflikten mit ihrem Exmann gewöhnen musste. Florin Wenninger mochte ich hingegen auf Anhieb, auch wenn mich die sich andeutende, romantische Beziehung der beiden nicht wirklich interessiert. Doch bei jedem Roman der Autorin fliegen die Seiten nur so dahin. Die Spannung liegt ganz gewiss darin, herauszufinden, wer hinter den verfremdeten Profilen auf Facebook steckt und wo die Zusammenhänge liegen, denn lange ist nur bekannt, dass die Mordopfer beide in der Gruppe waren. Aber wieso mussten sie sterben? Viel Spaß beim Rätseln!

Diesmal konnte Poznanski mich zwar nicht mit dem Ausgang der Geschichte vom Hocker reißen, was allerdings in diesem Fall bedeutet, dass es großartig, nur eben nicht Mindblowing war. Aber es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich den Ermittlern in Salzburg einen Besuch abstatte. Der dritte Fall Stimmen liegt nämlich schon bereit und wartet darauf, gelesen zu werden.

Mein Fazit

Ein perfekt konstruierter und spannender Kriminalfall in der digitalen Welt, der unterhaltsam und an vielen Stellen auch wirklich witzig ist, wenn die Stereotypen auf Facebook beleuchtet werden. Wie immer ein tolles Buch von Ursula Poznanski!

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