Rezension
LeJardinDuLivrevor 11 Jahren
Ich habe in meinem Leben noch nicht sehr viele Thriller gelesen. Das sage ich, weil ich nicht viele Vergleiche hatte und hoffe, dass ich keine Genre-untypische Anforderungen an das Buch stelle.
Der Schreibstil von Ursula Poznanski hat mich von der ersten Seite an überzeugt. In der dritten Person wird aus der Sicht von Bastian, einem zurückgezogenen, aber auch sympathischen Medizin-Studenten erzählt. Obwohl die ersten Seiten in einem Buch oft nur einleitend und somit nicht unbedingt spannend sein müssen, erzeugt die Autorin durch eine zweite Perspektive (aus Sicht der jungen Iris) schon auf den ersten Seiten Spannung. Denn Iris gehört auch zu der Rollenspiel-Gruppe, aber sie wird verfolgt und hütet ein dunkles Geheimnis.
Bastian und Iris sind sogenannte "Kopfmenschen" und allein deswegen sind diese beiden Perspektiven gut gewählt. Denn ganz ehrlich, wer glaubt schon an Flüche? Ihr etwa?
Doro auf jeden Fall! Die junge Hexe ist unheimlich abergläubisch und einer der unsympathischsten Charaktere in diesem Buch.
Von so einem Thriller erwartet sicher jeder Leser, dass es für die ganzen Vorkommnisse am Ende eine logische Erklärung gibt. Es wäre ja billig zu sagen "Oh nein, der Wald it wirklich verflucht!"
Die meisten Leser werden auch selber gerne miträtseln. Der Stil der Autorin erlaubt das auch, denn sie macht viele Andeutungen, aus denen man einige Schlüsse ziehen kann. Der Leser darf von der ersten bis zur letzten Seite auf einzelne, sorgfältig eingeflochtene Kleinigkeiten achten, seien es Blicke oder kleine Bemerkungen, die einzelne Puzzlestücke in der Lösung des Rätsels sind.
Die Hauptcharaktere und auch viele Nebencharaktere wirken sympathisch und trotzdem lebensnah und realistisch. Das heißt, sie machen auch Fehler und jeder hat seine eigenen Stärken und Schwächen.
Ich habe leider noch keins von Frau Poznanskis Büchern gelesen, aber anhand des Klappentextes von "Erebos" kann ich mir vorstellen, dass die Autorin Thematiken wie "Verhalten in Extremsituation", "Grenzen der Menschlichkeit/ Menschliche Abgründe" und "Was würdest du alles tun, um dein Leben zu retten?" gerne mag und in ihre Bücher einbindet. Bei einem Thriller bietet sich das ja auch an und macht die Ganze Sache noch einen Tick gruseliger. Ist ein Mensch dazu fähig?, fragt sich der Leser oft. Normalerweise finde ich solche Gedankenspiele auch ganz interessant und natürlich auch erschreckend, aber die Charaktere aus dem Buch verhalten sich meines Erachtens zu schwarz-seherisch. Was will ich damit sagen? Nennt mich einen Optimisten, aber ich glaube an das Gute im Menschen und wenn wir eine Durchschnittgruppe von jungen Leuten nehmen, die sich schon länger kennen und am Mittelalter begeistert sind, dann halte ich es für realitätsfern, dass sich die meisten an solch menschliche Abgründe begeben. Manche, ein paar, vielleicht. Aber doch nicht die meisten.
Dieses Konzept ist schließlich schon aus vielen Büchern, Filmen und nicht zuletzt TV-Serien wie "Breaking Bad" bekannt. Der Durchschnittsbürger mit normalen Moralsvorstellung kommt in eine Extremsituation und macht sich wie Breaking Bads Walter White vielleicht sogar des Mordes schuldig. Natürlich ist diese Vorstellung gruselig und grausig, aber auch realistisch? Auf mich wirkte es etwas zu bedrückend und pessimistisch. Dadurch wirken die Charaktere durch die Bank unsympathisch beziehungsweise blass, weil man ihr Handeln nicht unbedingt nachvollziehen kann.
Doch darüber lässt sich vielleicht hinwegsehen.
Über das Ende allerdings nicht!
Viele Rezensenten prangerten es bereits an und ich muss mich da leider anschließen. Es ist schwer in einer Rezension das Ende eines Buches begründet zu kritisieren, denn ich möchte nicht unnötig spoilern.
Doch schließlich habe ich mir am Ende noch einmal die Beweggründe des Antagonisten vor Augen geführt, diese damit verglichen, zu welchen Mitteln er gegriffen hat und kam schließlich zu dem Schluss, dass es absolut nicht zu verantworten ist, dass er deswegen am Ende nicht zu Rechenschaft gezogen wurde.
Das Ende ist einfach lasch!
In diesem Buch gibt es so viele Menschen, die unfair und unmoralisch handeln, aber keiner von ihnen wird am Ende zur Rechenschaft gezogen oder gar bestraft. Das finde ich höchst bedenklich.
Wenn man einmal von diesen Punkten absieht ist Saeculum ein schöner Thriller, der den Leser miträtseln lässt. Ein wenig stört vielleicht, dass Bastian und Iris, auch wenn sie sonst so helle sind, nie über ein mögliches Motiv hinter den ganzen Vorkommnissen nachdenken. Nach drei-viertel des Buches müsste ihnen beim näheren Betrachten der Geschehnisse klarwerden, wer da hinter steckt.
Zum Cover:
Sieht echt klasse aus! Die Kanten der Seiten sind schwarz, dadurch wirkt es richtig schon gruselig. Und auch das Innendesign ist wunderbar schaurig. Und dass manche Seiten schwarz sind und die Schrift weiß lässt es noch mehr wie ein verfluchtes Buch wirken ;-)
Altersempfehlung:
Ich würde den Thriller ab 16 Jahren empfehlen, da es einige unheimliche Stellen und menschliche Abgründe zu sehen gibt und die mangelnde Richtigstellung, was richitg und was falsch oder gerechtfertig ist am Ende fehlt.
Fazit:
Alles in allem ist Saeculum ein spannender Vetreter seines Genres, bei dem sich der Leser selbst manchmal ertappt, wie er beginnt an den Fluch zu glauben. Die Schauplätze waren gut gewählt und das Genre "Mittelalter-Rollenspiel" ist einfach extrem spannend und mitreißen, auch für die, die damit wenig am Hut haben.
Allerdings ist das Ende zu versöhnlich, klare Grenzen zwischen dem, was richtig und was falsch ist gibt es nicht und die bösen Taten des Antagonisten werden unter Begründung äußerer Umstände relativiert und abgeschwächt. Der Schluss "Wenn ich in ***'s Situation gewesen wäre, hätte ich vielleicht auch so gehandelt!" ist falsch und bedenklich.
Wenn man darüber das für erkennt und darüber hinwegsehen kann, sehen ein paar spannenden und gruseligen Lesestunden allerdings nichts mehr im Weg.
Der Schreibstil von Ursula Poznanski hat mich von der ersten Seite an überzeugt. In der dritten Person wird aus der Sicht von Bastian, einem zurückgezogenen, aber auch sympathischen Medizin-Studenten erzählt. Obwohl die ersten Seiten in einem Buch oft nur einleitend und somit nicht unbedingt spannend sein müssen, erzeugt die Autorin durch eine zweite Perspektive (aus Sicht der jungen Iris) schon auf den ersten Seiten Spannung. Denn Iris gehört auch zu der Rollenspiel-Gruppe, aber sie wird verfolgt und hütet ein dunkles Geheimnis.
Bastian und Iris sind sogenannte "Kopfmenschen" und allein deswegen sind diese beiden Perspektiven gut gewählt. Denn ganz ehrlich, wer glaubt schon an Flüche? Ihr etwa?
Doro auf jeden Fall! Die junge Hexe ist unheimlich abergläubisch und einer der unsympathischsten Charaktere in diesem Buch.
Von so einem Thriller erwartet sicher jeder Leser, dass es für die ganzen Vorkommnisse am Ende eine logische Erklärung gibt. Es wäre ja billig zu sagen "Oh nein, der Wald it wirklich verflucht!"
Die meisten Leser werden auch selber gerne miträtseln. Der Stil der Autorin erlaubt das auch, denn sie macht viele Andeutungen, aus denen man einige Schlüsse ziehen kann. Der Leser darf von der ersten bis zur letzten Seite auf einzelne, sorgfältig eingeflochtene Kleinigkeiten achten, seien es Blicke oder kleine Bemerkungen, die einzelne Puzzlestücke in der Lösung des Rätsels sind.
Die Hauptcharaktere und auch viele Nebencharaktere wirken sympathisch und trotzdem lebensnah und realistisch. Das heißt, sie machen auch Fehler und jeder hat seine eigenen Stärken und Schwächen.
Ich habe leider noch keins von Frau Poznanskis Büchern gelesen, aber anhand des Klappentextes von "Erebos" kann ich mir vorstellen, dass die Autorin Thematiken wie "Verhalten in Extremsituation", "Grenzen der Menschlichkeit/ Menschliche Abgründe" und "Was würdest du alles tun, um dein Leben zu retten?" gerne mag und in ihre Bücher einbindet. Bei einem Thriller bietet sich das ja auch an und macht die Ganze Sache noch einen Tick gruseliger. Ist ein Mensch dazu fähig?, fragt sich der Leser oft. Normalerweise finde ich solche Gedankenspiele auch ganz interessant und natürlich auch erschreckend, aber die Charaktere aus dem Buch verhalten sich meines Erachtens zu schwarz-seherisch. Was will ich damit sagen? Nennt mich einen Optimisten, aber ich glaube an das Gute im Menschen und wenn wir eine Durchschnittgruppe von jungen Leuten nehmen, die sich schon länger kennen und am Mittelalter begeistert sind, dann halte ich es für realitätsfern, dass sich die meisten an solch menschliche Abgründe begeben. Manche, ein paar, vielleicht. Aber doch nicht die meisten.
Dieses Konzept ist schließlich schon aus vielen Büchern, Filmen und nicht zuletzt TV-Serien wie "Breaking Bad" bekannt. Der Durchschnittsbürger mit normalen Moralsvorstellung kommt in eine Extremsituation und macht sich wie Breaking Bads Walter White vielleicht sogar des Mordes schuldig. Natürlich ist diese Vorstellung gruselig und grausig, aber auch realistisch? Auf mich wirkte es etwas zu bedrückend und pessimistisch. Dadurch wirken die Charaktere durch die Bank unsympathisch beziehungsweise blass, weil man ihr Handeln nicht unbedingt nachvollziehen kann.
Doch darüber lässt sich vielleicht hinwegsehen.
Über das Ende allerdings nicht!
Viele Rezensenten prangerten es bereits an und ich muss mich da leider anschließen. Es ist schwer in einer Rezension das Ende eines Buches begründet zu kritisieren, denn ich möchte nicht unnötig spoilern.
Doch schließlich habe ich mir am Ende noch einmal die Beweggründe des Antagonisten vor Augen geführt, diese damit verglichen, zu welchen Mitteln er gegriffen hat und kam schließlich zu dem Schluss, dass es absolut nicht zu verantworten ist, dass er deswegen am Ende nicht zu Rechenschaft gezogen wurde.
Das Ende ist einfach lasch!
In diesem Buch gibt es so viele Menschen, die unfair und unmoralisch handeln, aber keiner von ihnen wird am Ende zur Rechenschaft gezogen oder gar bestraft. Das finde ich höchst bedenklich.
Wenn man einmal von diesen Punkten absieht ist Saeculum ein schöner Thriller, der den Leser miträtseln lässt. Ein wenig stört vielleicht, dass Bastian und Iris, auch wenn sie sonst so helle sind, nie über ein mögliches Motiv hinter den ganzen Vorkommnissen nachdenken. Nach drei-viertel des Buches müsste ihnen beim näheren Betrachten der Geschehnisse klarwerden, wer da hinter steckt.
Zum Cover:
Sieht echt klasse aus! Die Kanten der Seiten sind schwarz, dadurch wirkt es richtig schon gruselig. Und auch das Innendesign ist wunderbar schaurig. Und dass manche Seiten schwarz sind und die Schrift weiß lässt es noch mehr wie ein verfluchtes Buch wirken ;-)
Altersempfehlung:
Ich würde den Thriller ab 16 Jahren empfehlen, da es einige unheimliche Stellen und menschliche Abgründe zu sehen gibt und die mangelnde Richtigstellung, was richitg und was falsch oder gerechtfertig ist am Ende fehlt.
Fazit:
Alles in allem ist Saeculum ein spannender Vetreter seines Genres, bei dem sich der Leser selbst manchmal ertappt, wie er beginnt an den Fluch zu glauben. Die Schauplätze waren gut gewählt und das Genre "Mittelalter-Rollenspiel" ist einfach extrem spannend und mitreißen, auch für die, die damit wenig am Hut haben.
Allerdings ist das Ende zu versöhnlich, klare Grenzen zwischen dem, was richtig und was falsch ist gibt es nicht und die bösen Taten des Antagonisten werden unter Begründung äußerer Umstände relativiert und abgeschwächt. Der Schluss "Wenn ich in ***'s Situation gewesen wäre, hätte ich vielleicht auch so gehandelt!" ist falsch und bedenklich.
Wenn man darüber das für erkennt und darüber hinwegsehen kann, sehen ein paar spannenden und gruseligen Lesestunden allerdings nichts mehr im Weg.