Cover des Buches Thalamus (ISBN: 9783785586143)
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Rezension zu Thalamus von Ursula Poznanski

Thriller-Time, die sich lohnt!

von Benni_Cullen vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Poznanski weiß einfach, was eine gute Idee ist! Es gibt Längen und redundante Stellen, aber die macht die Idee wett! Empfehlenswert!

Rezension

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Benni_Cullenvor 6 Jahren
Da mir das Jugendbuch der Autorin im letzten Jahr so gut gefallen hat – “Aquila” gehört bis heute zu meinen Jahreshighlights 2017 – musste ich einfach wissen, wie die Autorin nachlegt. Und als ich das Thema des neuen Poznanski-Romans erfahren habe, wusste ich erst recht: Das musst du lesen! Denn ein Jugendbuch, das sich mit moderner Hirnmedizin auf einer abgelegenen Rehaklinik beschäftigt, das muss doch einfach einschlagen wie eine Bombe, oder?

Wir erleben die Geschichten durch die Augen von Timo, der nach einem schweren Verkehrsunfall zunächst in einer Klinik und dann in einer Spezial-Reha-Klinik sein neues Leben angeht. Der Jugendliche kann zunächst fast gar nicht laufen und besonders das Reden fällt ihm auch nach mehreren Wochen schwer – es scheint ihm sogar unmöglich. Doch nachts, da ist alles anders, denn dort kann Timo nicht nur laufen, sondern auch rennen, nicht nur reden, sondern auch kommunizieren und so schnell denken, wie noch nie – all das könnte ein Traum sein, wenn er nicht auch andere Patienten sehen würde, denen es auch von jetzt auf gleich besser zu gehen scheint. Die Lage spitzt sich immer mehr zu und Timo wird schnell klar: Etwas läuft hier nicht mit rechten Dingen. Doch was geht in der Rehaklinik vor? Und was haben die Doktoren damit zu tun?

Auf den ersten 100 Seiten war ich wie gefesselt von den Geschehnissen: Timos Unfall wird so rasant und echt beschrieben, dass man das Gefühl hat, Zeuge zu sein und alles hautnah mitzuerleben. Im Anschluss leidet man mit dem Protagonisten mit und kann seine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen. Sobald er in die Rehaklinik kommt, fing dann das Rätselraten an, denn sehr schnell merken wir als Leser: Irgendwas stimmt hier einfach nicht. Ich muss gestehen, dass ich einen Teil der finalen Antwort bereits hier erahnt habe, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie es die Autorin dargestellt hat. Außerdem war ich mir gar nicht sicher, weshalb ich ständig am Überleben und Nachdenken war, was ich sehr gemocht habe und was die Spannung aufrecht gehalten hat.

Gegen Mitte der Geschichte war ich allerdings etwas zwiegespalten, denn der Plot war dann doch sehr redundant und wiederkehrend, ohne eine wirkliche Entwicklung aufzuweisen. Wir begleiten Timo immer wieder nachts, wo er die merkwürdigsten Dinge erlebt und dann einmal tagsüber, wo er nicht viel mehr macht als sich mit seinen Freunden in der Klinik zu unterhalten. Nur ab und an wird das durchbrochen – diese Momente waren dann auch meine kleinen Highlights, auch wenn sie mich nicht völlig in ihren Bann ziehen konnten. Gegen Ende wurde es dann wieder sehr rasant und das Finale konnte mich dann wirklich packen – und sogar einige Lächeln auf meine Lippen zaubern.

Apropos Charaktere: Diese waren sehr gut ausgewählt und alle recht unterschiedlich, was eine breite Identifikationsplattform für Jugendliche bietet, was ich immer toll finde, denn dann fühlt sich auch wirklich jeder angesprochen – denn für jeden Topf gibt es sozusagen den passenden Deckel. Tatsächlich hätte ich mir aber auch hier gewünscht, dass man mit mehr Personen in Kontakt gekommen wäre. Denn besonders häufig beschäftigen wir uns mit Carl und Mona – wobei wir letztere auch meist nur durch Carl mitbekommen. So gibt es eigentlich dann doch wieder nur eine Person, die so richtig intensiv Nebenfigur ist. Auch das wird gegen Ende besser, hätte aber am Anfang schon umgesetzt werden können, sodass es eine kleine Truppe an Menschen gibt, die gegen die Merkwürdigkeiten kämpft. So hätte ich es zumindest noch besser gefunden.

Nichtsdestotrotz bietet “Thalamus” allerlei Spannung, ganz viele Facetten und eine Idee, die einfach unschlagbar ist. Diese Geschichte hat Sogkraft und lässt einen nicht mehr los – bis man die letzten Seite gelesen hat und wirklich weiß, was Sache ist. Und selbst dann hallt sie in einem noch nach. Genau das gefällt mir an den Geschichten der Autorin, denn sie sind keine leichte Kost, die man mal ebenso nebenbei liest. Sie bringt den Leser zum Nachdenken bzw. Recherchieren und führt dazu, dass man die Geschichte im Nachgang eigentlich noch mehr genießt und dessen Wert kennt, als während des Lesens. Ein wirklich faszinierendes Phänomen, das ich so ähnlich schon bei “Aquila” hatte.

Mein Fazit:
Insgesamt bin ich guter Dinge: “Thalamus” hat eine wahnsinnig gute Idee, die sie konsequent verfolgt und die am Ende wirklich begeistert. Der Leser ist dem Protagonisten sehr nah, was zu einer sehr engen Bindung führt. Ja, das Storytelling hätte rasanter sein können und der Geschichte hätte eine starke Gruppe an Jugendlichen gut getan, aber das sind eher kleinere Kritikpunkte, die meinen Leseeindruck nicht allzu sehr getrübt haben. Ursula Poznanski zeigt, dass sie zurecht eine der erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen Deutschlands ist und knüpft mit “Thalamus” an ihre Vorgänger perfekt an. Dafür gibt es 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung für Fans der Autorin, aber auch für all jene, die die Autorin noch gar nicht kennen – probiert es aus, es lohnt sich allemal!
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