„...Wir sind ein vertriebenes Volk, beherrscht nicht nur von den Römern, leben verstreut in der Welt, benötigen Zusammenhalt durch Erzählungen...“
Es ist kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung. In Galiläa im kleinen Ort Magdala lebt Maria bei ihren Eltern Thomas und Esther. Thomas ist Landwirt, Esther stellt Schmuck her. Maria wächst im jüdischen Glauben, aber trotzdem relativ frei auf.
Mit dem Tod der Mutter verschwindet auch der Vater aus Marias Leben. Sie ist mittlerweile eine junge Frau, die nicht in Magdala bleiben möchte. Sie möchte reisen und die Welt sehen.
Die Autorin hat ein spannendes und gut recherchiertes Zeitgemälde konstruiert. Man sollte allerdings wissen, dass Maria nichts mit der biblischen Maria aus Magdala zu tun hat. Das hat mich anfangs irritiert, da ich den Klappentext nur überflogen hatte.
Für die damalige Zeit ist Maria eine selbstbewusste junge Frau, die weiß, was sie will und aufgeschlossen für Neues ist. Sie bleibt zwar ihrem jüdischen Glauben verhaftet, sieht den aber nicht als Dogma.
Zuerst darf ich Maria zu ihrem Onkel und ihrer Tante nach Zypern begleiten. Ihr Neffe Simon träumt davon, den römischen Legionen beitreten zu dürfen. Dem steht allerdings sein Glaube entgegen. Marias Nichte Lea kann nicht sprechen. Trotzdem ist sie in der Lage, mit ihrer Umgebung zu kommunizieren. Außerdem verfügt sie über eine ausgeprägtes Feingefühl für die Befindlichkeiten anderer Menschen.
Gut wiedergegeben werden die römischen Gesetzmäßigkeiten. Als Lupus, ein junger Römer, Maria am Tempel anspricht, erfahre ich:
„...Es ist verboten, dass Frauen und Männer in der Öffentlichkeit miteinander reden...“
Weiter geht Marias Reise nach Rom. Dort trifft sie ihre Freundin Claudia, die Tochter des Kaisers Tiberius. Die wird in wenigen Tagen Pontius Pilatus heiraten. Ausführlich werde ich in die Verhältnisse der römischen Oberschicht eingeführt. Doch die Stadt hat auch andere Gesichter. Das sind Gestank, Lärm und Armut.
Wieder zurück in Galiläa streift die Autorin kurz das Zusammentreffen von Pontius Pilatus und Jesus, der im Buch Jeschua heißt. Bei Simon Petrus lernt Maria die Nachfolger Jesu kennen, schließt sich ihnen aber nicht an.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat zwei starke Frauenpersönlichkeiten in den Mittelpunkt gestellt. Das sind Maria und Lea. Beide darf ich über viele Jahre begleiten.