Es kommt drauf an, wie und wozu man dieses Buch liest. Wahrscheinlich gibt es keinen ausgewogenen Überblick über die Sexualmoral des Christentums, denn es ist eine Streitschrift. Wenn man nicht Geschichte und Theologie studiert hat, ist man sich auch nicht bewusst, wann simplifiziert und überspitzt wird. Es ist also ein Buch, mit dem man sich im Grunde beim Lesen sehr auseinandersetzen müsste, wie weit die Thesen so zutreffen. Aber Uta Ranke-Heinemann gibt einen Überblick über die Verirrungen und den Aberglauben, den es ja gab. Alles Negative wird hier aufgezählt von der Antike bis heute. Und der Kritikpunkt Uta Ranke-Heinemanns, den ich für berechtigt halte, ist der, dass die Kirche eine detaillierte Sexualmoral aufgebaut hat, die durch Jesus selber so nicht begründet ist. Und dabei geht es um Sexualität innerhalb der Ehe. Ranke-Heinemann wirft der Kirche eine Fokussierung auf Sex vor. Ausserdem bewertet sie den Zölibat als ehefeindlich und kritisiert, dass die Kirche einen Stand erschaffen hat, der durch das Ablehnen von Sex über den normalen Christen steht und die normalen christlichen Familien zu Christen 2. Klasse macht. Das Buch war in den 80er Jahren ein Bestseller. Ich habe die alte Version gelesen.
Skandal-Bestseller der 80er