In dieser Kunstausstellung wird der Mund mit allem Drumherum zum Thema gemacht. Leicht vorzustellen, dass dieses Thema sehr umfangreich ausfällt, da der Mund nicht nur eine schnöde Öffnung im Kopf zur Nahrungsaufnahme ist, sondern vielfältige körperliche und emotionale Funktionen übernimmt. Da wundert es wenig, dass die Ausstellung und damit auch dieses Buch in 12 „Motivgeschichten des Oralen“ unterteilt ist.
Der Inhalt der Ausstellung lässt sich vielleicht mit dem ersten Satz der Herausgeberin am besten verdeutlichen:
„Lippen, Zunge und Zähne – Beißen und Reißen – Essen, Schmecken und Lecken – Singen, Pfeifen und Sprechen – Schreien, Speien und Spucken – Atmen, Hauchen und Rauchen – Lachen und Weinen, Tasten und Fühlen sowie Küssen, Lust und Leidenschaft, der Mund und seine Höhle sind eine äußerst reizvolle Körperzone, sie ist ein Alleskönner“
Wenn man sich verdeutlicht, wie vielfältig in unserer Sprache Bezug auf die orale Zone genommen wird, so werden die Kunstwerke quer durch alle Epochen wenig erstaunen. Wie bei der Thematik wenig verwunderlich gibt es sehr ansprechende, aber auch sehr abstoßende Werke, die aber alle sehr zueinander passen und sich teils sogar gegenseitig ergänzen.
Das vorliegende Buch überzeugt aber nicht durch die Zusammenstellung der Kunstwerke, sondern auch durch die zahlreichen sehr informativen Texte der insgesamt 12 Autoren. Diese sehr wissenschaftlich geprägten Texte sind sehr anspruchsvoll und teils tiefgreifend und gehen teils über das übliche Maß des kunstinteressierten Laien deutlich hinaus. Abschrecken sollte man sich aber deswegen nicht lassen, diese ungewöhnliche Zusammenstellung anzuschauen, die es bisher so in Deutschland noch nicht zu sehen gab (wenn ich dem Vorwort des Generalsekretärs der Kulturstiftung der Länder Prof. Dr. Markus Hilgert Glauben schenken darf).
Fazit
Dieses Buch zeigt zahlreiche Abbildungen (es sind 350) und deren teils genialen Zusammenstellung und spricht mit den zahlreichen facettenreichen Texten der unterschiedlichen Autoren den ambitionierten Kunstinteressierten an. Allerdings muss der Leser eine gehörige Portion Kunstinteresse mitbringen, um an diesem Werk seine Freude zu haben.