Rezension zu "Als wir Adler wurden" von Uticha Marmon
Jannik, Loni, Pinar, Kai und Elias aus der Rottstraße sind eine eingeschworene Gemeinschaft und verbringen jede freie Minute mit Alienjagd im Hinterhof, wobei sie Geschichten nachspielen, die sich Janniks älterer Bruder Bo einst für sie ausgedacht hat. Zu ihrem 11. Geburtstag bekommen Jannik und Loni von Bo ein neues Abenteuer geschenkt: den Einstieg in die Geschichte der Adler. Diesmal müssen die Fünf den Fortgang der Geschichte selbst bestimmen und Entscheidungen treffen.
Doch dann verschieben sich die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in der Straße und plötzlich wird Loni zur Außenseiterin – weil sie kenianische Wurzeln hat. Die Gemeinschaft zerbricht und es ist an Jannik zu entscheiden, ob er lieber dazugehören oder für seine Freundschaft mit Loni eintreten will.
Dieses Buch ist höchst aufwühlend. Es nimmt den Lesenden gefangen und beschäftigt auch lange, nachdem es ausgelesen wurde. Die schleichende Veränderung im Verhalten der Leute, die fortschreitende Diskriminierung und dennoch der unerschütterliche Glaube, im Recht zu sein... Es gibt so viele Parallelen zu Zeit des Nationalsozialismus, dass man den Protagonisten immerfort zurufen möchte, sich in ein Geschichtsbuch zu vertiefen und die Ähnlichkeiten zu erkennen. Gerade angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre hat Uticha Marmon einen aktuellen, gegenwärtigen Roman geschrieben, dessen Lektüre Jedem empfohlen sei und der seine Leser auf erschütternde und doch realitätsnahe Art aufrüttelt.