Entigeln- ein eingängiges Bild, bei dem wohl jeder sofort eine kleine stachlige Kugel vor Augen hat, die sich langsam wieder als Tier entpuppt. Ein sehr passender Titel, in einem Buch über Demenz, wie ich finde.
Demenz ist heutzutage Volkskrankheit Nr. 1 geworden. Nahezu jeder hat schon mal davon gehört, kennt jemanden, der jemanden kennt oder aber muss aus ganz persönlicher Erfahrung lernen, wie man damit umgeht.
Wie der kleine Igel, schotten sich Demenzkranke und auch deren Angehörige nach und nach von der Außenwelt ab. Denn der Kranke kann teilweise nicht mehr mit der Welt interagieren, der Angehörige hingegen fühlt Scham, Trauer und Überforderung. Um genau dem entgegen zu wirken, sollte man diesen Ratgeber zu Gemüte ziehen.
Er ist in zwei Bereiche eingeteilt. Zu Beginn erfährt man allerhand Wissenswertes über die Krankheit Demenz, über Ängste, Verhaltensmuster und auch Selbstreflexion. Es wird wissenschaftlich, aber auch für den Laien verständlich erklärt. Ich hatte keinerlei Probleme die Grunderkenntnisse zu erfassen, obwohl ich medizinisch jetzt nicht so versiert bin.
Aber es muss einem trotzdem klar sein, dass es sich hierbei um ein Sachbuch handelt. Ein flüssiges Lesen, wie bei einem Roman kommt natürlich trotzdem nicht auf. Der Stoff ist teilweise sehr harter Tobak, vor allem, wenn man persönliche Erfahrungen mit einbezieht und reflektiert. Man sollte also mit einer etwas längeren Lesezeit und etwaigen Pausen rechnen.
Falls man aber mal schnell etwas wissen möchte, ist Teil 2 des Buches gut geeignet. Er enthält Stichworte, wie z.B. zum Thema Ernährung etc. die dann auf 1-2 Seiten näher erklärt werden. Hier kann man auch „querlesen“, weil die Themen nicht aufeinander aufbauen. Ein schneller Blick ins Buch ist damit gewährleistet.
Wem empfehle ich dieses Buch?
Ich glaube, jeder wird früher oder später mit diesem Thema konfrontiert werden, daher kann man sich natürlich schon vorab informieren. Ich muss aber zugeben, dass man, solange man nicht vor die vollendete Tatsache gestellt wird, viele Sachen einfach nicht wahrhaben will oder kann. Der Ratgeber ist daher meines Erachtens für die Leute geeignet, die sich jetzt schon aktiv mit dem Thema Demenz beschäftigen (müssen).
Anfangs hatte ich einen Leitfaden erwartet, wie ich in bestimmten Situationen reagieren sollte, den habe ich leider nicht bekommen – das war aber fast klar, denn jede Demenz ist anders und muss daher individuell gehandhabt werden. ABER: Ich habe jetzt ein Grundverständnis bekommen, hinterfrage Sachen und gehe nun anders an bestimmte Situationen heran.
Wer also aus persönlichen oder beruflichen Gründen mit Demenz zu tun hat, kann durch dieses Sachbuch durchaus noch ein paar hilfreiche Infos über das Thema erfahren.