Uwe Neumahr

 4,3 Sterne bei 36 Bewertungen

Lebenslauf

Uwe Neumahr ist promovierter Romanist und Germanist und hat vor allem zur Kulturgeschichte der spanischen und italienischen Renaissance geforscht.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Uwe Neumahr

Cover des Buches Das Schloss der Schriftsteller (ISBN: 9783406791451)

Das Schloss der Schriftsteller

(16)
Erschienen am 02.10.2023
Cover des Buches Cesare Borgia (ISBN: 9783938047583)

Cesare Borgia

(5)
Erschienen am 01.09.2011
Cover des Buches Das Schloss der Schriftsteller (ISBN: 9783406824555)

Das Schloss der Schriftsteller

(2)
Erschienen am 04.12.2024
Cover des Buches Georg Friedrich Händel (ISBN: 9783492050517)

Georg Friedrich Händel

(2)
Erschienen am 23.02.2009
Cover des Buches Cesare Borgia (ISBN: 9783938047842)

Cesare Borgia

(0)
Erschienen am 14.09.2021
Cover des Buches Miguel de Cervantes (ISBN: 9783406683886)

Miguel de Cervantes

(0)
Erschienen am 16.10.2015

Neue Rezensionen zu Uwe Neumahr

Cover des Buches Das Schloss der Schriftsteller (ISBN: 9783406824555)
Johanna_Bes avatar

Rezension zu "Das Schloss der Schriftsteller" von Uwe Neumahr

Johanna_Be
Spannende Kulturgeschichte

Nicht alle Schriftsteller, Journalisten und Maler, die den Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher begleiteten, wohnten im Schloss von Faber-Castell. Einige hielten es dort auf den Feldbetten im Mehrbettzimmer nicht aus. Sie verschmähten die amerikanische Dosenkost und die ständig besetzten Duschen und wechselten ins Grand Hotel in Nürnberg.

Uwe Neumahr erzählt in seinem Sachbuch von sehr unterschiedlichen Beobachtern und deren Haltungen zum Prozess und zu den Deutschen. Auf der einen Seite diejenigen, die von der Kollektivschuld der Deutschen überzeugt und vom Rachegedanken erfüllt waren (Erika Mann), auf der anderen Seite Autoren, die betonten, dass nicht alle Deutschen Nazis waren (Peter de Mendelssohn). Angesichts der Zerstörungen und des Hungers in den ersten Nachkriegsjahren ergriff einige auch Mitleid mit den Deutschen (John Dos Passos).

Neumahr versammelt biographische und zeitgeschichtliche Skizzen rund um Erich Kästner, Erika Mann, Alfred Döblin (der gar nicht da war und trotzdem über den Prozess schrieb), Willy Brandt, Markus Wolf, Martha Gellhorn, John Dos Passos und viele mehr. Und da gibt es auch noch die fragwürdigen Gestalten wie die Gräfin Katharina Faber-Castell, die eine Freundschaft zum ehemaligen Gestapo-Chef Diels pflegte, der zusammen mit Hitlers Fotografen im Zeugenhaus wohnte und sich frei bewegen konnte. Es ist eine höchst interessante Gemengelage rund um den Prozess.

Das Buch ist eine Fundgrube spannender kulturgeschichtlicher Zeugnisse, nicht nur zum Prozess, sondern auch zum Umgang mit den Schuldigen. Auch mit Schriftstellern der sogenannten „Inneren Emigration“ wie Erich Kästner, der ein Buch zu seinem Leben in Nazideutschland schuldig blieb. Zuweilen scheint Uwe Neumahr allerdings von der Faszination seines Stoffes davongetragen zu werden. Doch auch seine Abschweifungen sind amüsant oder erstaunlich. Man erfährt etwa vom Verkauf von Vermeers „Malkunst“ an Hitler oder von Hemingways Angeberei über die Anzahl der von ihm getöteten Feinde. Am Rande bemerkenswert, dass der unterlegene Ritter auf den Bleistiften der Marke Faber-Castell ursprünglich die Farbe der Konkurrenz trug.

Lesenswert!

Cover des Buches Das Schloss der Schriftsteller (ISBN: 9783406791451)
9

Rezension zu "Das Schloss der Schriftsteller" von Uwe Neumahr

91cobsala
Ein etwas anderer Blick hinter die Kulissen der Nürnberger Prozesse

"Das Schloss der Schriftsteller" von Uwe Neumahr hat mich gereizt, weil es eine mir eher unbekannte Seite der Nürnberger Prozesse beschreibt. So bekam ich einen Einblick in das Leben der Berichterstatter von den Prozessen. Größtenteils handelte es sich dabei um Schriftstellerinnen und Schriftsteller, nicht wenige darunter, die vor dem Nationalsozialismus ins Ausland fliehen mussten.

Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden in eigenen Kapiteln jeweils porträtiert und ihr Leben während der Prozesse im Schloss Faber-Castell in Stein bei Nürnberg geschildert. Ein für mich interessanter Einblick in eine besondere Zeit.

Wer mehr zu den Nürnberger Prozessen außerhalb der eigentlichen Prozesse erfahren möchte, sollte zu "Das Schloss der Schriftsteller" greifen.

Cover des Buches Das Schloss der Schriftsteller (ISBN: 9783406791451)
S

Rezension zu "Das Schloss der Schriftsteller" von Uwe Neumahr

Snowbird
Crème de la Crème der schreibenden Zunft

Von November 1945 bis Oktober 1946 fand in Nürnberg nichts Geringeres als der Hauptkriegsverbrecherprozess gegen die Nazis statt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Crème de la Crème der schreibenden Zunft – Journalist*innen, Schriftsteller*innen, Kriegsberichterstatter*innen – in beeindruckend großer Zahl eingefunden hatte, um zu berichten. Dies war der erste Prozess in der Geschichte, bei dem der Rechtsgrundsatz nicht galt, dass niemand nach Gesetzen vor Gericht gestellt werden darf, die es zum Zeitpunkt der Tat noch nicht gab (S. 48). Dort begegneten sich bekannte und noch völlig unbekannte Autor*innen: Martha Gellhorn, John dos Passos, Erich Kästner, Willy Brandt, Marcus Wolf, Rebecca West, Erika Mann, Golo Mann, Elsa Triolet und viele mehr. Die meisten von ihnen waren im von den Alliierten konfiszierten Schloss der Famile von Faber-Castell, weltbekannt für ihre Bleistiftproduktion, untergebracht. Was vornehm klingt, war allerdings alles andere als luxuriös, das Schloss erwies sich als Massenunterkunft mit von vielen beklagter schlechter Verpflegung und unzureichenden hygienischen Verhältnissen. Wer es sich leisten konnte, logierte im Grand Hotel in Nürnberg. Die deutschen Pressevertreter*innen betraf das nicht, denn die mussten sich ihre Unterkünfte selbst suchen, was dem Fraternisierungsverbot geschuldet war. Bemerkenswert ist, dass das Gros der Reporter weiblichen Geschlechts war, ganz entgegen dem Prozess selbst, der über Chefankläger, Richter, Verteidiger, Zeugen und Angklagte männlich dominiert war. Auffällig auch, dass sich unter den 139 geladenen Zeugen lediglich 3 Juden befanden. Der Holocaust war nicht der Hauptbestandteil der Anklage (S. 24). Die menschliche Vorstellungskraft reichte zu jenem Zeitpunkt nicht aus, um dessen unermessliches Ausmaß erfassen zu können, man hielt die Berichte sowjetischer Zeugen für übertrieben und befürchtete, dass die Aussagen jüdischer Zeugen aus Rache unkorrekt ausfallen könnten und wenig zuverlässig seien – aus heutiger Sicht, mit heutigem Kenntnisstand absolut unfassbar. Dies sind nur ein paar wenige Fakten, die ich durch die Lektüre dieses Buches gelernt habe. Sehr gerne würde ich detaillierter auf noch mehr Punkte eingehen, doch damit würde ich hier den Rahmen sprengen.


Das Buch ist so konzipiert, dass etwa 15 der Berichterstatter*innen ein eigenes Kapitel eingeräumt wird, in dem es um ihre Haltung zum Prozess, zu den Deutschen, um ihre Rolle bzw ihr Schicksal während des Krieges und um ihren persönlichen Lebensweg inklusive Wegbegleiter geht. Damit wählt der Verfasser eine sehr multiperspektivische Sichtweise, denn die Bewertungen über den Prozess, die Haltung zu den Deutschen und die Vorstellungen, wie es mit Deutschland weitergehen sollte, waren zum Teil sehr konträr. Diese vielen Sichtweisen, alle für sich gut begründet und nachvollziehbar, haben die Lektüre für mich spannend gemacht. Interessant ist auch, dass der Prozess teilweise als sehr langweilig empfunden wurde, stundenlanges Vorlesen von vielen Seiten Aktenmaterial in trockenem Amtsdeutsch war nichts, was die Reporter*innen für ihre Berichterstattung verwerten konnten. Die Konsequenz war, dass einige Verfasser*innen von mehr oder weniger dichterischer Freiheit Gebrauch machten, um ihre Texte interessanter und spektakulärer zu gestalten. Einige hatten ganz andere Probleme, Willy Brandt zum Beispiel, der als norwegischer Journalist anwesend war, konnte nicht nach Oslo kabeln, weil es keine direkte Verbindung gab, sondern musste den Umweg über London nehmen. Demzufolge erschienen seine Berichte mit drei Tagen Verspätung in den norwegischen Zeitungen, damit hatte er ein Aktualitätsproblem, dass er über seine Art des Berichtens lösen musste. Die Beiträge der sowjetischen Journalisten durchliefen die Zensur, denn die sowjetische Führung hatte kein Interesse daran, ihrem Volk alle Informationen zugänglich zu machen, zu ähnlich waren die Verbrechen der Nazis ihren eigenen politischen Praktiken. 


Das Buch ist populärwissenschatlich geschrieben und sehr unterhaltsam zu lesen. Wer „Februar 33“ von Uwe Wittstock oder „Liebe in Zeiten des Hasses“ von Jörg Illies mag, kommt hier auf seine Kosten. Es lohnt sich, das Buch mit dem Bleistift zu lesen und sich Notizen zu machen, weil es eine Fülle von Informationen birgt, die man sonst allzu schnell wieder vergisst, und das wäre schade. Es gibt sehr viele Verweise auf die schriftstellerischen Prozesse der Journalist*innen, und ich habe große Lust bekommen, mich mit einigen dieser Autor*innen in Zukunft noch eingehender zu befassen, auch das ist eine Leistung dieses Buches. Obwohl die Lektüre aufgrund es behandelten Themas nicht immer Freude macht, sondern ganz im Gegenteil stellenweise sehr schwer verdaulich ist, habe ich das Buch sehr gerne gelesen und es hat mir großen Wissenszuwachs beschert. Uneingeschränkte Leseempfehlung!


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Zusätzliche Informationen

Uwe Neumahr wurde am 01. Januar 1972 in Deutschland geboren.

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