Noch ein Buch über Wald? Ein weiteres mal stellte ich mir diese Frage, als mir ein Rezensionsexemplar angeboten wurde. In den letzten Jahren erschien eine ganze Reihe von Büchern, die die Probleme des deutschen Waldes – oder besser gesagt – der immer noch flächenmäßig überwiegenden „Baumplantagen“ beleuchtet und teils Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt haben. Aber da Waldlebensräume mich in den letzten Jahren auch zunehmend fachlich in meiner beruflichen Tätigkeit beschäftigen – manchmal mehr als mir lieb ist – war meine Entscheidung leicht. Und sie war keine schlechte.
Waren es bislang ausschließlich Forstwissenschaftler oder auch Naturschutzexperten, die sich dem Thema von verschiedenen Standpunkten und Voraussetzungen her annäherten, ist es diesmal ein Journalist, seit über 30 Jahren ist Uwe Rada Redakteur bei der taz. Lange Zeit in Westberlin quasi „eingemauert“, erschloss er sich nach der Wende v.a. die Wälder im äußersten Osten Deutschlands und lebt selbst mit seiner Partnerin im schönen Naturpark Schlaubetal, dessen Leiterin sie ist.
Neben wenigen Stippvisiten ins Thüringische und anderswohin in Deutschland hat sich der Autor vor allem in Brandenburg umgesehen und dessen „Neuwald“-Projekte beschreibt er. Dabei ist er vielen auch mir bekannten Personen begegnet, die sich mit Forschung, Waldumbau und vielen anderen waldnahmen Themen in Brandenburg beschäftigen. Themen sind somit u.a. die Folgen der preußischen Aufforstungspolitik mit der Kiefer als „Brotbaum der Mark“, was seinerzeit ein großer Fortschritt war, die DDR-Holzproduktion, die keine andere war wie die mit der Fichte in großen Teilen der westlichen Bundesländer und der Waldumbau hin zu naturnäheren Wäldern. Dazu werden verschiedene Beispiele erläutert, nicht im wissenschaftlichen, belehrenden Stil, sondern erzählend im Stil eines Journalisten.
Vorgestellt werden Projekte nach Waldbränden auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, wo der Wald in Wildnisgebieten sich selbst regenerieren soll, aber auch neuartige Aufforstungsprojekte in der Bergbaufolgelandschaft der Niederlausitz oder auch die Ersatzpflanzungen für das TESLA-Werk oder das DDR-Aufforstungsprojekt in den Rieselfeldern bei Hobrechtsfelde.
Kritisiert wird vom Autor der hohe Anteil von Privatwald in Brandenburg, wobei v.a. Großwaldbesitzer wenig vom naturnahen Waldumbau halten. Aber schließlich wurden hierzulande ja riesige Flächen an solche Leute „verhökert“ und verkommen teilweise zu „Privatjagdgebieten“. Aber das Thema Jagd und Wild spart der Autor völlig aus, als einziger in der Reihe der zahlreichen Bücher zum Thema Wald der letzten Jahre. Durchaus mal wohltuend, denn bei manchen Meinungen von Buchautoren zum Thema Jagd wird einem als Leser durchaus manchmal „unwohl“.
Fazit ein lesenswertes, mal völliges anderes Büchlein zum Thema Wald, mit wenigen aber ansprechenden Illustrationen und einigen Fotos, die allerdings auf dem gewählten Papier im Druck nicht besonders gut kommen. Der Preis von 22,- € wird vielleicht manchen abschrecken, aber man kann auch nicht sagen, dass es sich nicht lohnen würde das Buch zu kaufen.
Dr. Frank Zimmermann