Rezension zu "Die Memel" von Uwe Rada
In den vergangenen Jahren sind etliche Bücher erschienen, die den Lauf eines Flusses zum Anlass nahmen, eine Kulturgeschichte der Länder und Gegenden zu verfassen, durch die der jeweilige Fluss verläuft. Da Flüsse schon vor langer Zeit Wege waren, über die sich Entwicklungen wirtschaftlicher und kultureller Art transportierten, waren diese literarischen Versuche oft sehr interessant und aufschlussreich zu lesen. Genannt seien hier zwei Werke: das 2007 bei C.H. Beck erschienene Buch "Die Elbe" von Hansjörg Küster und das 2008 bei Knaus verlegte monumentale Werk von Peter Ackroyd "Die Themse. Biographie eines Flusses".
Das 2009 erschienene Buch von Uwe Rada über "Die Oder" kam da weniger mächtig, aber nicht weniger lehrreich und informativ daher. Insbesondere im Rahmen der deutschen und der polnischen Geschichte war dieser Grenzfluss der Ort zahlreicher wichtiger und dramatischer Ereignisse.
Nicht anders und doch in ganz anderen Zusammenhängen verhält es sich mit der Memel, einem „europäischen Strom“, dessen Kulturgeschichte Uwe Rada in dem soeben erschienenen Werk wiederum meisterhaft beschrieben hat.
In acht Kapiteln folgt er nicht nur dem 1000 Kilometer langen Fluss durch drei Länder, sondern auch durch eine bewegte Geschichte:
• Weder Maas noch Memel
Die Deutschen und ihr verlorener Strom
• Strom der Erinnerung
Die Literatur an der Memel
• Luise, Napoleon, Putin
Die Memel schreibt Geschichte
• Ludendorff und Pilsudski
Das Kriegsland
• Heimat bis zum Ende
Jüdisches Leben
• Flösser und Flussschiffer
Die Memel als Wasserstraße
• Dreimal Sozialismus
Die sowjetische Memel
• Mit der Geschichte in die Zukunft
Klaipeda und die Kurische Nehrung
Uwe Rada zeichnet mit aufgelockerter Sprache und vielen beeindruckenden Bildern die Biographie eines europäischen Flusses nach und setzt ihm und der mit ihm verbundenen Kulturgeschichte ein eindrucksvolles literarisches Denkmal.