Uwe Wittstock

 4,6 Sterne bei 103 Bewertungen
Autor*in von Februar 33, Marseille 1940 und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Uwe Wittstock ist Schriftsteller und Journalist und war bis 2018 Redakteur des Focus. Zuvor hat er als Literaturredakteur für die FAZ, als Lektor bei S. Fischer und als stellvertretender Feuilletonchef und Kulturkorrespondent für die Welt gearbeitet. Er wurde mit dem Theodor-Wolff-Preis für Journalismus ausgezeichnet. Bei C.H.Beck ist sein Bestseller "Februar 33. Der Winter der Literatur" (6. Auflage 2021) erschienen, der in neun Sprachen übersetzt wurde.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Karl Marx in Algier (ISBN: 9783406830723)

Karl Marx in Algier

Erscheint am 20.03.2025 als Gebundenes Buch bei C.H.Beck.
Cover des Buches Februar 33 (ISBN: 9783406814976)

Februar 33

(2)
Neu erschienen am 21.02.2025 als Taschenbuch bei C.H.Beck.

Alle Bücher von Uwe Wittstock

Cover des Buches Februar 33 (ISBN: 9783406776939)

Februar 33

(41)
Erschienen am 15.02.2022
Cover des Buches Marseille 1940 (ISBN: 9783406814907)

Marseille 1940

(38)
Erschienen am 09.12.2024
Cover des Buches Marcel Reich-Ranicki (ISBN: 9783896675439)

Marcel Reich-Ranicki

(4)
Erschienen am 20.04.2015
Cover des Buches Karl Marx beim Barbier (ISBN: 9783896676122)

Karl Marx beim Barbier

(3)
Erschienen am 05.03.2018
Cover des Buches Februar 33 (ISBN: 9783406814976)

Februar 33

(2)
Erschienen am 21.02.2025
Cover des Buches Die Büchersäufer (ISBN: 9783866740051)

Die Büchersäufer

(1)
Erschienen am 01.03.2007
Cover des Buches Postmoderne in der deutschen Literatur (ISBN: 9783835316027)

Postmoderne in der deutschen Literatur

(1)
Erschienen am 10.10.2015
Cover des Buches Der Weg nach Surabaya (ISBN: 9783596134335)

Der Weg nach Surabaya

(0)
Erschienen am 01.03.1997

Neue Rezensionen zu Uwe Wittstock

Die große Flucht der Literatur

Juni 1940: Die Verteidigung der französischen Armee gegen den im Mai durch die deutsche Wehrmacht gestarteten Westfeldzug bricht zusammen. Die Wehrmacht besetzt ganz Nordfrankreich und die französische Atlantikküste. Ein schnell geschlossener Waffenstillstand bewahrt den Süden Frankreichs vor der Besetzung. Für viele vor dem nationalsozialistischen Regime aus Deutschland geflüchtete Menschen, darunter viele Intellektuelle, Politiker, Künstler, Schriftsteller*innen, eine Katastrophe. Sie waren in den Jahren nach 1933 in Paris untergekommen, doch nun gilt es, schnellstmöglich aus der Hauptstadt in die einzige freie Hafenstadt Marseille zu gelangen, um dort die Flucht aus dem besetzten Europa durchzuführen. Da die "Vichy-Regierung" mit den Besatzern kollaboriert, werden ihr Listen von sofort auszuliefernden wichtigen Personen wie unter anderen Lion Feuchtwanger, Hannah Arendt, Franz Werfel, Heinrich und Golo Mann übermittelt. Somit reicht der Arm der Gestapo bis nach Marseille und es wird immer schwieriger, an die notwendigen Ausreisepapiere zu kommen. 

In den USA machte man sich seit einiger Zeit Gedanken, wie man den Menschen helfen könnte. Es gelten strenge Einreisequoten. Es gelingt, die Ehefrau des Präsidenten Roosevelt - Eleanor - zu mobilisieren und es kommt zur Gründung des "Emergency Rescue Committee". Dieses Kommittee entsendet für drei Wochen den jungen Journalisten Varian Fry nach Marseille, um dort die Flucht zu koordinieren und direkte Hilfe zu leisten. Aus den drei Wochen werden 13 Monate, in welchen Fry ohne wesentliche Unterstützung seiner Regierung aber dank der Mithilfe des Vizekonsuls Hiram Bingham sowie der schwerreichen amerikanischen Erbin Mary Jayne Gold, die in Frankreich gestrandet war und einigen weiteren Mitstreitern Mittel und Wege findet, an die 2.000 Menschen teilweise auf illegalen Fluchtwegen über die Pyrenäen nach Spanien zu retten.

Der deutsche Autor und Literaturkritiker Uwe Wittstock (*1955) erzählt mosaikartig unheimlich dicht an den Personen, plastisch und spannend die anhand von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen, Erinnerungen und Selbstzeugnissen großer Persönlichkeiten wohl recherchierte hindernisreiche Flucht von Paris in die Hafenstadt. In rasch wechselnden Szenarien schildert Wittstock Anna Seghers Flucht mit ihren Kindern zu Fuß nach Marseille, Lion Feuchtwanger landet in einem französischen Internierungslager, Walter Benjamin übergibt seinen letzten Essay an Hannah Arendt... Heinrich Mann hofft seinen Bruder Golo wiederzutreffen aber auch die dramatische Geschichte der Werfels wird erzählt. Man fiebert mit dem US-Amerikaner Varian Fry (1907-1967) mit, dem durch dieses Buch endlich Würdigung zuteil und sein Name vor der Vergessenheit bewahrt wird. 1994 wurde er als einer der "Gerechten unter den Völkern" in Israels Holocaust-Mahnmal "Yad Vashem" aufgenommen, vier Jahre später zum Ehrenbürger Israels ernannt. 2023 nahm sich die Netflix-Miniserie "Transatlantic" dieses bemerkenswerten Mannes an.

Julian Mehne liest dieses fesselnde und wichtige Buch mit seiner eingänglichen und empathischen Stimme so vor, dass man gern noch einem Kapitel lauscht und noch einem Kapitel... Für Geschichtsfreunde eine Lese/Hörempfehlung.

Cover des Buches Februar 33 (ISBN: 9783406814976)
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Rezension zu "Februar 33" von Uwe Wittstock

RenaM
Uwe Wittstock – Februar 33: Der Winter der Literatur

Von seinem kürzlich erschienenen Buch „Marseille 1940“ war ich absolut begeistert und eingenommen. Eine Lesung des Autors daraus mit hochinteressanten Berichten aus seiner Recherche und spannenden Informationen über den Buchinhalt hinaus hat mich dazu bewogen, auch dieses Buch, das jetzt neu als Taschenbuch herauskam, zu lesen.

Und auch davon bin ich begeistert. Am Tag, als es bei mir ankam, nahm ich es sofort zu Hand und konnte es nicht mehr weglegen, bis ich es ausgelesen hatte. Spannender und fesselnder kann auch ein hochkarätiger Thriller nicht sein. Und die erschreckenden Parallelen zu aktuellen Geschehnissen drängen sich geradezu auf.

In Tagebuchform beginnend kurz vor dem Tag der Machtergreifung am 30. Januar 1933, erzählt Uwe Wittstock von den dramatischen und rasanten Entwicklungen, die sich vor allem für die Künstler und Schriftstellerinnen, für Journalisten und Politikerinnen ergaben. Menschen, die plötzlich Verfolgte waren, deren Bücher nicht mehr gelesen, deren Meinung nicht mehr gehört werden durfte.

Heinrich Mann, die Kinder seines Bruders Thomas, Klaus und Erika, Bertold Brecht, Hermann Kesten, Erich Kästner, Erich Maria Remarque, die Liste ist lang, die Liste der Namen derer, die sich plötzlich mit der alles entscheidenden Frage konfrontiert sahen: Gehen oder bleiben.

Else Lasker-Schüler oder Käthe Kollwitz, Alfred Döblin und Walter Mehring, Egon Erwin Kisch, sie alle mussten Verfolgung und schlimmeres befürchten. Und dann gab es noch die, die meinten, so schlimm werde es ja nicht werden, man solle doch abwarten. Und dann diejenigen, die sich in den neuen Umständen etablierten, sich dem Druck beugten oder sich gar gemein machten mit den neuen Machthabern.

Wie so manche in der Akademie der Künste, in der Sektion der Literatur, die von dem neuen kommissarischen Kultusminister zum Ausschluss so berühmter Mitglieder wie Heinrich Mann gezwungen wird. Nur wenige der Mitglieder protestieren, wollen sich dagegen wehren, doch auch sie verstummen schließlich.

Doch es trifft nicht nur Kulturschaffende, auch Politiker werden verfolgt, verprügelt, eingesperrt, gefoltert, alles ohne Handhabe, ohne Kontrolle, verschwinden in Gefängnissen und Lagern. Es geht rasend schnell, es dauert nur wenige Wochen, es braucht nur wenige Gesetze, die Hindenburg willfährig unterzeichnet. Und jede freie Meinungsäußerung, jede Kritik am Regime, alles wird plötzlich lebensgefährlich.

Uwe Wittstock schafft es, durch die Tagebuchform eine enorme Spannung zu erzeugen, man fiebert mit den Betroffenen, hofft wider besseres Wissen, ist entsetzt über die Geschwindigkeit, mit der jede demokratische Ordnung außer Kraft gesetzt wird. Am Ende jedes Tages, den er aufzeichnet, sind, im Stil von Polizeimeldungen, kurze Notizen angefügt über die an jenem Tag in Deutschland getöteten und verletzten Menschen, bei Demonstrationen, bei Protesten, bei Schlägereien der SA und der SS.

Das Buch nimmt einem fast den Atem und die Gefahren, die einer Demokratie, die sich nicht rechtzeitig wehrt, drohen, die Gefahr, dass sich ähnliches wiederholt, sind leider so real, so gegenwärtig. So ist dieses Buch beklemmend, erschreckend und doch so ungemein wichtig, dass man sich wünscht, es würde Pflichtlektüre in den Schulen, besonders in manchen Regionen Deutschlands.

Uwe Wittstock – Februar 33: Der Winter der Literatur
C.H. Beck, April 2024
 Taschenbuch, 288 Seiten, 16,00 €

Cover des Buches Marseille 1940 (ISBN: 9783406814907)
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Rezension zu "Marseille 1940" von Uwe Wittstock

dracoma
Den Geschichtsvergessenen ans Herz gelegt...

Man muss sich wundern: Wurde bisher tatsächlich der Fluchthelfer Varian Fry in der deutschen Geschichte so gut wie vergessen?  Wittstock ruft mit seinem Buch nicht nur diesen mutigen und engagierten Journalisten in die Erinnerung zurück, sondern auch die unmenschlichen Zustände, denen die Kulturelite Deutschland auf der Flucht vor den Nationalsozialisten ausgesetzt war. Marseille 1940 ist ein markantes Eckdatum, denn hier sammeln sich die Unerwünschten und „Entarteten“, die zunächst ins sicher geglaubte Frankreich (sehr beliebt: Sanary-sur-Mer) geflohen waren und sich dann von der heranrückenden Wehrmacht in Marseille sammelten in der Hoffnung auf Ausreise.

Wittstocks Buch bedient sich an einer Fülle von Quellen und entscheidet sich für einen Episodenstil, ähnlich wie in „Winter 1933“ und für eine chronologische Darstellung. Seine kurzen Darstellungen schneidet er wie in einem Film mit Statements zur politischen Lage. Wie mit einem Schlaglicht nimmt er Monat für Monat das Schicksal der Flüchtlinge und ihrer Helfer in den Blick. Das wirkt unruhig und erschwert die Konzentration des Lesers, aber auf der anderen Seite wird damit die rasant steigende Bedrohung der Geflüchteten deutlich. Und er erreicht damit diese ganz besondere Mischung eines Sachbuchs mit Protagonisten, die wie Romangestalten wirken, aber keine sind.

Wittstock konzentriert sich auf einige wenige Größen, allen voran Lion Feuchtwanger, erfolgreich und international bekannt, oder den frankophilen Heinrich Mann und seinen Neffen Golo, Hannah Arendt und ihren Ehemann, Max Ernst, Marc Chagall, Andrè Breton, die unbeirrbar stalintreue Anna Seghers  und andere. In seinen Episoden sorgt er für Empörung und Mitleid, wenn er z. B. die barbarische Situation in den südfranzösischen Lagern und zugleich die Untätigkeit der französischen Exilregierung schildert. Er sorgt aber auch für Kopfschütteln, wenn er das Schicksal Rudolf Breitscheids und Rudolf Hilferdings erzählt, die sich wider besseres Wissen auf ihren internationalen Ruf und einen französischen Rechtsstaat verlassen. Auch heitere Episoden fehlen nicht, wenn man liest, dass Alma Mahler-Werfel mit 12 Koffern flüchtete und es tatsächlich schaffte, diese 12 Koffer in die USA mitzunehmen.

Im Mittelpunkt steht natürlich Fry, aber Wittstock vermeidet die Zeichnung eines Helden, sondern zeigt ihn in all seiner Widersprüchlichkeit und vor allem immer als Teil einer Gruppe. Deutlich wird auch, wie sehr die Arbeit von Frys Organisation auf Geld angewiesen wird, und ebenso deutlich wird das Problem, dass Fry nicht jeden retten kann, sondern auswählen muss. Die bürokratischen Hürden werden immer höher und die Fluchtwege immer komplizierter, und sehr anschaulich beschreibt Wittstock die mühsame Flucht zu Fuß auf geheimen Pfaden über die Pyrenäen, die die Geistesgrößen durchstehen müssen.

Wittstock vergisst nicht die französischen Kollaborateure der Gestapo, aber vor allem vergisst er nicht die vielen Menschen wie Grenzsoldaten, Verwaltungsbeamte und dörfliche Nachbarn, die mit persönlichem Mut Tragödien verhinderten. Ein wohltuendes Beispiel menschlicher Solidarität.

Dieses spannende und informationsreiche Buch lege ich nicht nur Literaturfreunden ans Herz, sondern vor allem den Unbelehrbaren und Geschichtsvergessenen unserer Tage. Dazu darf ich Magnus Brechtken („Vom Wert der Geschichte“) zitieren: „Wir können, wenn überhaupt, NUR aus der Geschichte lernen. Etwas anderes ist uns ... nicht verfügbar.“

 



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