Cover des Buches Blumen der Nacht (ISBN: B002GUAGEW)
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Rezension zu Blumen der Nacht von V. C. Andrews

Schlechter Schreibstil und nicht nachvollziehbare Handlung

von WildRose vor 9 Jahren

Rezension

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WildRosevor 9 Jahren
Vor etlicher Zeit sah ich den Film "Blumen der Nacht" und war dann recht entschlossen, irgendwann auch einmal das Buch zu lesen. Nun, nach der Lektüre, bin ich jedoch ehrlich gesagt enttäuscht. Zunächst einmal frage ich mich, an welches Publikum V.C. Andrews dachte, als sie "Blumen der Nacht" verfasste, denn der Schreibstil ist so simpel, flach und nichtssagend, dass damit wohl kaum ein Erwachsener etwas damit anfangen kann. Doch die Handlung und vor allem die unterschwellige sexuelle Spannung, die über einen großen Teil des Buches hinweg deutlich spürbar ist, machen dieses Buch auch nicht zu einem geeigneten Roman für junge Leser.
SPOILER
Worum geht es in dem Buch? Nach dem Tod ihres geliebten Vaters müssen Cathy, Chris und die Zwillinge Cory und Carrie ihr geliebtes Zuhause verlassen und mit ihrer Mutter in deren Elternhaus ziehen. Diese wurde vor Jahren von den Eltern verstoßen, weil der Mann, in den sie sich verliebte, ausgerechnet ihr Halbonkel war. Corinna bekam mit ihm vier Kinder und lebte ein traumhaftes Leben, kümmerte sich aber wenig um finanzielle Angelegenheiten und musste so nach dem Tod ihres Mannes ihre Großeltern anbetteln, sie wieder bei sich aufzunehmen. Da Corinnas Vater nichts von den Kindern wusste, sperrten Corinna und ihre Mutter die vier Geschwister auf dem Dachboden ein, wo sie über drei Jahre lang lebten. Eine erschreckende Handlung, deren Beschreibung mich aber nicht wirklich berühren konnte, weil ich sie alles in allem doch ziemlich unrealistisch fand. Die Kinder haben jederzeit die Möglichkeit, ihr Gefängnis zu verlassen, indem sie aus dem Fenster klettern - doch tatsächlich nutzen Cathy und Chris diese Möglichkeit erst nach langer Zeit in Gefangenschaft, und dann auch nur, um schwimmen zu gehen - wie glaubwürdig ist das bitte? Sogar als es ihrem kleinen Bruder Cory immer schlechter geht, kommt keiner von ihnen auf die Idee, dass jetzt der Zeitpunkt zur Flucht gekommen wäre. Und mal ehrlich: Als ihnen der Gedanke zu fliehen endlich wirklich kommt, wie realistisch ist es da, dass sie erst mal monatelang immer wieder Geld klauen, anstatt einfach Hals über Kopf zu türmen und sich über finanzielle Angelegenheiten später Gedanken zu machen? Chris braucht jahrelang, um zu kapieren, dass seine Mutter nicht die Heldin ist, für die er sie hält, nachdem sie ihre vier Kinder schon lange Zeit nur noch sporadisch auf dem Dachboden besucht - ist dies wirklich glaubwürdig? Natürlich liebt der Junge seine Mutter und wird sie vielleicht immer lieben, aber dass er sie immer wieder so vehement vor Cathy in Schutz nimmt, erscheint mir nach allem, was ihm angetan wurde, doch ganz schön an den Haaren vorbeigezogen.
SPOILER
Dieses Buch ist kein Erfahrungsbericht und meiner Meinung nach nur ein ziemlich reißerischer Versuch, eine möglichst tragische Familiengeschichte zu erschaffen. Ich habe Tatsachenberichte über Gefangenschaft gelesen - Bücher wie "3096 Tage", "Finding Me" und "Ein gestohlenes Leben". Mit diesen Büchern haben die Entführungsopfer Natascha Kampusch, Michelle Knight und Jaycee Lee Dugard großen Mut bewiesen und der Welt dargelt, wie es sich anfühlt, so lange von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. "Blumen der Nacht" hingegen hat es nicht geschafft, mich zu berühren, dafür erschien mir die Handlung zu unausgegoren und künstlich, ebenso wie der Schreibstil. Selbst wenn das Buch in den 50er-Jahren spielt, glaube ich kaum, dass die Menschen damals sich so dermaßen gekünstelt ausgedrückt haben.
Zum Inzest-Thema: Meine eigene Meinung zu Inzest tut hier nichts zur Sache, aber in diesem Buch werden inzestuöse Beziehungen doch sehr stak idealisiert, zudem kommt es mir so vor, als diene auch dieses Thema auch nur der Idee zusätzlichen Dramas. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Geschwisterpaare keine romantischen Gefühle füreinander entwickeln würden, wenn sie 24 Stunden am Tag auf engstem Raum miteinander eingesperrt sind, schlecht ernährt werden und sich auch noch um quengelige Zwillinge kümmern zu müssen.
Alles in allem bin ich also sehr, sehr enttäuscht von "Blumen der Nacht" und kann die Lektüre nicht weiterempfehlen.
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