Cover des Buches Das Atelier der Wunder (ISBN: 9783851792553)
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Rezension zu Das Atelier der Wunder von Valérie Tong Cuong

Nette Geschichte mit etwas unbefriedigendem Ende!

von Jare vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Guter Roman mit einem kleinen Manko!

Rezension

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Jarevor 10 Jahren

Mariette, Millie und Mike stehen allesamt an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Mariette wird von ihrem narzisstischen Mann ausgenutzt und in ihrem Beruf als Lehrerin gemoppt, bis sie einen Nervenzusammenbruch erleidet. Millie ist Anfang zwanzig und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Als eines Tages in ihrem Haus ein Feuer ausbricht, bleibt ihr nur der Sprung aus der vierten Etage. Der ehemalige Militärangehörige Mike hat seine Zeit dort unehrenhaft beendet und lebt seitdem als Clochard auf der Straße. Eines Tages wird er von einer Gang brutal zusammengeschlagen. Alle drei stehen an einem besonderen Punkt in ihrem Leben und treffen in dieser Situation Monsieur Jean, der die Hilfsorganisation Atelier leitet. Er verspricht, ihnen zu helfen und scheinbar geht sein Vorhaben auch wirklich auf. Doch auch Monsieur Jean hat ein Geheimnis.


In ihrer französischen Heimat ist Valérie Tong Cuong kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nachdem sie ihre berufliche Tätigkeit in der Kommunikationsbranche nicht mehr ausfüllte, beschloss sie, ihr Leben den schönen Künsten zu widmen. Das Resultat sind bisher sieben Romane und zahlreiche Kurzgeschichten. Mit „Das Atelier der Wunder“ will die mit einem Vietnamesen verheiratete Autorin jetzt auch die deutsche Leserschaft für sich gewinnen.


Und dieser Plan scheint zunächst auch komplett aufzugehen. Im Wechsel stellt Valérie Tong Cuong ihre drei Hauptfiguren vor, wobei sie jeweils mit einem Ich-Erzähler arbeitet. Ein Kunstgriff, der durch die klar definierten und sehr gut herausgearbeiteten Figuren an keiner Stelle verwirrend ist. So erlebt der Leser mit, wie Mariette von einem jugendlichen Schüler an den Rand des Wahnsinns getrieben wird, muss erfahren, dass Millie wegen eines schrecklichen Vorfalls in der Vergangenheit von ihren Eltern ausgegrenzt wurde und erfährt, warum Mike seine Zelte beim Militär abgebrochen hat. Mit dem Auftauchen von Monsieur Jean und der Aufnahme der drei so unterschiedlichen Figuren in das Atelier bekommt der Roman einen zusätzlichen Spannungsbogen. Für Mariette, Millie und Mike wendet sich das Blatt zum Guten. Scheinbar, denn im weiteren Verlauf müssen sowohl der Leser als auch die drei Protagonisten erkennen, das Monsieur Jean nicht der Wohltäter ist, für den er sich ausgibt.


Und hier liegt für mich auch der negative Knackpunkt des Romans. Trotz intensiver Lektüre kann ich mich mit der Wandlung von Monsieur Jean vom Saulus zum Paulus nicht anfreunden. Überhaupt wird für mich das Atelier nicht wirklich greifbar. Einen Großteil seiner Spannung bezog der Roman für mich aus der Frage, was es mit der Organisation und mit Monsieur Jean auf sich hat. Und diese Frage wurde (zumindest für meinen Geschmack) nicht wirklich plausibel beantwortet.


Fazit:

„Das Atelier der Wunder“ ist insgesamt ein lesenswerter Roman. Das Schicksal der drei Hauptfiguren ist sehr anschaulich und lebensnah dargestellt und birgt mehr als genug potential, um den Leser zu fesseln. Lediglich das Ende ist in meinen Augen nicht überzeugend und mindert ein wenig das Lesevergnügen.



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