Die wichtigsten Sätze schreibt Valerie Hansen in ihrem Buch „Das Jahr 1000. Als die Globalisierung begann“ ganz am Schluss: „Gewiss kam nicht jedem die Globalisierung zugute, doch wer offen war für das Fremde, schnitt besser ab als derjenige, der alles Neue ablehnte. Das galt ihm Jahr 1000 und gilt heute noch.“
Ein paar Seiten zuvor stellt sie nüchtern fest, dass es müßig sei, darüber zu streiten, wann die europäische Vorherrschaft endete – heute sei sie jedenfalls zu Ende.
Vielleicht hätte man diese Sätze und Erkenntnisse an den Anfang des Buches stellen sollen, um der Leserschaft die Aktualität und die Brisanz dieses auf den ersten Blick so unscheinbaren Geschichtsbuches deutlich zu machen. Jede Dynastie, jedes wohlhabende Reich, jede Familie, wie auch immer man einen gesellschaftlichen Verband bezeichnen möchte, kann für eine gewisse Zeit Vorteile aus den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten ziehen – bis jemand kommt, der mit neuem Wissen und neuen Techniken die bis dahin Mächtigen zu Fall bringt.
Faktenreich zieht Valerie Hansen um den Globus der Zeit um das Jahr 1000, beschreibt Lebensweisen und Handelsrouten, wie z.B. die erstaunlichen Navigationskenntnisse, die die Seefahrer schon vor Erfindung des Kompasses besaßen. Anhand der Sterne, der Wellen, des Schlammes auf dem Meeresboden fanden sie Routen von Asien nach Afrika, entdeckten Neuseeland und Australien, legten größere Entfernungen zurück als Jahrhunderte später Christopher Kolumbus.
Ebenso gab es lange vor der Ankunft der Europäer in Nordamerika ein ausgeklügeltes Wegenetz, mittels dessen die indigenen Völker Handel miteinander trieben.
Überhaupt waren die globalen Vorfahren der heutigen Welt sehr ähnlich: es ging schon damals um Bodenschätze, Waren und Arbeitskräfte, die man in jener Zeit allerdings noch Sklaven nannte. Die beste Qualität zum günstigsten Preis entschied auch im Jahr 1000 über den Markterfolg – und zu diesem kam man durch technische Weiterentwicklung und Schutz des Wissens. Marco Polo glaubte noch, dass die Qualität des chinesischen Porzellans daher komme, dass man es dreißig – vierzig Jahre in der Erde vergrub. Er hatte keine Ahnung, wie die Brennöfen funktionierten.
Wer eine überaus spannende und lehrreiche Zeitreise unternehmen möchte, sollte zu Valerie Hansens Buch greifen.