Wie wäre es, wenn wir plötzlich die uns bekannte Welt vergessen hätten? Wie war es, als wir dachten, die Erde würde dort enden, wo wir uns nicht weiter zu gehen trauten? Wie fühlt sich das an, mit naiven Augen das erste Mal in das Mysterium des Unbekannten einzudringen? Vielleicht werden das auch Menschen unserer Generation erleben, wenn wir die Geheimnisse des Weltalls enthüllen. Aber damals, vor fast zwei Jahrtausenden, musste man gar nicht so weit gehen, um grenzenloses Staunen zu verspüren.
Marcus Metellus Aquila ist kein Entdecker oder Forscher. Er ist Legat der Legio II Augusta und dienst treu seinem Imperator Valerian. Als dieser in einem Hinterhalt des persischen Königs Shapur I gefangen genommen wird, werden Metellus und seine Soldaten sein Schicksal mit ihm Teilen und bis nach Persien deportiert werden. Metellus einziger Gedanke dabei ist die Flucht: Er hat seinem kleinen Sohn doch versprochen, bis zum Abendessen zurück zu sein…
Die Hoffnung schwindet mit jedem Tag, in dem unsere Soldaten hungriger, schmutziger, trauriger, schwächer werden. Doch das unmögliche gelingt: In einer epischen Aktion führt Metellus seine Freunde in die Freiheit. Unweit des Gefangenlagers, indem sie sich befanden, trifft die Kompanie den indischen Seidenhändler Daruma. Und hier beginnt die magische Geschichte dieses Buchs.
Mit Daruma zusammen fängt eine Reise an, die passenderweise von den Protagonisten als Odyssee bezeichnet wird. Eine jahrelange Reise, die unzählige Abenteuer mit sich birgt. Eine Reise, die ich trotz der Tausenden Gefahren stark beneidet habe. Römische Soldaten, deren Vorstellungskraft höchstens bis zum nahen Orient reichte, sehen plötzlich die riesigen Berge des Kaukasus vor sich, die sie ohne jegliche technische Ausrüstung passieren müssen. Dann das Indische Ozean, furchterregend mit der tödlichen Kraft seines Monsuns. Aber die Mühe wird belohnt. Denn die Reise setzt sich durch Indien bis zum letzten bekannten Ort auf in der damaligen römischen Weltvorstellung: Sera Mater - China. Ein Name, der sagenumworben ist. Kein römischer Bürger ist damals so weit vorgedrungen und ist zurückgekommen, um davon zu erzählen. Und nun befindet sich eine ganze römische Region dort und hilft mit seinen dort unbekannten militärischen Techniken einem chinesischen Prinzen, wieder an die Macht zu gelangen. Aber wird es Metellus schaffen, seinen Sohn wieder zu umarmen?
Dieses Buch kann ich nur mit einem Wort beschreiben: magisch. Manfredi, der Archäologie lehrt, kann wie kein anderer die Seele des römischen Volks wieder auferstehen lassen. Aber in diesem Buch überholt er sich selbst. Einem Traum folgend, versucht er die indische und v. a. die chinesische Natur, Philosophie und Kultur durch die Augen eines Römers zu sehen und mit demselben Erstaunen zu beschreiben. Es gelingt ihm herausragend. Als begeisterte Liebhaberin der antiken Kulturen und moderne Reisende bedanke ich mich sehr bei ihm, mich auf dieser Reise genommen zu haben.