Cover des Buches Summertime - Die Farbe des Sturms (ISBN: 9783809026532)
Rezension zu Summertime - Die Farbe des Sturms von Vanessa Lafaye

Stürmisch, innen wie aussen

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Hinter dem farbenfrohen und fröhlichen Cover steckt eine äusserst ernste und dramatische Geschichte, die toll ausgearbeitet wurde!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
»Das war ich. Ich habe dich herbei gerufen Agaou [den Sturm]. Einen Neuanfang für Heron Key, das war es, was ich wollte. Aber wie immer hatten Wünsche ihren Preis. Und wie es aussah, war er diesmal besonders hoch.« (S.327)

Erster Satz
Die schwüle Luft fühlte sich wie Wasser in der Lunge an; man kam sich vor, als ertrinke man.

Verlagstext
Ein Sturm zieht auf, der alle Geheimnisse ans Tageslicht bringen wird…
Florida, 1935. In Heron Key sind die Beziehungen zwischen den Einwohnern so verworren wie die Wurzeln der Mangrovenbäume. Fast zwanzig Jahre sind vergangen, seit Henry die Stadt verlassen hat, um in Europa zu kämpfen. Die ganze Zeit hat Missy auf ihn gewartet. Als gutes Dienstmädchen kümmert sie sich um das Baby und das Haus der Familie Kincaid und zählt bis zu seiner Rückkehr die Sterne. Nun ist er zurück, doch in dem Veteranen erkennt sie kaum noch den einst stolzen Mann. Als eine weiße Frau in der Nacht vom 4. Juli halbtot am Strand gefunden wird, gerät Henry in Verdacht. Während die Anspannung in der kleinen Stadt weiter ansteigt, fällt das Barometer – der verheerendste Tornado aller Zeiten zieht auf. Im Auge des Sturms offenbaren sich Tragödien, lüften sich Jahrzehnte alte Geheimnisse – und Missys und Henrys Liebe wird auf die Probe gestellt. (Quelle: Randomhouse)

Meine Meinung
Wie sehr man sich doch in einem Buch täuschen kann. Das fröhliche und Farbenfrohe Cover lassen auf eine ebenso fröhliche und leichte Geschichte schliessen, doch weit gefehlt. Vanessa Lafaye’s Roman ist vielmehr eine genau Studie der damaligen Zeit, der Rassenkonflikte und Lynchjustiz und taucht ab in die dunkelsten Winkel der menschlichen Psyche.

Florida, Mitte der 30er Jahre. Der erste Weltkrieg ist vorbei, aber nach wie vor liegen viele Dinge im Argen. So herrscht eine strikte Rassentrennung, mit getrennten Bereichen für die Schwarzen und Weissen am Strand, im Lebensmittelgeschäft und gar für die Lage ihrer Wohnhäuser. Einhergehend mit diesen Rassentrennungsgesetzen greift eine allgemeine Unzufriedenheit um sich, die bis hin zur Selbstjustiz reicht. So sind auch die Beziehungen der weissen und farbigen Bevölkerung von Heron Key so fragile und verworren, dass nur ein Tropfen nötig ist, um das Fass zum überlaufen zu bringen.
In dieses aufgeheizte und spannungsgeladene Klima kehren Kriegsveteranen aus dem 1. Weltkrieg zurück. Gebrochene und desillusionierte Männer, die in einem Lager untergebracht werden, trinken, fluchen und sich nicht gerade angemessen benehmen.
Doch nicht nur die Veteranen sorgen für Unruhen, sondern jeder der Einwohner von Heron Key hat ein grösseres oder kleineres Geheimnis zu verbergen. Wer ist der Vater des „milchkaffeefarbenen“ Baby’s der Campbells, eines hellhäutigen Ehepaars? Oder wo vertreibt sich Mr. Kincaid die Zeit, wenn er seiner unglücklichen Ehe entfliehen will? Und nicht zuletzt, wer liess Hilda Kincaid brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt im Strassengraben zurück?
Und über all dem braut sich ein gewaltiger Sturm zusammen…

»Sie sind aber nicht wie du und ich«, zischte Ronald ihn an. »Absolut nicht. Und wenn du nicht tust, was getan werden muss« – er setzte sich wieder hin und kreuzte die Arme vor der Brust -, »dann werden die Bürger dieser Stadt diese Aufgabe übernehmen.«
Dwayne gefiel das fiebrige Flackern in seinen Augen ganz und gar nicht. Er hatte es allzu oft im Schein von brennenden Kreuzen gesehen. (S. 162)


Diese Geschichte hat mich wirklich überrascht. Summertime ist kein Buch, dass sich eben mal so schnell weg liest und sommerlich leichte Lektüre ist. Die Autorin vermag es viel mehr die schwelenden Konflikte und Unzufriedenheiten der Bewohner deutlich zu machen. Was manchen vielleicht als langatmig und wenig interessant vorkommen mag, empfand ich als äusserst spannend. Der Roman bekommt so eine Tiefe und Vielschichtigkeit, die ich mag. So werden Kriegstraumata ebenso thematisiert, wie Armut, Rassentrennung, Gewalt in der Ehe und jedwegliche Beziehungskisten. Selbst Voodoo Zauber finden ihren Platz.


Meine vollständige Rezension gibt es auf meinem Blog Livricieux zu lesen.
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