Cover des Buches Summertime - Die Farbe des Sturms (ISBN: 9783809026532)
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Rezension zu Summertime - Die Farbe des Sturms von Vanessa Lafaye

An diese Sturmnacht wird man noch lange denken!

von Bücherfüllhorn-Blog vor 6 Jahren

Kurzmeinung: An diese Sturmnacht wird man noch lange denken!

Rezension

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Bücherfüllhorn-Blogvor 6 Jahren

Das Setting an Floridas Küste ist hervorragend dargestellt, tritt aber im Angesicht der „Stürme“, die losbrechen, in den Hintergrund. Zunächst schwelt auch im fiktiven Küstenstädtchen Heron Key unterschwellig der Rassenkonflikt. Weiß gegen Schwarz. Zum andern befeuern die traumatisierten und verlotterten Kriegsveteranen, die eine Straße bauen sollen und am Ortsrand unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen, den Konflikt mit ihrem Verhalten und Gewaltausbrüchen. Und zu guter letzt kommt tatsächlich ein Hurrikan. Eine Katastrophe nimmt ihren Lauf, in welcher unmenschliches Verhalten vor Ort und seitens der Regierung seinen Höhepunkt in der Nacht des Sturmes erlebt. Da fehlen einem die Worte.

Auch wenn oberflächlich alles „gut“ zu sein scheint im kleinen Ort Heron Key, sind doch die Weißen nur zu gerne bereit, alles den Schwarzen in die Schuhe zu schieben, wenn Probleme auftauchen. So dauert es nicht lange, und Hauptprotagonist Henry sieht sich mit etlichen schweren Vorwürfen belastet. Es scheint keine Zukunft für ihn zu geben.

Zwischen all diesen Tönen bahnt sich ein Love-Interest an. Missy, ein schwarzes Dienstmädchen hat 18 Jahre auf Henry, einen schwarzen Offizier im ersten Weltkrieg gewartet. Leider werden die Kriegshelden nicht so empfangen wie erhofft, und auch in der Rassentrennungsfrage ändert sich nicht. Henry ist traumatisiert und desillusioniert. Dieses Love-Interest war für mich schwer fassbar, weil der Altersunterschied zu groß ist und Missy Henry nur als achtjährige gekannt hat. Wie da eine so große Liebe entstehen konnte, dass sie 18 Jahre gewartet hat, wurde mit nicht plausibel genug erklärt.

Deputy Dwayne, ein Weißer, war für mich am markantesten dargestellt. Ein Mann mit Ecken und Kanten. Ein Mann, der genau weiß, dass sein Kind nicht von ihm ist, da die Hautfarbe eindeutig dunkelhäutig ist. Die Ehe steht auf der Kippe, er schlägt seine Frau, fühlt sich blamiert. Dennoch versucht er seine Handlungen zu reflektierten, auch in Bezug auf seinen Job und die damit verbundenen Macht. Er nutzt sie nicht aus, obwohl er es könnte. Dieser Zwiespalt und der sich aufbauende Druck durch verschiedene Probleme waren sehr anschaulich beschrieben. Und am Schluss reißt er sich zusammen, und sieht, dass er sich in etwas verrannt hat. Er trifft die richtigen Entscheidungen, manche in letzer Minute. Ein einfacher, aber starker Mann. Mein Lieblings-Protagonist in dieser Geschichte.

Insgesamt gesehen steht in der Geschichte der Rassenkonflikt im Vordergrund. Diese Unmenschlichkeit lässt sich erschreckend lesen. Man fängt in aller Unbefangenheit an zu lesen, denn es scheint, in Heron Key ist alles gut. Aber unaufhörlich wird man als Leser mit jeder Seite tiefer in die Verzweiflung gezogen und alles gipfelt darin, als der Hurrikan auf die Inseln und Küste trifft. Diese Unmenschlichkeit in dieser Nacht wird einem noch lange in Erinnerung bleiben. Für mich war es erleichternd, dass es wenigstens in einem Teil eine kleine Art von Gerechtigkeit gab.

Alles in allem: Die Geschichte lässt sich leicht, unterhaltsam und spannend lesen. Rassenkonflikte, traumatisierte und im Stich gelassene Kriegsveteranen, und ein aufziehender Hurrikan. Ein Drama, das in seiner Unmenschlichkeit den Höhepunkt in der Nacht des Sturmes erfährt, den man so schnell nicht vergisst.

Sterne: Ich tendiere zu vier Sternen, weil die beiden Hauptcharaktere Missy und vor allem Henry nicht ganz ausgereift schienen. Auch das Love-Interest war mir nicht plausibel genug. Dahingegen tritt Deputy Dwayne viel stärker und markanter in den Vordergrund. Dennoch lässt sich die Geschichte gut lesen, ich würde mal sagen, sie ist auch gute „Strandlektüre“ im Urlaub. Zudem basiert sie auf einer wahren Begebenheit, jedenfalls was den Hurrikan und einige wenige andere Ereignisse betrifft.

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