An einem hellen Morgen macht Laurie Lee sich auf den Weg, durchquert England, erlebt London und landet schließlich in Spanien, das er von Vigo bis Sevilla zu Fuß durchquert und schließlich im spanischen Bürgerkrieg landet. Sein wichtigstes „Werkzeug“ ist seine Geige. Er macht Bekanntschaft mit Bauern und Bettler und mit den Ärmsten der Armen, er musiziert für Brot und Wein und schläft in Olivenhainen, Bauernhöfen und billigen Gasthäusern.
Mit einer sehr ausdrucksvollen und opulenten Sprache legt Laurie Lee dem Leser seine Reise dar. Dabei wird er nahezu poetisch: „Der dicke lautlose Staub, den eher die flirrende Hitze als ein sich regendes Lüftchen aufrührte, kroch mir in die Sandalen und zwischen die Zehen, legte sich wie Raureif auf meine Lippen und Wimpern und fiel in die atemlosen Kelche der Mohnblumen am Weg, um sie mit einer kühlen Illusion von Schnee zu erfüllen.“ Oder als er Gibraltar von der spanischen Küste aus zum ersten Mal erblickt: „Afrika, Spanien und die weite Fläche des Golfes, alles schimmerte in einem dunklen, bronzefarbenen Licht. Nur Gibraltar nicht; es lag abseits wie ein Eindringling, als hätte man es von Portsmouth hierhergeschleppt und vor der Küste verankert, zusammen mit seinem trüben Wolkenhimmel.“ Man könnte hier endlos lange noch Zitate finden. Für mich waren der Sprachtonus und der Schreibstil das wirklich riesige Plus in diesem Buch.
Und trotzdem konnte mich die gesamte Erzählung nur an wenigen Stellen so richtig packen und mitnehmen. Laurie Lee beschreibt seine Reise und zeigt dabei kaum emotionalen Tiefgang. Zunächst dachte ich mir, dass es sich um eine Art Tagebuch handelt, dass er über seine Reise führt. Manchesmal bekommt man auch diesen Eindruck. Für mich wirkte es aber über weite Strecken eher so, als ob ich einen Reiseführer gelesen hätte… (auch, wenn er in einer besonders tollen Sprache war). Seitenlang lässt Lee sich über die Vegetation der spanischen Sierra aus und beschreibt Wetterphänomene. Wenn er mal die spanische Lebensweise aus seiner Sicht erzählt oder wenn er über seine Reisebekanntschaften berichtet, so ist das gar nicht uninteressant, aber für meinen Geschmack hat er in diesem Buch zu wenig Raum dafür gelassen, weswegen immer eine gewisse Distanz da war.
Nur am Ende erkennt man seine tiefe Leidenschaft für Spanien und seine Bewohner. Er kehrt aufgrund der anrollenden Kriegswirren wieder nach England zurück. Und obwohl er dort (noch) in Frieden leben kann, weiß er, dass er in Spanien etwas von sich zurückgelassen hat und dass er dort zurückkehren will. Er setzt alles daran, wieder nach Spanien zu gelangen, auch wenn das bedeutet, dass er in den Krieg muss.
Alles in Allem lautet meine Leseempfehlung: Wer ein Buch mit einer wunderbar - einmaligen, poetischen, bildgewaltigen Sprache lesen will, wird hier sicher fündig. Lees Erzählungen konnten mich persönlich zu wenig mitnehmen und hätte durchaus mehr emotionales Potential miteinbringen dürfen. Schließlich begleitet man ihn auf einer einjährigen Reise durch ein ganzes Land.
Vanessa Wieser
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Ein weißer Hai taucht vor dem Strand von Amity auf und stürzt den Badeort in Angst und Schrecken. Nur Polizeichef Brody begreift das Ausmaß der Gefahr und nimmt mit zwei anderen, mutigen Männern das Duell gegen den Riesenhai auf.
Außnahmsweise NICHT das Buch zum Film, sondern nach diesem Roman entstand erst der Film von Steven Spielberg. Der Film gefiel mir gut, Peter Benchley, der Autor, war weniger begeistert von dem Movie. Er beklagte, das im Film der HAI mehr im Vordergrund stand. Jo. Man merkt es. Geradezu im Schneckentempo wird hier Brody, der Polizeichef, beschrieben. "Ihm ist schlecht. Er fühlt sich nicht gut. Eine Schweißperle tropft..." ich bin kein Leser, solcher Kost. Habe das Buch nie zu Ende gelesen
Ha! Es gibt sie doch noch, die Filme, die über das Buch hinausragen. Nichts gegen Peter Benchleys "Der Weiße Hai", doch die Version vom blutjungen Steven Spielberg ist -im Bezug auf die Jagd nach dem Hai- deutlich spannender und packender. Natürlich hat das Buch mehr Details und andererere Handlungsebenen (Beziehung zwischen Hooper und Ellen Brody), doch im direkten Vergleich zum Film liegt es einen Tick hinten. Dennoch lesenswert, wer schon immer mal einen "Tierhorror" LESEN und nicht SEHEN wollte.
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