Cover des Buches Makarionissi oder Die Insel der Seligen (ISBN: 9783839813904)
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Rezension zu Makarionissi oder Die Insel der Seligen von Vea Kaiser

Helden, Mythen, Traditionen, Aufbruch und Neubeginn -die etwas andere Familiensaga

von Lesestunde_mit_Marie vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Tolles Buch über mehrere Generationen einer griechischen Familie, mit viel Mythologie, schicksalhaften Entscheidungen, Helden, Stolz ...

Rezension

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Lesestunde_mit_Marievor 9 Jahren

Dieses wundervolle Hörbuch, geschrieben von Vea Kaiser, gesprochen von Burghardt Klaußner, ist einfach rundum gelungen. Ehrlich gesagt, fällt es mir schwer, hierzu eine Rezension zu formulieren, weil ich fürchte, diesem großartigen Buch nicht gerecht werden zu können. Die Autorin versteht es eine komplexe Geschichte mit vielen Protagonisten und Detagonisten über fünf Generationen zu zeichnen, ohne den Leser zu überfordern oder gar zu langweilen. Im Gegenteil, ich war jederzeit gespannt wie es weitergeht und hätte noch viele weitere Stunden lauschen können. Vea Kaiser verknüpft ernsthafte geschichtliche Themen mit schicksalhaften Wendungen - manchmal mit Tiefgang, manchmal humorvoll verpackt – ohne Plattitüden. Sie zeichnet die Charaktere mit vielen Details, entwickelt sie intelligent, liebevoll und realistisch.


Wir werden zunächst in die 1950er Jahre in ein kleines griechisches Bergdorf namens Varitsi nahe der albanischen Grenze entführt. Yiayia Maria, die verwitwete Mutter von Zwillingsmädchen, Pagona und Despina, lenkt die Geschicke ihrer Familie, deutet Zeichen und beschließt die Hochzeit zweier ihrer Enkelkinder, dem einzigen männlichen Enkel Lefti, einziges Kind und Sohn von Despina, der einen Zwillingsschwester, und Eleni, der jüngsten von drei Töchtern Pagonas, der anderen Zwillingsschwester.
Die zukünftigen Eheleute wachsen zunächst in Eintracht miteinander auf und der sanfte und fürsorgliche Lefti kümmert sich rührend um seine jüngere Cousine, die ein kleiner Wildfang mit sehr eigenem Kopf ist und des Öfteren von ihm getröstet werden muss.


„Nicht weinen, Eleni. Heldinnen weinen nicht.“

Die beiden Kinder entwickeln sich zu eigenständigen Persönlichkeiten in einem politisch unsicheren Umfeld des damaligen Griechenland. Während Eleni politisch extrem links aktiv ist, kümmert sich Lefti bewusst nicht um politische Angelegenheiten. Doch immer wieder hilft Lefti Eleni aus der Klemme, sogar durch eine eigentlich bereits aufgegebene vernunftbegründete Eheschließung, die jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Beide und später auch ihre Kinder begeben sich in die Welt außerhalb ihres kleinen Dorfes, zunächst nach Deutschland, ins niedersächsische Heidenheim, später getrennt, nach Indien, in die U.S.A., nach Österreich, die Schweiz und später gar wieder nach Griechenland auf die Insel Makarionissi, die Insel der Seligen. Hierbei begleiten wir Lefti und Eleni, ihre Kinder sowie Enkelkinder bis in die Gegenwart. Trotz unterschiedlicher Lebenswege, bleiben die beiden Schicksale eng miteinander verwoben.

Vea Kaiser gelingt es mit ihrem Roman „Makarionissi oder die Insel der Seligen“ wahrlich eine Familiensaga über 5 Generationen zu erdichten und dabei, wie eben mal nebenher, 50 Jahre Zeitgeschichte, beginnend beim griechischen Bürgerkrieg bis zur großen weltweiten Finanzkrise des frühen 21. Jahrhunderts, zu verarbeiten, es mit dem Schicksal der Familie zu verflechten und Auslöser gewisser Handlungsweisen zu begründen. Ebenso non chalant streut sie immer wieder die griechische Mythologie ein und verknüpft diese mit den Helden und Heldinnen des Romans.
Die Autorin beherrscht die hohe Erzählkunst und versteht es geschickt, die Dramaturgie aufzubauen, Spannung und Neugier zu erzeugen, Nebensächlichkeiten einzuflechten ohne ausschweifend zu werden oder gar den roten Faden zu verlieren. Der Erzählstil kommt leicht und lebendig in verständlichen Sätzen daher, ohne banal zu werden. Geschichte und Tonalität sind stimmig. Der Hörbuchsprecher, Burghardt Klaußner, schafft es im überwiegenden Teil die Stimmungen und unterschiedlichen Charaktere perfekt zu übermitteln. Allerdings gibt es ein paar Stellen, in denen er insbesondere weibliche Charaktere für meinen Geschmack ein wenig übertrieben intoniert, die Stimme künstlich erhöht und hierbei etwas clowneskes, komödiantisches hineinbringt, das mir an diesen Stellen nicht passend erschien. Das sind aber zum Glück nur vereinzelte, kurze Passagen. Dies wäre aber auch schon der einzige Kritikpunkt, an dem ansonsten angenehmen Sprecher.

Fazit:
Diese Familiensaga war für mich eines meiner drei Lese-, bzw. in diesem Fall Hör-Highlights des ersten Halbjahres 2015. Makarionissi oder die Insel der Seligen kann ich ohne Einschränkungen empfehlen. Und gäbe es 6 Sterne, so würde das Buch - trotz des kleinen Kritikpunktes an der Interpretation weiblicher Charaktere – diese auf jeden Fall erhalten!

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