Rezension zu "Odéonia, Paris" von Veneda Mühlenbrink
Paris 1917: zwei unterschiedliche Frauen treffen aufeinander und entdecken gemeinsame Interessen. Sylvia Beach stammt aus wohlhabendem Hause und sucht in Paris Abenteuer und Freiheit. Adrienne kommt aus armen Verhältnissen und kam durch glückliche Wendungen zu einem kleinen Vermögen, mit dem sie eine Buchhandlung eröffnen könnte. Das ist auch der Plan von Sylvia Beach. Privat finden sie schnell zusammen, beruflich bleibt jede selbstständig. Es ist eine irre Zeit, die die Autorin uns da näher bringt. Eine Zeit, in der lesbisches Leben in bestimmten Kreisen offen möglich war, eine Zeit, in der eine Buchhändlerin gleichzeitig auch Verlegerin war, eine Zeit, in der Projekte in einer nahezu verstörenden Naivität angegangen wurden - und doch nicht automatisch gleich zum Untergang verurteilt wurden. James Joyce, Gertrude Stein, Ernest Hemingway - sie gingen bei Adrienne und Sylvia ein und aus, und die Autorin verbirgt vor ihren Lesern nicht, welch schwieriges Zeitgenossen unter den damaligen „Kultur-Promis“ waren. Das sind die Stärken des Romans, für den er 5 Sterne verdient. Etwas auf der Strecke blieb für mich dagegen die Entwicklung der Liebe zwischen den zwei Buchhändlerinnen. Da hätte sie aus meiner Sicht mehr draus machen können.