Rezension zu "Mein Leben als Minenräumerin" von Vera Bohle
Vera Bohle studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Politik und Geografie. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Fernsehredakteurin. Aufgrund persönlicher Eindrücke unter anderem nach einer Reise durch Mosambik wechselte sie mit 29 Jahren den Beruf und ging zur Sprengschule in Dresden, um sich in Kampfmittelräumung ausbilden zu lassen. Anschließend nahm sie an mehreren Einsätzen in Krisengebieten in Afrika, Asien und auf dem Balkan teil. Um diese Erlebnisse geht es in diesem Buch.
Ich bin eher durch Zufall über das Buch gestolpert, dachte: was ist das denn genau, eine Minenräumerin? und war zuerst ziemlich skeptisch. Sicher weiss man (eher verstandesmässig) dass nach jedem Krieg entsetzliche Hinterlassenschaften zurückbleiben; hört auch immer wieder mal, dass oft Jahre später noch Menschen sterben, aber zumindest mir war das nicht in diesem Ausmasse bewusst. Und vor allem wusste ich nicht, was alles dazugehört, wie sich das Leben in Krisengebieten, unter Todesgefahr, abspielt - man kann es sich zwar denken ,aber das "hautnah" mitzuerleben, ist nochmals was anderes.
Diesen Alltag als Minenräumerin mit allen Hochs und Tiefs beschreibt Vera Bohle in ihrem Buch sehr genau, manchmal zu ausführlich, aber ich habe mich zu keiner Sekunde gelangweilt. Vera Bohle darf sich Angst leisten, aber keine Konzentrationsschwäche. Und sie beherrscht die Kunst der Langsamkeit, das höchste Gut in diesem Beruf. Man erfährt viel über die Menschen in Nach-Kriegsgebieten, über die politischen Hintergründe und natürlich auch die Minen, und die Verwüstungen, die diese anrichten. Sachlich, doch auch sehr bewegend und spannend geschildert von einer couragierten Frau, die für mich eine wahre Heldin ist, und deren humanitäre und praktische Arbeit ich mehr als bewundere.
Seit 2003 widmet Vera Bohle sich vorwiegend politischer Arbeit. Sie ist tätig am Genfer Internationalen Zentrum für Humanitäre Minenräumung, und sie ist Schirmherrin der Kampagne »Frieden gestalten – Zukunft gewinnen« des Evangelischen Missionswerks. 2002 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. 2005 wurde sie mit dem Soroptimist Peace Prize ausgezeichnet, der an Frauen verliehen wird, die sich in besonderem Maße für den Frieden engagieren.
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