Cover des Buches Im Jahr der Brandzeichen (ISBN: 9783740714505)
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Rezension zu Im Jahr der Brandzeichen von Vera Forester

Leben und leben lassen

von rewareni vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein Appell an die Menschlichkeit. Leben und leben lassen.

Rezension

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rewarenivor 7 Jahren

Krista , angehende Kamerafrau, ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein Sprengstoffattentat, bei dem sie als einzige Deutsche verletzt wird, sorgt für Aufregung. Die anderen Verletzten stammen aus slawischen Ländern, so auch der Russe Maxim, den sie im Spital kennen lernt. Seltsame Fragen der Polizei ob sie Juden, Nazi´s oder Araber kennt verwirren Krista und schon bald gibt es den nächsten Anschlag, dieses Mal auf eine Synagoge. Als Täter wird der 19 jährige Flüchtling Labib aus Palästina ausgeforscht, der im Zuge des Täter- Opfer- Ausgleichs als Hilfsarbeiter in der jüdischen Gemeinde in einem Seniorenheim arbeiten muss. Dort lernt er Maria kennen, deren Lebensgeschichte auch sein Leben für die Zukunft verändern wird.

Wolff, ein eigen ernannter guter Deutscher aus der rechten Szene versucht immer wieder zu provozieren mit Parolen und Störaktionen, wo er von der Polizei und Presse immer die Aufmerksamkeit bekommt die er sich erhofft hat. Eine überraschende Einladung an ihn und der Hoffnung, dass er als aussteigewilliger Rechtsextremer gemeinsam mit Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen sowie mit Profi Tänzern gemeinsam ein Ballettstück einzustudieren soll, bringt Wolff´s Leben und Weltanschauung gehörig durch einander.

Die Beziehung zwischen Maxim und Krista ist geprägt von Höhen und Tiefen und erst die Rückkehr Maxim´s aus Afghanistan, wo er wirkliches Leid, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung kennen lernt, weiß er, dass er ohne Krista nicht mehr leben möchte.

Vera Forester hat mit ihrem Roman ,, Im Jahr der Brandzeichen´´ eine aufwühlende Geschichte erzählt. Es beginnt alles ganz harmlos und zeigt an Banalitäten, wie schnell sich ein Leben verändern kann. Ein manchmal eigenwilliger Schreibstil lässt eine Intensität verspüren die tief in den Leser eindringt. So werden Szenen, Gedanken oder auch Handlungen immer mehr gesteigert, bis es wieder zu einem Knalleffekt kommt.

Es werden aber auch sehr kritische Gedanken geäußert, die durchaus aktuell sind. Nazi Sympathisanten, die Angst um ihre Arbeit haben, da die Ausländer ihnen diese wegnehmen. Juden, die verfolg, vertrieben und verachtet werden. Politische Machtkämpfe, ohne Rücksicht auf Verluste . Oder Klimakatastrophen, die immer aktueller werden.

Die Autorin geht hart ins Gericht mit Vorurteilen und scheut sich nicht unangenehme Themen offen anzusprechen und aufzuzeigen. Es ist immer wieder ein Teufelskreis der anhand von Flüchtlingen zeigt wie schwer es ist sich zu integrieren, wenn man keine Arbeitserlaubnis bekommt, immer darauf warten ob der Asylantrag, oft erst nach Jahren, genehmigt oder abgelehnt wird. Immer in Angst und Sorge leben. Die Protagonisten leben von ihren Gedanken und Gefühlen und man leidet als Leser mit, wenn man deren Hilflosigkeit und Desillusion spürt.

Man bekommt als Leser auch Einblicke in geschichtliche Ereignisse, die einem erklären, warum gewisse Abneigungen und Hass gegenüber anders Gläubiger heute immer noch aktuell sind.

Das Buch baut eine Brücke zwischen Hass und Vergebung und zeigt, dass verschiedene Menschengruppen durchaus im gegenseitigen Respekt zusammen leben können.

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