Rezension zu "Frösche, die quaken, töten nicht" von Vera Sieben
Diesmal sind es nicht die Hunde, die bellen, die nicht beißen. Dafür sind es aber die Frösche, die quaken, die nicht töten. Ein ansprechender Buchtitel, der mich lockte und irgendwie klingt der auch nach einer Portion Humor.
Das Cover / Buchgestaltung:
Das Buchcover ist diesmal, passend zur Handlung, ganz auf das Thema Wellness ausgerichtet. Das Motiv der geschichteten, flachen (Kiesel-) Steine ist ja derzeit scheinbar sehr beliebt. Der Hintergrund des matten Covers ist dieses Mal in Schwarz, die Textfelder mit dem Namen der Autorin (in orangefarbener Schrift) und das Feld mit dem Buchtitel (in weißer Schrift) sind lila – und typisch für Gmeiner – in Hochglanz, so wie auch der kleine, blaue Pfeilgiftfrosch, welcher im Vordergrund zu sehen ist.
Sehr schön finde ich die Gestaltung der Buchdeckel-Innenseiten. Hier findet man nicht nur eine weiße Fläche vor, sondern die orange Farbe vom Cover wurde aufgegriffen. So findet man auf orangefarbenem Untergrund das Titelmotiv in lila, wobei das Motiv eine Art Netzstruktur hat. Das Vorsatzpapier hingegen ist wieder in einem kräftigen Lilaton gehalten. Ich persönlich mag diese kleinen, liebevollen Details immer sehr gerne.
Die Handlung:
Mörder machen keinen Urlaub! Das muss Liv Oliver schnell feststellen. Die 38jährige Kriminalreporterin gönnt sich eine kleine Auszeit in einem Düsseldorfer Wellness-Hotel. Doch schon bald hat Liv eine unschöne Begegnung mit dem Tod: Der 84jährige Seniorchef des Hotels liegt mit dem Gesicht im Müsli-Teller – tot! Und so erhält Liv von ihrer Zeitung den Auftrag, exclusiv über diesen Mordfall und die Ermittlungen zu berichten – und das alles auf Kosten ihres Arbeitgebers – da kann Liv einfach nicht „Nein“ sagen! Die Kriminalpolizei rückt an und der Ermittler ist Liv wohlbekannt – es ist ihr Ex-Freund, der vierzigjährige Kommissar Frank Golström.
Doch schnell stellt sich heraus, dass sich die Trauer um den betagten Mann sowohl bei seinen Kindern, als auch bei den Angestellten in Grenzen hält. Vielmehr scheint es so, als wäre man froh, den unbeliebten alten Mann los zu sein. Doch wer wollte den alten Mann loswerden? Gritta Entrup, die zweite Ehefrau des Toten, die schon seit Jahren von ihm getrennt lebte? Seine beiden erwachsenen Kinder Johann und Maria Overbeck, die den ganzen Betrieb erfolgreich leiten? Oder gar Monika Salmann, die 35 Jahre alte Geliebte des Toten? Aber auch so mancher der Angestellten hätte seine Gründe. Bald machen Gerüchte die Runde, dass das Hotel verkauft werden sollte.
Und bald schon schlägt der Mörder erneut zu...
Meine Meinung:
Was der kleine Frosch vom Buchcover für eine Rolle spielt, war mir schon bald klar. Der Buchtitel verrät ja schon einiges. Stutzig machte mich das gute Verhältnis der Angestellten untereinander – diesem Frieden traute ich nicht so recht.
Liv Oliver (was für ein Name – da versteckt sich der Vorname gleich mal im Nachnamen) fand ich eine tolle Protagonistin mit Ecken und Kanten. Sie wirkt oft etwas mürrisch und ist, wohl auch berufsbedingt, ein sehr misstrauischer Mensch, was man in manchen Situationen schnell bemerkte. So reagierte sie mitunter recht ungehalten, wenn sie sich in einer ungewohnten Situation befand. Das fing schon an, dass sie sich weigerte, ein heißes Tuch während einer Kosmetikbehandlung aufs Gesicht gelegt zu bekommen – sie befürchtete mehr oder weniger, man wolle sie damit ersticken.
Frank Golström, der Kommissar, war mir recht sympathisch. Dass Frank und Liv sich nicht gleichgültig sind, bemerkte man als Leser schnell. Wo sonst die Mitwirkung der Presse bei der Polizei unerwünscht ist, ernennt Frank Liv kurzerhand zur Co-Ermittlerin – eine Hand wäscht die andere – Frank hat eine verdeckte Ermittlerin, und Liv hat im Gegenzug eine Topstory aus erster Hand.
Monika Salmann konnte ich nicht so recht einschätzen. War es für die gutaussehende Frau, die angeblich eine schwere Kindheit hatte, wirklich DIE große Liebe, oder sah sie in dem sehr viel älteren Lebensgefährten doch eher eine Vaterfigur? Oder wollte sie sogar nur an das Vermögen des alten Mannes gelangen? Hat sie letztendlich vom Tod des Seniorchefs profitiert?
Karl von Schenck, ein Gentleman der alten Schule, ist ein Hobbydetektiv, der Liv bittet, sich an den Ermittlungen beteiligen zu dürfen. Doch so ganz professionell geht von Schenck nicht vor – ein Loch in der Zeitung, um heimlich die Leute zu beobachten – nicht gerade die neueste Ermittlungsmethode.
Und dann wären da noch (unter anderem) Virginia Perle, die für Liv zuständige, nicht gerade attraktive Kosmetikerin (deren Name übrigens nicht echt ist – Virginia Perle ist ein „Künstlername“) und Fitnesstrainerin Bettina, mit der sich Liv hervorragend versteht – obwohl auch Bettina zum Kreise der Verdächtigen zählt. Und dann wäre da noch die ominöse Dame, die stets einen weißen Trainingsanzug trägt und Liv immer wieder einmal über den Weg läuft.
Witzig fand ich stets die Schilderungen der Anwendungen, die Liv mal mehr, mal weniger begeisterten – da war alles dabei von der klitschigen Rheinschlamm-Ganzkörper-Packung über Kickboxen bis hin zur mörderisch schmerzhaften Massage. Und dann die Idee der Autorin, vielen der Angestellten sonderbare Haustiere zu verpassen – darauf muss man erst einmal kommen.
Erwähnenswert finde ich das Lokalkolorit. Hier lernt der Leser einige bekannte Orte von Düsseldorf kennen und auf Livs Teller ist der Löwensenf (übrigens ein Produkt, dessen Wiege in Düsseldorf stand) fast schon allgegenwärtig. Gut lesbar machen das Buch die vielen kurzen Kapitel – ganze fünfundsiebzig Kapitel tummeln sich auf (nur) 312 Seiten.
Letztendlich hat mir im Buch aber dann doch der letzte Kick gefehlt. So hätte ich mir ein häufigeres Auftauchen des Herrn von Schenck gewünscht. Gefehlt haben mir zudem einige falsche Fährten (mehr) – wer der Mörder war, hat mich letzten Endes nicht wirklich überrascht – schade! Will man den Roman als Krimi bezeichnen (auf dem Cover steht lediglich „Roman“), so ist es eher ein Soft-Krimi (was ich jetzt keinesfalls negativ meine) – blutiges Gemetzel sucht man hier vergeblich, dafür hat man eine humorvolle Handlung – ein Buch also, das auch für Nicht-Krimi-Leser bestens geeignet ist.
Und was die Frösche betrifft, hierüber wurde ich in diesem Buch bestens informiert und habe vieles über diese kleinen Tierchen erfahren, das ich zuvor nicht wusste. Auch wenn ich jetzt über Wellnessbehandlungen gelesen habe, begeistern kann ich mich für diesen Trend dennoch nicht. Die Zusammenarbeit zwischen einer Reporterin und der Polizei halte ich persönlich zwar für eher unrealistisch (wobei ja immer wieder sogenannte verdeckte Ermittler in Ermittlungen einbezogen werden), aber letztendlich zählt hier der Unterhaltungswert. Aber Liv und Frank würde ich dennoch gerne wiedertreffen – in Form eines Buches und mit einem neuen Fall.
Fazit:
Ein humorvoller Roman mit einem Wellness-Hotel als Handlungsort und einem tollen Ermittlerteam und vielen Verdächtigen, sowie einer guten Portion Lokalkolorit. Leider ist hier eine Steigerung nach oben noch möglich, dennoch ein durchaus gelungenes Debüt für die Autorin Vera Sieben. Von mir erhält dieses Buch 4 Sterne.