Ich kann euch direkt mal verraten, dass ich bei diesem Buch, je länger es voranschritt mehr und mehr überrascht wurde. Mit dieser Geschichte habe ich wirklich nicht gerechnet, und ich liege etwas erschöpft mit der Roman und meinen Gefühlen auf dem Sofa.
Ava ist das, was man denglish eine Soccer Mum nennt. Während ihr Mann mit seiner Kanzlei das Geld ran bringt, ist sie zu Hause und kümmert sich um die Kinder. Die Grenzen sind klar gesteckt. Doch Ava merkt immer mehr, dass das so ist, weil er es so will und nicht sie. An ihr allein hängt die komplette Verantwortung für die Kinder und den Haushalt und alles, was damit zusammenhängt. Ihr Mann Ralf zieht sich immer wieder auf seine Position als Money Boss zurück, und da gibt es wohl auch keine Widerrede. Ava fehlen einfach die Argumente und ein bisschen auch der Antrieb den Kampf auf sich zu nehmen. Sie merkt, wie die Gefühle schwinden und sie sich trotzdem in ihr Schicksal ergibt. Dann passiert ein Schwimmunfall und Kieran, der Schwimmlehrer rettet die Tochter. Ava ist von Anfang an fasziniert von dem 19 Jahre jüngeren und gut aussehenden Typen und erlaubt sich ein paar Fantasien. Als er anbietet ihr das Schwimmen beizubringen, sagt sie zu, und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Diese findet im Verborgenen statt und natürlich hab ich mich sofort gefragt, ob das bis zum Ende Bestand haben kann. Während der ganzen Lektüre habe ich hin und her spekuliert und ich muss der Autorin wirklich gratulieren: Das Buch ist so gut konzipiert, dass ich bis kurz vor Ende keine Ahnung davon hatte, wie die Beziehung nun ausgehen wird
Das wirklich Schöne an der Lektüre ist, dass sie nicht dann mit einem vermeintlichen Sad oder Happy End endet wenn man meint, jetzt ist der Zeitpunkt da, sondern sich mit den Folgen, sowohl der einen wie auch der anderen Möglichkeit auseinandersetzt. Es geht ja schließlich nicht nur um zwei Menschen, die etwas miteinander haben, obwohl es das vielleicht sollte. Nein, da sind auch noch Freundinnen, Kolleginnen und Angehörige wie Kinder, Ehemann Schwiegermütter, und so weiter die Erwartungen an einen stellen. Die Frage ist: bis wann befriedigt man diese und wann hat man das Recht, nur noch an sich zu denken? Ich will nicht zu viel verraten, doch soviel sei gesagt: Das Buch geht über einen längeren Zeitraum, als ich vermutet habe. Es gibt Brüche und Umbrüche, Schicksalsschläge und Wendungen mir absolut realistisch erscheinen. Ganz oft war ich nah am Wasser gebaut, denn ich hab mich in dem Buch ein paarmal wieder gefunden. Das „Was -wäre-wenn“ – Spiel hat mich ein ums andere Mal auch schon bei Entscheidungen blockiert. Und manche Liebe in meinem Leben wurde dadurch sehr anstrengend.
Ava hat es wirklich nicht leicht, aber sie geht ihren Weg und all das, was im Endeeffekt dazu führt, dass sie das kann, gehört im Leben dazu. Es braucht halt manchmal sehr viel Zeit. Ganz nebenbei gesagt, muss ich gestehen, dass ich sie beneide, denn die Liebesgeschichte, die sie erlebt, ist zwar schmerzhaft, aber auch intensiv und wunderschön.
Ich empfehle das Buch also begeistert weiter auch an alle, die glauben, dass „Frauen in der Ehe-Krise“ ein Format ist, was sie zu genüge konsumiert haben. Dieses Buch hier ist noch mal ganz anders!
Eins muss ich aber noch loswerden: Ralf ist doof!