Rezension zu "Hans Kammerlander – Höhen und Tiefen meines Lebens" von Hans Kammerlander
Anmerkung:
Ich bewundere Hans Kammerlander als Bergsteiger schon sehr lange und hab auch schon etliche Bücher von ihm gelesen. Ich dürfte ihn auch schon persönlich treffen, und er wirkte dabei sehr sympathisch und bodenständig.
Umso weniger passte daher jener tödliche Verkehrsunfall, den Kammerlander 2013 mit fast 1,5 Promille verursacht hat, in das Bild, das ich mir vom Extrembergsteiger gemacht hatte.
Als ich also vom neuen Buch "Höhen und Tiefen meines Lebens - Eine Autobiografie in Gesprächen" hörte, war für mich also klar, das ich dieses Buch lesen muss, um mein Bild von Hans Kammerlander zu überprüfen, erweitern und gegebenenfalls zu revidieren.
Aufbau:
Wie der Untertitel bereits verrät, handelt es sich hier um ein Buch in Interviewform.
Eingeteilt ist das Buch in verschiedene Themenbereiche, darunter z.B.: Heimat, Expeditionen, Beziehungen, Fehler, Wettkampf und sogar Messner (hier ist Reinhold Messner gemeint, mit dem Kammerlander etliche Achttausender bestiegen hat).
Wenn im Gespräch Bergnamen auftauchen, gibt es beim ersten Mal immer einen extra Infokasten mit einem kurzen Bergporträt.
Meine Meinung:
Das Buch liest sich als würde man gemeinsam mit Hans Kammerlander in seiner südtiroler Stube sitzen und ihm beim plaudern zu hören. Dabei hat man das Gefühl, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und wirklich frei von der Leber weg erzählt.
Der Themenbogen ist dabei, wie bereits oben beschrieben, breit gespannt und auch unangenehmen Themen werden nicht ausgespart. Auch wenn das Journalistenteam Vigl/Duregger nicht davor zurück scheut nochmal nachzubohren, wirken die Fragen in keiner Weise aufdringlich oder gar sensationsgierig.
Ich fand es spannend, den Menschen hinter dem Extrembergsteiger besser kenne zu lernen. Wie ist er aufgewachsen, wie kam er dazu seine Hobbys (Schifahren und Bergsteigen) zum Beruf zu machen, wie kam es zu den ersten Expeditionen und was treibt ihn an, sich immer wieder in Extremsituationen zu bringen? Wie ging/geht er mit dem Tod von Bergkameraden und Freunden um? Und welche Rolle spielen Beziehungen und seine Tochter in seinem Leben?
Das Buch zeichnet ein sehr umfangreiches Bild des Lebens von Hans Kammerlander, als Extrembergsteiger, als Bergführer und Schilehrer, als Mensch.
Dabei werden beeindruckende und berührend Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt gewährt.
Auch besagter Unfall wird natürlich angesprochen, und hier merkt man deutlich, wie sehr Kammerlander die Situation nach wie vor belastet. Er nimmt die volle Schuld auf sich, und versucht auch nicht schönzureden, dass er sich alkoholisiert hinters Steuer gesetzt hat.
Ein Thema kam mir persönlich im Buch zu kurz: Hans Kammelander ist nicht nur ein erfolgreicher Höhenbergsteiger, sonder war vor allem in seinen Anfangszeiten auch ein exzellenter Felskletterer. Da ich selber gerne klettere, und mich damit daher eher identifizieren kann, als mit der Besteigung eines Achttausenders, hätte ich darüber gerne mehr gelesen.
Auch hätte ich mir am Anfang oder Ende, eine Art Timeline mit den wichtigsten Stationen in Kammerlanders (Bergsteiger-)Leben gewünscht.
Fazit:
Wer ist also nun dieser Hans Kammerlander?
Jemand der seine Berufung zum Beruf gemacht hat, ein Grenzgänger der großartige alpinistische Leistungen vollbracht hat.
Doch trotz seines außergewöhnlichen Lebens ist er vor allem eines: Ein Mensch. Ein Mensch, mit Ecken und Kanten, mit Stärken und Schwächen. Ein Mensch der leider auch Fehler macht.
In einem Leben mit Höhen und Tiefen.