Verena Moritz

 3,5 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Verena Moritz, geboren 1969 in Eisenstadt, studierte Geschichte und Russisch in Wien. Mehrjährige Forschungsaufenthalte in Russland. Lektorin an den Universitäten Salzburg und Wien. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „1917 – Österreichische Stimmen zur Russischen Revolution“ (2017). und zusammen mit Hannes Leidinger "Lenin" (2023).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Verena Moritz

Cover des Buches Habsburgs schmutziger Krieg (ISBN: 9783701732005)

Habsburgs schmutziger Krieg

(1)
Erschienen am 24.10.2014
Cover des Buches Lenin (ISBN: 9783701733903)

Lenin

(1)
Erschienen am 25.09.2023
Cover des Buches Die Nacht des Kirpitschnikow (ISBN: 9783423345132)

Die Nacht des Kirpitschnikow

(0)
Erschienen am 24.10.2008
Cover des Buches Oberst Redl (ISBN: 9783701743391)

Oberst Redl

(0)
Erschienen am 15.11.2012

Neue Rezensionen zu Verena Moritz

Cover des Buches Lenin (ISBN: 9783701733903)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Lenin" von Verena Moritz

Auch 100 Jahre nach Lenins Tod rufen Demagogen zur Revolution auf
Bellis-Perennisvor einem Jahr

Zum bevorstehenden 100. Todestag von Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, am 21. Jänner 2024 hat das Autorenehepaar Verena Moritz und Hannes Leidinger eine neue Biografie herausgebracht. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Braucht es wirklich NOCH eine Biografie? Ist über den Fanatiker, Revolutionär, Massenmörder oder doch Hoffnungsträger nicht schon alles gesagt respektive geschrieben worden?   

Den Hauptteil dieser monumentalen Biografie hat Verena Moritz durch ihre Sprachkenntnisse zusammengetragen. In akribischer Detektivarbeit hat sie bislang nicht zugängliche Dokumente aus diversen Archiven durchforstet und rollen die Biografie jenes Außenseiters, dem der Aufstieg zum Führer des ersten sozialistischen Staates gelang, neu auf.  

In achtzehn Kapiteln entsteht ein neues, vielschichtiges Lenin-Bild, das die Geschichte eines Einzelgängers in einer Welt im Umbruch erzählt. Unzählige Zitate aus Briefen oder Büchern anderer Autoren werden neu bewertet und zeichnen ein spannendes, informatives und abseits jeglicher Verklärung oder Dämonisierung Bild des Mannes, der auch in seiner eigenen Partei nicht unumstritten war.  

Am 25. Oktober 1917 ist Lenin am Ziel: Er nimmt an der Sitzung des Petrograder Sowjet teil und ergreift die Macht, obwohl er erst wenige Tage zuvor aus seinem finnischen Versteck nach Petrograd gekommen ist. Interessant ist, dass der Bevölkerung keine Änderung im Tagesablauf aufgefallen sind. Die Straßenbahnen fahren wie gewohnt ...  

Es kam zur Gründung des ersten sozialistischen Staats und zu einer weltverändernden Diktatur, deren brutaler Terror Millionen Menschen zum Opfer fielen und dessen Architekt Lenin war.  

„Die Frage, was von dem übrig blieb, was Lenin und abseits von ihm die Linke im Westen zu erreichen hofften bzw. Was davon eine tatsächlich erstrebenswerte oder realistische Perspektive enthielt, hat bereits eine Vielzahl von Antworten nach sich gezogen. Ähnliches gilt für die Frage, was gewesen wäre, hätte der Bolschewikenführer 1917 nicht die Heimreise nach Russland angetreten. Eines ist gewiss: Der Oktoberumsturz hätte ohne Lenin nicht stattgefunden und die soziale Revolution, die er nun ausrief, wäre das geblieben, wofür sie ein Gutteil seiner Anhänger damals hielt: eine Utopie.“ (S. 642) 

 Das Buch besticht durch sprachliche Klarheit, akkurate Detailgenauigkeit, neue Einsichten und Bewertungen sowie mit durchaus auch unerwarteten Zugängen.  

Ergänzt wird diese interessante Biografie durch eine Zeittafel, ein Abkürzungsverzeichnis und ein Personenverzeichnis sowie QR-Codes die zu Originalfilmaufnahmen zu den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk, zu Film- und Tondokumenten von Lenin und zu Wochenschauberichten aus der frühen Sowjetzeit führen. Außerdem finden sich einige Abbildungen in der Mitte des Buches.

Fazit: 

Die eingangs gestellte Frage, ob es wirklich noch eine Biografie über Lenin braucht, kann mit Fug und Recht, mit JA beantwortet werden, denn diese hier stellt den Werdegang und die Gedanken des Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, vom Sohn eines Schuldirektors und Bruder eines hingerichteten Revolutionärs, ins Zentrum. 

Gerne bewerte ich diese umfassende Biografie, die den Fanatiker Lenin spannend, informativ, fesselnd und abseits jeglicher Verklärung oder Dämonisierung beschreibt, mit 5 Sternen.

 

 

 

Cover des Buches Habsburgs schmutziger Krieg (ISBN: 9783701732005)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Habsburgs schmutziger Krieg" von Hannes Leidinger

Dieser Krieg war wahrlich ein schmutziger ..
Bellis-Perennisvor 8 Jahren

In minutiöser Kleinarbeit hat das Historiker-Team um Hannes Leidinger Dokumente des Ersten Weltkriegs durchforstet und ist zu einem niederschmetternden Ergebnis gelangt.

Die k. und k. Armee hat sich unglaublicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht. Teils aus Berechnung, teils aus Unfähigkeit.

In insgesamt neun Kapiteln (inkl. Vorwort) werden die schier unglaublichen Tatsachen beim Namen genannt. Propagandalügen werden als solche enttarnt.

Bereits vor dem tödlichen Attentat auf Franz Ferdinand stehen
die Zeichen auf „Krieg am Balkan“. Die Kriegstreiber, allen voran Conrad von Hötzendorf, haben die Nase vorn. Teilweise unter völlig falschen Voraussetzungen (Hötzendorf vermutet reiche Bodenschätze in Albanien, die es für die Monarchie auszubeuten gilt). So sagt er z.B. auf S. 192 „Albaniens Autonomie müsse geschützt werden, ähnlich einem Protektorat wie Ägypten durch Großbritannien“, der Thronfolger lehnt dies 1912 mit den Worten „dass es in Albanien nur elende Ziegenwiesen gäbe, derentwegen er keinen Krieg vom Zaun bräche“.

Nach dem Tod des Thronfolgerpaares ist es beschlossene Sache: Krieg am Balkan. Die Verhandlungen, das Ultimatum an Serbien – alles Makulatur. Leidinger weist nach, dass keiner der k. und k. Entscheidungsträger an Deeskalation interessiert war.

Mit dem Beginn der Kampfhandlungen werden hunderttausende Menschen, bei denen auch nur der leiseste Verdacht einer anti-habsburgischen Haltung auftaucht, in weit entfernte (innerösterreichische) Internierungslager verschleppt. Österreich-Ungarn bricht hier jede Menge Völkerrechtliche Vorgaben.

Die zivile Rechtsprechung wurde zu Gunsten des Kriegsrechtes teilweise oder zur Gänze aufgehoben. Generell ist der Willkür Tür und Tor geöffnet. Die Folgen für die Betroffenen sind schrecklich. Oft werden "gänzlich Unschuldige Ziel der militärischen Repressalien...". So wird eine Gruppe Mädchen verhaftet, weil sie gefangenen Soldaten gewinkt haben. 
Daneben spielten nationalistische Motive oft eine wichtige Rolle - etwa Polen gegen Ukrainer (Ruthenen). Einzelne Volksgruppen werden gegeneinander ausgespielt.

Menschenverachtung steht an oberster Stelle. Es zeugt von wirklicher Barbarei, Soldaten in ihre Heimatdörfer am Balkan auf Heimaturlaub zu schicken mit der Auflage Lebensmittel mitzubringen und die Adjustierung zu vervollständigen. Doch zuhause angekommen, finden sie nur von den eigenen Truppen niedergebrannte Dörfer vor. Die Familien entweder als Staatsfeinde hingerichtet oder irgendwohin in der (noch) weitläufigen Monarchie interniert, wo sie an Seuchen und Unterernährung starben.

Je schlechter die militärische Lage, desto mehr sind die Menschen an den Randgebieten der Monarchie den Repressalien der Militärbehörden ausgesetzt. Hannes Leidinger spricht von einer regelrechten "Paranoia der militärischen Befehlshaber", 1915 gibt es im Habsburgerreich 1 Million Heimatlose - hauptsächlich Frauen, Kinder und alte Menschen.

Auch die Lage der Kriegsgefangenen wird näher beleuchtet. Sie müssen als Zwangsarbeiter die eingezogenen Soldaten ersetzen. Da schon kaum Nahrungsmittel für die kämpfende Truppe, die eigene Zivilbevölkerung vorhanden waren, leiden die Kriegsgefangen besonders unter der Hungersnot. Revolten sind natürlich die Folge, die blutig niedergeschlagen werden.

Viele die Heimkehrer aus den Kriegsgebieten werden wie Verbrecher behandelt. Man unterstellt ihnen Kollaboration mit dem Feind. Es gibt weder Entschädigung für vernichtetes Hab und Gut oder erlittene Verletzungen.

Ein interessantes Kapitel ist das letzte mit der Überschrift „Verzerrung und Ausblendung“. Hier werden die Mechanismen der „Schönfärberei“ und der Verdrehung der Wahrheit beleuchtet.

Der Schreibstil ist dem Thema angemessen: sehr sachlich, für manche Leser mag das Beamtendeutsch gewöhnungsbedürftig sein. Sehr häufig wird aus Akten zitiert, doch auch Briefe und Tagebücher finden ihren Niederschlag. Die Betroffenheit ist durch gut gewählte Zitate belegt. Im Mittelteil befinden sich einige Fotos, im ausführlichen Anhang eine Fülle von Quellen. 

Conclusio:

Dieses Buch hat mich zutiefst schockiert. Bis jetzt habe ich geglaubt, einiges über den Ersten Weltkrieg und die unrühmliche Rolle der Habsburger Monarchie zu wissen. Doch ich bin eines Besseren belehrt worden.

So muss ich auch die Geschichte meines Urgroßvaters neu betrachten. Er starb in einem der Lager an Typhus. Ob als Internierter oder als Soldat muss ich nachforschen. Es gibt die eine oder andere Feldpostkarte und dann das schwarz umrandete Schreiben, in dem meiner Urgroßmutter sein Tod mitgeteilt wurde.

Fazit:

Eine längst fällige Aufarbeitung dieser grausamen Seite des Ersten Weltkriegs. Wobei hier weniger den Kämpfen an der Front als den furchtbaren Ereignissen im Hinterland Beachtung geschenkt wurde.

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