Veronica Buckley

 4 Sterne bei 3 Bewertungen

Lebenslauf

Veronica Buckley studierte Sprachen, Musik und Geschichte in ihrem Heimatland Neuseeland sowie in London und Oxford. Sie lebt als Autorin, Journalistin und Übersetzerin in Wien. Ihr jüngstes Buch „Madame de Maintenon: Die geheime Frau Ludwigs XIV.“ erschien 2012 bei Suhrkamp Insel.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Veronica Buckley

Cover des Buches Christina - Königin von Schweden (ISBN: 9783821846576)

Christina - Königin von Schweden

(1)
Erschienen am 22.09.2005
Cover des Buches Madame de Maintenon (ISBN: 9783458175391)

Madame de Maintenon

(1)
Erschienen am 16.04.2012

Neue Rezensionen zu Veronica Buckley

Cover des Buches Madame de Maintenon (ISBN: 9783458175391)
A

Rezension zu "Madame de Maintenon" von Veronica Buckley

Andreas_Oberender
Die Frau an seiner Seite

Im Kreis der vielen Frauen, die im Leben Ludwigs XIV. von Frankreich eine wichtige Rolle spielten, nimmt Françoise d'Aubigné (1635-1719), seit 1675 Marquise von Maintenon, eine Sonderstellung ein. Geht man von der ersten persönlichen Begegnung um Februar 1671 aus, so war diese Beziehung die längste, die der Sonnenkönig mit einer Frau unterhielt - sie währte fast 45 Jahre, bis zu Ludwigs Tod im September 1715. Keine andere Frau gehörte so lange zum engen persönlichen Kreis des Herrschers, sieht man von seinen (unehelichen) Töchtern und seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz ab. Madame de Maintenon hebt sich noch durch einen anderen Grund von den übrigen Mätressen und Gefährtinnen des Königs ab: Im Oktober 1683, nur wenige Monate nach dem Tod der Königin Maria Theresia, nahm Ludwig XIV. die langjährige Erzieherin seiner unehelichen Kinder zur morganatischen Ehefrau.

Schon die Zeitgenossen fragten sich verwundert, wie Madame de Maintenon dieser spektakuläre Aufstieg zur Gemahlin des Königs gelingen konnte. Die Marquise hatte zu ihren Lebzeiten viele Feinde und Neider, die mit ihren negativen, mitunter geradezu gehässigen Äußerungen das Bild Madame de Maintenons bei der Nachwelt lange prägten. Besonders in den Memoiren des Herzogs von Saint-Simon und in den Briefen Liselottes von der Pfalz tritt die Marquise als reaktionäre Frömmlerin, politische Strippenzieherin und bösartige Intrigantin in Erscheinung. Vielen Historikern galt es als ausgemacht, daß Madame de Maintenon die Politik des Sonnenkönigs beeinflußt habe - und zwar nicht im guten Sinne. Genau diese Punkte sind es, die Veronica Buckley in ihrem Buch näher beleuchtet: Welche Rolle spielte Madame de Maintenon im Leben des Königs? Hatte sie tatsächlich einen feststellbaren Einfluß auf die Politik Ludwigs XIV.? Welche Motive und Triebkräfte bestimmten eigentlich ihr Leben? Wie war es um ihr Verhältnis zur Religion bestellt?

Das Leben der Françoise d'Aubigné ähnelt streckenweise einem burlesken Roman des 17. Jahrhunderts: Sproß einer prominenten hugenottischen Adelsfamilie, Tochter eines Mannes, der als notorischer Taugenichts, Abenteurer und Querulant von sich reden machte, wuchs Françoise in prekären Verhältnissen auf. Sie kam 1635 im Gefängnis von Niort zur Welt. Ihrem Vater, der im Laufe seines Lebens mehrfach in Haft saß, war es gestattet worden, im Gefängnis mit seiner Familie zusammenzuleben. Nach seiner Freilassung 1644 ging Constant d'Aubigné mit seiner Familie in die Karibik, wo er sich als Plantagenbesitzer etablieren wollte. Auch dieses Unterfangen scheiterte. Der Vater starb 1648 und ließ seine Familie mittellos zurück.

Das Leben der jungen Françoise war nicht nur von materieller Dürftigkeit geprägt, sondern auch von unklarer Konfessionszugehörigkeit. Das Mädchen war zwar katholisch getauft worden, lebte aber mehrfach für längere Zeit bei hugenottischen Verwandten. Erst um 1650 wandte sich Françoise endgültig dem Katholizismus zu. Als junge Frau geriet sie in Paris in den Umkreis des bekannten Dichters Paul Scarron, den sie Anfang 1651 heiratete, obgleich er viel älter als sie, verkrüppelt und ohne Vermögen war. Die Ehe mit Scarron verschaffte Françoise Zutritt zur künstlerisch-literarischen Welt der Hauptstadt. Als Gastgeberin eines Salons wurde sie schnell zu einer wichtigen Figur des gesellschaftlichen Lebens. Nach Scarrons Tod im Jahre 1660 wurde Françoise nur durch Gewährung einer königlichen Pension vor dem Absturz in die Armut bewahrt. Ihren zahlreichen Kontakten hatte sie es zu verdanken, daß sie 1669/70 von der Mätresse des Königs, Madame de Montespan, in Dienst genommen wurde. Die Witwe Scarron wurde zur Erzieherin der Kinder bestellt, die aus der langjährigen Liaison der Montespan mit dem König hervorgingen. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Ludwig fand Gefallen an der Erzieherin seiner Bastarde, suchte immer öfter ihre Nähe, lernte sie als intelligente Gesprächspartnerin schätzen, machte sie zu seiner Geliebten - und schließlich zu seiner Ehefrau.

Buckleys Buch ist hervorragend geschrieben. Die Lektüre ist durchweg ein Genuß. Die Autorin reiht nicht einfach nur Fakten aneinander, sondern hält immer wieder inne, um sich mit dem Wesen, dem Verhalten und den Überlebensstrategien ihrer Protagonistin auseinander zu setzen. Mehrere Punkte verdienen es, hervorgehoben zu werden. Buckley arbeitet sehr anschaulich heraus, daß Françoise d'Aubigné die bis 1670 mehrfach drohende Armut dank nützlicher Kontakte abwenden konnte. Immer wieder fanden sich Freunde, Verwandte und Gönner, die ihr halfen und wichtige Türen öffneten. Der soziale Abstieg blieb daher aus. Die Einbettung in ein weitläufiges Netzwerk erwies sich als Schlüssel zum Überleben, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als die Witwe Scarron ihre Anstellung am Hof erhielt. Buckley zeigt, wie die Erfahrung materieller Armut und drohender sozialer Marginalisierung das Verhalten ihrer Heldin prägte: Françoise d'Aubigné achtete stets auf ihren guten Ruf, ließ sich nie in Skandale verwickeln, verhielt sich im Umgang mit Höhergestellten respektvoll, zurückhaltend, entgegenkommend. Gerade dieses dezente, gefällige und bescheidene Auftreten schätzte Ludwig XIV. nach den Erfahrungen mit der anstrengenden Madame de Montespan. Der verwitwete König wollte keine neue "richtige" Ehe eingehen, aber andererseits nicht auf eine Gefährtin an seiner Seite verzichten. In der klugen und verträglichen Madame de Maintenon fand Ludwig eine Frau, die seinen Bedürfnissen gerecht wurde. Auch für die Marquise war die Liaison von Vorteil: Die Verbindung mit dem König war deshalb so verlockend für Françoise, weil sie ihr die lang ersehnte finanzielle Sicherheit verschaffte.

Das Bemühen um Respektabilität ist Buckley zufolge auch der Schlüssel zum Verständnis der Religiosität Madame de Maintenons. Buckley sieht in ihrer Protagonistin eine "lauwarme" Christin und Katholikin. Die Marquise sei, wie ihre erhalten gebliebenen Briefe zeigten, nie eine Frömmlerin oder Fanatikerin gewesen. Tiefe, gar inbrünstige religiöse Gefühle seien ihr zeitlebens fremd gewesen. An der antihugenottischen Politik des Königs habe sie keinen Anteil gehabt. Ihre hugenottischen Verwandten habe sie nur zur Konversion überredet, um ihnen lukrative Karrieren zu ermöglichen. Die Marquise habe erkannt, daß ab 1680 am Hofe die Frömmler an Einfluß gewannen, und sie habe sich dem Trend zu Sittenstrenge und einem gottgefälligen Lebenswandel nur angeschlossen, um sich den Respekt der Hofgesellschaft zu verschaffen und Kritik an ihrer Rolle als Gefährtin des Königs abzuwenden. Gerade mit dieser These weicht Buckley vom traditionellen Bild der Madame de Maintenon ab. Einen nennenswerten politischen Einfluß billigt Buckley ihrer Protagonistin nicht zu. Ludwig habe seine zweite Gemahlin bewußt von der Politik ferngehalten. Die Marquise habe auch gar keine politischen Ambitionen besessen und sich stattdessen auf ihr Lieblingsprojekt konzentriert, die 1686 gegründete Mädchenschule von Saint-Cyr.

Buckley vertritt ihre Thesen eloquent und in enger Anlehnung an die verfügbaren Quellen. Das Buch besitzt auch einige Schwächen, die nicht verschwiegen werden sollen. In manchen Kapiteln wird das allgemeine historische Geschehen so ausführlich behandelt, daß Madame de Maintenon zeitweilig ganz aus dem Blick gerät. Die letzten drei Kapitel fallen qualitativ gegenüber den vorhergehenden Kapiteln deutlich ab. Die 25 Jahre zwischen 1690 und 1715 werden viel zu rasch abgehandelt, und man erfährt als Leser erstaunlich wenig über das Leben der Marquise in diesen zweieinhalb Jahrzehnten. Mitunter werden mehrere Jahre auf einmal übersprungen. Buckley erwähnt, daß Madame de Maintenon seit 1698 an den Sitzungen des Staatsrates teilnahm, geht aber nicht systematisch der Frage nach, wie es ab diesem Zeitpunkt um den konkreten politischen Einfluß der Marquise bestellt war. Auch ihre Rolle am Hof und innerhalb der königlichen Familie wird nicht gründlich genug untersucht. Die letzten drei Kapitel sind die unergiebigsten des ganzen Buches. Das mag dem Mangel an brauchbaren Quellen geschuldet sein. Der Briefwechsel des Königs und seiner Frau ist nicht erhalten geblieben; er wurde von den Eheleuten gemeinsam vernichtet, als der König sein Ende nahen fühlte (die Korrespondenz der Marquise mit anderen Personen ist hingegen weitgehend erhalten geblieben).

Ungeachtet dieser Kritikpunkte bleibt festzuhalten, daß Veronica Buckley eine farbig und anschaulich erzählte Biographie vorgelegt hat, die das überkommene, von Klischees verzerrte Bild von Madame de Maintenon auf überzeugende Weise korrigiert. Die Marquise war wohl nicht die sinistre graue Eminenz hinter dem Thron, für die sie lange gehalten wurde, sondern "nur" die Frau an der Seite des Sonnenkönigs. Einmal mehr zeigt sich, daß angelsächsische Autorinnen und Autoren wichtige Beiträge zur Geschichte Ludwigs XIV. beisteuern, nicht zuletzt in der Gattung Biographie. Von deutschen Historikern kann man das leider nicht behaupten.

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Mai 2013 auf Amazon gepostet) 

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