Rezension zu "Nichts davon ist wahr" von Veronica Raimo
In der autofiktionalen Tragikomödie "Nichts davon ist wahr" parodiert die Autorin in burleskem Ton ihre eigene Familie sowie das Erwachsenwerden im Sinne einer Karikatur.
"... jeder Satz widersprach dem vorherigen ..." (S. 222)
Dabei entfacht die Autorin mit ihrer nervösen, prägnanten Sprache und ihrer unermüdlichen Intelligenz einen brennenden Monolog.
Die einen werden diesen Roman lieben, die anderen werden ihn hassen.
Veronica Raimo hat dieses Werk nach meinem Empfinden genauso kreiert, wie ihr gefälschtes Tagebuch, das sie als Kind verfasst haben will, um ihre Mutter in die Irre zu führen.
"In meiner Familie hat jeder seine eigene Methode, die Erinnerung zum persönlichen Vorteil zu sabotieren. Schon immer haben wir die Wahrheit manipuliert, als wäre es eine Stilübung, der vollkommene Ausdruck unserer Identität." (S. 214)
Veronica erzählt also von den Zumutungen des Erwachsenwerdens in einer ganz normalen, unnormalen Familie?
Eine Mutter, die sich allzu oft in ihren Depressionen und Ängsten verliert. Ein Vater, voller hygienischer und architektonischer Obsessionen, der seine Kinder dazu verdammt, sich in ihrer Langeweile zu verlieren - und dabei immer mehr Wände in ihre ohnehin schon verschachtelte 60-Quadratmeter-Wohnung einzieht.
Absolut lesenswert!