Auf SpurensucheNeben Vampire befasste sich die Autorin Veronica Wolff auch mit schottischen Helden. Einer ihrer Romane ist „Mein schottischer Ritter“ aus dem Jahr 2008.
In ihrem Nachwort schreibt die Autorin, dass sie in ihrem Roman auf Daten und Ereignisse aus der Geschichte zurückgegriffen hat. Dazu gehört ihre männliche Hauptfigur Ewen Cameron of Lochiel, der 17. Laird des Clan, der bereits in einigen anderen historischen Romanen eine Rolle spielte. Auf Anhieb fällt mir dazu „Glencoe“ von Charlotte Lyne ein.
Aber als Schwärmerin für das Mittelalter und Schottland, frage ich mich, wie viel Historie ist in diesem Liebesroman wirklich? Auf zur Spurensuche und siehe da, es gibt einige interessante Details, die für ein Aha-Erlebnis sorgen.
Ewen Cameron of Lochiel ist einer der bekanntesten Lairds der Camerons und errichtete unter anderen Achnacarry Castle zwischen Loch Lochy und Loch Arkaig erreichten, welches 1746 nach der Schlacht von Culloden niedergebrannt wurde. Erst 1802 wurde das Haus vom 22. Chief of Cameron in der Nähe der alten Burg wieder aufgebaut.
Veronica Wolff beschreibt ihren Helden Ewen als Mann mit erschreckender Größe, breiten Schultern, sehr muskulösen Armen und starken Beinen. Sein Gesicht war geprägt durch gemeißelte Gesichtszügen und langem tiefschwarzen Haar. Eine Darstellung, die auch in anderen Beschreibungen zu finden ist. Auch Lord Macaulay beschreibt Sir Ewen Cameron of Lochiel als Mann mit enormer Größe und Stärke. Sir Wolter Scott schildert die Persönlichkeit als ein Mann von Stärke und Grausamkeit im Einzelkampf in seinem Gedicht „The Lady of the Lake.
„I have not ventured to render this
duel so savagely desperate as that of the celebrated Sir Ewan of
Lochiel, chief of the clan Cameron, called, from his sable
complexion, Ewan Dhu. He was the last man in Scotland who
maintained the royal cause during the great Civil War, and his
constant incursions rendered him a very unpleasant neighbor to
the republican garrison at Inverlochy, now Fort William. The
governor of the fort detached a party of three hundred men to lay
waste Lochiel's possessions and cut down his trees; by in a
sudden and desperate attack made upon them by the chieftain with
very inferior numbers, they were almost all cut to pieces. The
skirmish is detailed in a curious memoir of Sir Ewan's life,
printed in the Appendix of Pennant's Scottish Tour (vol. i. p.
375):
'In this engagement Lochiel himself had several wonderful
escapes. In the retreat of the English, one of the strongest and
bravest of the officers retired behind a bush, when he observed
Lochiel pursuing, and seeing him unaccompanied with any, he leapt
out and thought him his prey. They met one another with equal
fury. The combat was long and doubtful: the English gentleman had
by far the advantage in strength and size; but Lochiel, exceeding
him in nimbleness and agility, in the end tript the sword out of
his hand; they closed and wrestled, till both fell to the ground
in each other's arms. The English officer got above Lochiel, and
pressed him hard, but stretching forth his neck, by attempting to
disengage himself, Lochiel, who by this time had his hands at
liberty, with his left hand seized him by the collar, and jumping
at his extended throat, he bit it with his teeth quite through,
and kept such a hold of his grasp, that he brought away his
mouthful; this, he said, was the sweetest bit he ever had in his
lifetime.“
In seinem Hochzeitsgedicht, welches im Archiv des Clans zur finden ist, wird er folgendermaßen beschrieben:
Oft I, young Chief, have heard thine actions told,
Thy person prais'd, thy generous name extol'd;
Now to my eyes, these graces stand confest,
With which kind fame my ravished eares possess'd.
See! his fresh looks with manly beautys glow,
His brawn and air, his strength and vigour show,
In just proportion every feature shines,
And goodness softens the majestick lines,
The charms of modesty through all we trace,
And winning sweetness smiles in every grace.
What numerous Tribes thy lov'd command obey?
In shining helms, and polished armour gay;
Brave champions all, whose brawny arms doe weild
The offencive broad-sword and defencive shield.
Ah! many a foe has then laid victime been,
And hapless widows mourn their edge too keen.
(http://www.lochiel.net/archives/arch007.html)
Neben seiner Statur und seinem Aussehen war er aber auch wegen seiner Kämpfe und Auseinandersetzungen mit den englischen Regierungstruppen bekannt.
Ewen Comeron war Royalist, der den parlamentarischen General und Militärgouverneur von Schottlands General George Monck bekämpfte – nicht nur im Roman seine Kampfeslust zeigte.
Im Roman selbst kommt Monk als Mann, der sehr großen Wert auf seine Kleidung und sein Aussehen legt daher und vermittelt ein verweichlichest Bild. Schaut man jedoch in seine Biografie, bekommt man einen anderen Eindruck, der geprägt ist von einer Fülle von militärischen Erfolgen und Einsätzen.
Einer der Schachzüge von Monk im Roman liegt darin, Bäume auf dem Land der Camerons zu schlagen und ein Fort zu bauen, nachdem der Bestechungsversuch Ewens fehlschlägt. Als viele Camerons bei einer Aussatzung mit den Regierungstruppen ums Leben kommen, darunter Hamish, ein junger Mann, der in der Gunst von Ewen steht, kommt es zur Schlacht von Achdalieu.
Die Bestechungsversuche und die Schlacht von Achdalieu sind keine Fiktion, sondern haben stattgefunden. Die Schlacht (1654) selbst wird von der Autorin sehr getreu nach den historischen Ereignissen erzählt.
http://www.clan-cameron.org/battles/1654.html
Historisch gesehen war die Gegend um Lochaber im Besitz des Cameron Clans. 1650 gründete Cromwell Fort Inverlochy (also genau dort, wo der fiktive Monk sein Fort bauen wollte). Fort Inverlochy ist das heutige Fort William.
Erst nach dem Tod von Oliver Cromwell unterwarf Ewen Comeron of Lochiel sich Monk. Der literarische Ewen schließt mit Monk ein Waffenstillstand. Im Archiv des Clans findet man ein Vertrag zwischen General Monk und Ewen Cameron.
http://www.clan-cameron.org/archives.html
Während im Roman Ewen seine Liebe zu Lily einer Frau aus dem 21. Jahrhundert entdeckt, war er als reale Person dreimal verheiratet und hat viele Kinder. Darunter John, der im Roman als 11.-Jähriger sein Auftritt findet.
In der Person um Lily wählt die Autorin eine reine fiktive Figur. Obwohl Lily eine Pflanze des 21. Jahrhunderts ist, passt sie wunderbar in die Geschehnisse des 17. Jahrhunderts.
Es macht Freude die Geschichte von Lily und Ewen zu verfolgen.