Rezension
Katia flüchtet regelrecht aus der Stadt. Ohne Plan fährt sie zu ihrer unbekannten Tante Ruth (die Halbschwester ihres Vaters) die ein kleines Strandhotel an der Ostsee betreibt. Begrüßt wird sie mit: „Sagen Sie bloß nicht, Sie haben reserviert.“ ‚Ich starrte Tante Ruth an, und mein erster Gedanke war: Gut das ich auf bewährte Mitbringsel wie Gerbera und Weinbrandbohnen verzichtet habe.‘
Ruth ist schroff, launisch und etwas kauzig. Sie nennt sie ‚Tante‘ und Ruth sie ‚Nichte‘. Doch Katia will bleiben, macht sich nützlich, packt mit an. Im Strandhotel, mit dem Namen ‚Palau‘, leben aber auch noch Sergej (der Koch), 2 polnische Schwestern (die Zimmermädchen), Elisabeth (eine alte Freundin von Ruth) und Heinrich (alt, Dauergast und geduldet).
Und so lebt Katia sich ein, bekommt Abstand zu ihrer Affäre mit einem verheirateten Mann bei dem sie Kindermädchen war… bis alles aufgeflogen ist. „Gefasel von unglücklicher Ehe und innerer Einsamkeit… ich fiel darauf herein. Die Frau Professor verlor tags drauf… die Contenance und hatte binnen einer Stunde ihren Mann vor sich auf den Knien.“
Doch das ‚Palau‘ plagen Geldsorgen und rückläufige Besucherzahlen, da sich die zwei alten Damen (Ruth und Elisabeth) vehement gegen den Fortschritt (Hotel-Website, E-Mail, Werbung) gesträubt haben. Als Katia all das einleiten will, ist es jedoch schon zu spät.
Eine Geschichte an die man sich erst gewöhnen muss, mit einer ungewöhnlichen Sprache, die ihre volle Kraft erst ganz zum Schluss entfaltet.