„...Die Welt draußen hatte aufgehört zu existieren. Es gab nur noch diese vier grob verputzten Wände, gestampfte Erde unter den Füßen, eine niedrige Decke aus Holzbalken...“
Mit diesen Zeilen beginnt ein berührender historischen Roman. Wir schreiben die letzten Tage des Aprils im Jahre 1945 in Berlin, als sich völlig unterschiedliche Menschen in einem Luftschutzbunker zusammenfinden. Zu ihnen gehört Alice, die während des Krieges als Hilfskrankenschwester in einem Lazarett gearbeitet hat. Sie ist es auch, die den verletzten russischen Soldaten, den sie vor der Tür finden, in den Raum holt und behandelt. Das sollte sich für alle als Glück erweisen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er bringt die Verhältnisse der Zeit gekonnt auf den Punkt und sorgt für eine hohe innere Spannung.
Alice hatte kurz vor dem Ersten Weltkrieg in der Bahnhofsmission im Schlesischen Bahnhof gearbeitet. Bei einem Besuch des Bahnhofs beschließt sie, die Mission wieder neu aufzubauen. Der zuständige Pfarrer winkt ab. Seine Haushälterin aber sieht das anders und bietet sich sofort als Mitarbeiterin an. Auf der russischen Kommandantur allerdings findet Alice bei Oberst Wolkow Verständnis. Er stellt die nötigen Mittel zur Verfügung.
Am Bahnhof wird die Not der Zeit deutlich. Mit den Zügen kommen Flüchtlinge aus dem Osten, Fremdarbeitern und ehemalige Insassen von Konzentrationslagern, aber auch zurückkehrende Soldaten. Augehungert, verdreckt und verlaust sind die meisten. Aus den Wagen werden Tote getragen.
Ein Arzt bietet sich an, in der Mission zu helfen. Dann aber reagiert eine Frau auf seine Hilfe eigenartig. Ist er nicht der, für den er sich ausgibt? Als es einen zweiten Fall gibt, wird Alice misstrauisch.
Dabei hat Alice noch ganz andere Probleme. In ihrer Wohnung wurde eine Familie aus dem Osten einquartiert. Die Großmutter kommt mit den Zeitverhältnissen überhaupt nicht zurecht.
„...Wir waren nicht auf Almosen angewiesen und mussten nicht in fremden Stuben und fremden Betten schlafen. . Wir führten ein gutes Leben, bis die Russen kamen….“
Deutlich wird, wie stark der alte Geist noch in den Köpfen schwelt, obwohl jeder so tut, als wäre nichts gewesen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es malt ein Bild der Menschlichkeit in schwieriger Zeit. Es verschweigt aber auch nicht die Schattenseiten.