Voll der Durchblick!
"Ich kann ihr/ihm nicht mehr in die Augen sehen!"
"Augenblick mal!"
"Wirf doch bitte ein Auge drauf, und sag mir, wie du das siehst!"
"Der hat wohl Tomaten auf den Augen!"
"Hier kannst du aber ein Auge zudrücken!"
Redewendungen wie diese gehören fast zum täglichen Sprachgebrauch.
Doch was hat ein kurzer Moment - ein Augen-Blick - mit den Augen oder Blicken zu tun?
Erst wenn man sich der augenscheinlichen Häufigkeit dieser zweideutigen Begriffe und Wortspiele tatsächlich bewusst wird, bemerkt man, wie wichtig Augen und Sehen für uns sind - im täglichen Leben genauso wie in der Sprache.
Willi nimmt den Leser mit auf eine Reise durch und auch in die Welt der Augen. Dabei bedient er sich verschiedenster Fachleute, die ihm kompetent zur Seite stehen.
Die Tour beginnt mit einem tiefen Blick in unser eigenes Auge. Bei Tobias, dem Augenarzt, erfahren die wissbegierigen Kinder alles über den Aufbau unseres "Sehwerkzeugs". Da geht es um Hornhaut, Pupillen, Tränen, den blinden Fleck, Linsen und Augensprünge: einfach alles, was so beim Gucken abgeht und wie unser Auge, genauer gesagt, die Sehnerven mit unserem Gehirn kommunizieren. Durchaus kann es dabei auch einmal zum "Kabelsalat im Oberstübchen" kommen und man Grün statt Rot oder Gelb statt Blau sieht.
Nach dem Augenarzt besucht Willi noch einen Optiker und einen Brillendesigner. Bei diesen Beiden erfährt er und natürlich auch der Leser alles über Kurz- und Weitsichtigkeit und der Korrekturmöglichkeit dieses Augenfehlers mittels einer Brille; seine extra für ihn angefertigte Brille in W-Form ist wirklich obercool. Wenn man dann noch weiß, wie so ein Unikat hergestellt wird, dann hat man wahrhaft den vollen Durchblick.
Aber nicht nur der menschliche "Sehapparat" ist Bestandteil dieses wunderbaren Buches, sondern der Tier- und Pflanzenwelt und deren "Hühneraugen" sind 16 Seiten dieses Buches gewidmet. Wahrhaft bizarre und "megascharfe" Formen hat die Natur hier entwickelt. Der Leser erfährt etwas über "Feuermelder auf sechs Beinen", "Scheinwerfer ohne Licht" oder "Farbenpracht für Insider". Hört sich äußerst technisch an. Doch dahinter verbergen sich "nur" Käfer, Eule bzw. Vogel.
Interessant ist auch die unterschiedlichste Lage der Augen am Kopf bei vielen Tieren, die sie relativ leicht als Raub- oder Fluchttiere einordnen lassen. Eine Krötenart trägt sie gar am Hinterteil, allerdings nur als Attrappe und "fauler Zauber" bei Gefahr.
Schlussendlich spart Willi auch den Verlust unseres Augenlichts durch Unfall oder Krankheit nicht aus. Und dann kann so ein exotischer Beruf wie der des Glasaugenherstellers äußerst hilfreich sein. Er kann zwar den Betroffenen nicht mehr sehend machen, aber ihn doch optisch wieder normalisieren.
Dass man ohne Augenlicht trotzdem ganz normal am Leben teilnehmen kann, verrät die 22jährige Manu, die schon seit sechs Jahren blind ist. Mit Braille - so heißt die Blindenschrift -, erhöhtem Fingerspitzengefühl und dem "Blinden-Langstock" gelingt der "Dialog im Dunkeln" auch für diese Menschen.
Der 19. Band der "Willi Wills Wissen"-Reihe über die Augen und das Sehen ist ein rundum gelungenes und interessantes kleines Wissenskompendium mit großer Sachkunde und wunderbarem Unterhaltungswert.
Zum besseren Verständnis sind auf fast jeder Seite kleine Experimente zum manchmal wirklich verblüffenden Nachempfinden abgebildet, die sogar den allwissenden Erwachsenen in Erstaunen versetzen. Kleine Infokästen vermitteln zusätzliches Hintergrundwissen oder ganz einfach nur interessante "Nebensächlichkeiten".
Viele anschauliche Bilder tragen zur überaus gelungenen visuellen Gestaltung bei.
Fazit:
Ein großartiges Buch über das wohl wichtigste Sinnesorgan des Menschen: das Auge.
Empfohlen für Kinder von sechs bis zwölf Jahren.