Cover des Buches Die Elenden (ISBN: 9783717580065)
Marcos avatar
Rezension zu Die Elenden von Victor Hugo

Rezension zu "Die Elenden" von Victor Hugo

von Marco vor 14 Jahren

Rezension

Marcos avatar
Marcovor 14 Jahren
Ab und zu lohnt es sich einen Klassiker neu zu entdecken oder ein zweites Mal zu lesen. Sicher gilt dies auch für Victor Hugo: Die Elenden (Manesse / 1347 Seiten). Hugo wurde 1802 in Besancon geboren und starb 83 Jahre später in Paris. Vielen Franzosen gilt er als größter Auto überhaupt. Seine Werke werden teilweise der Romantik, teilweise dem Realismus zugeordnet. 1862 erschien "Les Miserables" (Die Elenden) in Paris und wurde Hugos Meisterwerk. Es ist immer schwer ein berühmtes Buch zu bewerten, für einen Laien vielleicht sogar anmassend. Ich möchte es dennoch versuchen, weil ich allen Mut machen möchte, sich nicht von der hohen Seitenzahl und der Antiquirtheit des Buches abschrecken zulassen. Ich möchte jedem empfehlen - der gerne mal ein Buch zur Hand nimmt, welches etwas anspruchsvoller als einer dieser modernen Vampirromane oder einen Krimi von der Stange ist - es mal mit Victor Hugo zu versuchen. beginnen wir aber einfach mal der Darlegung der Rahmenhandlung. Die Hauptfigur des Romans, Jean Valjean, gerät wegen Brotdiebstahls in eine Gefangenschaft, die sehr an Sklaverei erinnert. Erst nach 20 Jahren wird er als verbitterter Mann aus der Haft entlassen. Zunächst irrt er umher und wird rückfällig. Doch seine Begegnung mit der personifizierte Güte versetzen seinen düsteren Gedanken einen Schock. Unter falscher Identität baut er sich in der Provinz ein neues Leben auf. Er kommt durch eine Erfindung und durch Fleiß zu Geld und durch seine Engagement und seine Warmherzigkeit zu Ansehen. Aber natürlich ist die Handlung des Buches längst nicht Reif für ein Happy End. Die bösen Geister der Vergangenheit und seine eigene Mildtätigkeit werden sein Leben erneut dramatisch verändern. Es folgen viele Höhen und Tiefen, viele Handlungen und Entwicklungen, die Jean Valjean durchleben muss. Dabei kommt es immer wieder zum Kampf in seinem Inneren und mit der Aussenwelt. Er opfert seine Lebenszeit und seine ganze Liebe einer Waisen, die dann einen immer größeren Raum iim Roman einnimmt. Die Kulisse für das Leben von Jean Valjean bietet ein zerissener französischer Staat zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sowohl die Revolution von 1789, als auch seine Aus- und Nachwirkung haben Spuren im Land hinterlassen, die im Roman aufgegriffen werden. Hugo zeichnet eine Sozialstudie Frankreichs und seiner Bewohner. Dabei erhebt er keinen Zeigefinger, sondern lässt die Figuren für sich sprechen. "Die Elenden" handeln von menschlichen Grundwerten, wie Güte, Moral und die Möglichkeit auf eine zweite Chance - aber auch vom Abschaum, der Missgunst und der menschlichen Bosheit. In einem Brief beschrieb Hugo seine Überzeugung: "Eine Gesellschaft, die das Elend zulässt, eine Religion, die die Hölle zulässt, eine Menschheit, die den Krieg zulässt, scheint mir minderwertig. Mit dem ganzen Willen den ich besitze, wollte ich die menschliche Fatalität zerstören, ich verdamme die Sklaverei, verjage das Elend, ich behandle die Krankheit, ich erhelle die Nacht, ich hasse den Haß. So bin ich - und darum habe ich die Elenden geschrieben." Bei allem Realismus überzeichnet Hugo seine Figuren, romantisiert sie. Hugos Themen bleiben zeitlos. Zeitlos bleibt auch, dass "Die Elenden" den Leser an sich fesseln, ihn mitreissen. Kaum jemand wird das Schicksal von Jean Valjean und seiner aufgenommenen Waisen kaltlassen. Daran ändern auch lange Abschweifungen nichts. Es bleibt der alte Streit darüber, dass natürlich auch dieses Meisterwerk hätte deutlich kürzer ausfallen können, ohne damit die Handlung einzuengen, aber auf der anderen Seite gerade auch die Seitenerzählungen, die Ausschweifungen ihre Brillanz und ihren Wert besitzen. Dies soll jeder Leser selbst beurteilen. Aber selbst wer einige Passagen zu langatmig empfindet, sollte das Buch nicht weglegen, sondern vielleicht einige Zeilen schneller überfliegen, um dann die noch folgenden großartigen Textstellen geniessen zu können. Eines sei noch verraten: Der fünfte und letzte Teil wird sehr spannend und ein großes Finale kann ich auch garantieren!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks