DER TANZENDE
Victor Jestin
Ein feinfühliger Coming-of-Age-Roman, in dem Arthur, unser Protagonist, im Mittelpunkt steht:
Schon als Kind war er ein Außenseiter. Nie wurde er zu Geburtstagsfeiern eingeladen, und Freunde hatte er keine. Er dachte, er könne nicht sprechen – zumindest fühlte es sich so für ihn an. Ihm fehlte einfach die Fähigkeit, sinnvolle Sätze zu formen und Fragen zu stellen. Zwar konnte er andere fragen, wie es ihnen geht, aber danach verlor er das Gespür dafür, wie ein richtiges Gespräch zu führen ist.
Diese Unsicherheit begleitete ihn durch sein gesamtes Leben. Mit 25 Jahren hatte er noch immer kein Mädchen geküsst.
Eines Tages besuchte er zum ersten Mal einen Club namens „La Plage“. Anfangs traute er sich nicht, auf die Tanzfläche zu gehen – sein Taktgefühl war genauso wenig ausgeprägt wie seine Small-Talk-Kompetenzen. Doch ein Bekannter, namens Wassim, zeigte ihm, wie er sich bewegen sollte.
Arthur begann zu tanzen und fühlte sich zum ersten Mal im Leben einer Gruppe zugehörig. Menschen nahmen ihn wahr, und sein Selbstbewusstsein wuchs. Von da an besuchte er täglich das „La Plage“. Jahre vergingen und er merkte nicht, wie das Tanzen allmählich sein ganzes Leben bestimmte und das Interesse für andere Dinge schwand.
…
Ups, da bin ich wieder! Ich war gerade für ein paar Stunden tanzen im Club „La Plage“ – zumindest fühlte es sich so an.
Victor Jestin beschreibt Arthurs Welt so lebendig und eindringlich, dass ich völlig in die Geschichte eintauchen konnte.
Der Autor schickte mich durch ein Wechselbad der Gefühle: Während ich mich zu Beginn noch für Arthur freuen konnte, entwickelte ich im Verlauf des Buches ein gewisses Unverständnis für sein Verhalten und seine Lebenssituation. Vielleicht war es auch mein Mutterinstinkt, der Arthur am liebsten wachrütteln und beschützen wollte.
Ein stimmiges Buch von Anfang bis Ende, das ich euch gerne empfehlen möchte.
4½/ 5