Rezension zu "Lügen in Krieg und Frieden" von Viktor Farkas
Dieser schlichte Satz aus dem Text beschreibt die Grundlage jeder Art von Propaganda. Den meisten von uns werden beim Wort Propaganda ungute Assoziationen ins Hirn getrieben. Aus diesem Grund heißt Propaganda heute Public Relations. Das ist wenigstens ein Begriff, der positive Bilder in unserem Kopf erzeugt, auch wenn wir ihn vielleicht nicht völlig verstehen. Solche billigen, aber wirkungsvollen Tricks sind Teil der allumfassenden Manipulationsversuche, denen wir täglich, meistens unbewusst, ausgesetzt sind.
Viktor Farkas hat sich mit seinem Buch vorgenommen, das Netz dieser Tricks und Lügen wenigstens etwas aufzureißen. Obwohl ihm das aus meiner Sicht nur bedingt gelungen ist, kann man aus seinem Werk eine Menge lernen. Es ist in drei Teile und einen kleinen Ausblick unterteilt. Im ersten Teil untersucht der Autor die Geschichte und die Methodik der Massenmanipulation. Der zweite Teil befasst sich mit Täuschungs- und Verblödungsstrategien "der Mächtigen" und der dritte mit Desinformationsstrategien bei der Kriegsvorbereitung.
Das Buch liest sich gut, weil es flüssig und interessant geschrieben ist. Wie schon bei einem anderen Werk von Farkas hatte ich allerdings nach dem Lesen Probleme, mich strukturiert an seine Ausführungen zu erinnern. Vielleicht liegt das an mir, vielleicht aber auch am unstrukturierten Schreibstil des Autors. Zwar existiert immer ein Oberthema, aber dann wird munter geschrieben, was so gerade an Einfällen vorhanden ist. Leider vermischt Farkas dabei zusätzlich seine eigene etwas linkslastige Sicht mit der Darstellung geschichtlicher oder sachlicher Vorgänge.
Doch bei aller Kritik kann man aus diesem Buch jede Menge interessanter Erkenntnisse gewinnen. Besonders gut hat mir diesbezüglich der erste Teil gefallen, in dem wir die Väter der Manipulationstechniken kennenlernen. Eine einzigartige Rolle spielt dabei Edward L. Bernays (1891-1995), ein Neffe von Sigmund Freud, der heute fast in Vergessenheit geraten ist, obwohl er die Vermarktungsindustrie und mit ihr die gesamte Massenpropaganda nachhaltig prägte und dadurch allgegenwärtig ist. Wie kein anderer nutze er die von Freud erkannten Gesetzmäßigkeiten des Unbewussten aus. Statt die Vorzüge eines Produktes zu loben, werden bei der Bernayschen Methodik unsere im Unterbewusstsein verankerten Sehnsüchte angesprochen. Das ist bis heute durchgängige Werbepraxis.
Die kommerziellen und politischen Erfolge der Bernayschen Kampagnen beweisen, dass Freud mit seinen Erkenntnissen nicht falsch gelegen haben kann. Ob einem das nun gefällt oder nicht: Bernay bewies mit seinen riesigen Feldversuchen an der amerikanischen Bevölkerung, dass Massenmanipulation wenigsten zeitlich begrenzt möglich ist. Der Autor diskutiert zahlreiche Beispiele von Bernayschen Kampagnen. So erreichte Bernay zum Beispiel, dass sich die Zahl der rauchenden Frauen in den USA zeitweise drastisch erhöhte, indem er ihnen einredete, dass Rauchen schlank macht und zu Gleichberechtigung und Freiheit verhilft. Einem Bettler schrieb er auf sein Schild statt "Blinder Bettler bittet um eine Gabe." den Satz "Es ist Frühling und ich bin blind.", was zu einer Verdopplung der Einnahmen des Bettelnden führte. Wie kein anderer wusste Bernay um die Macht der suggestiven Bilder.
Farkas zeigt im weiteren Verlauf dieses fast die Hälfte des Buches umfassenden ersten Teils noch zahlreiche andere Beispiele und Methoden, wie auf uns täglich manipulativ eingewirkt wird. Das alles ist sehr lesenswert und lehrreich und lohnt bereits das Lesen dieses Werkes. Wenn der Autor diesen Teil seines Textes strukturierter, detaillierter und etwas distanzierter niedergeschrieben hätte, wäre allein daraus ein hervorragendes Buch entstanden.
Im siebzigseitigen zweiten Teil erfahren wir unter der Überschrift "Planet der Affen?" etwas über die zunehmende Verblödung der Gesellschaft. Der Autor macht dies an zahlreichen Beispielen der Unterhaltungsindustrie, an Warnungen auf amerikanischen Produkten, Betrugsfällen, der Handy-Manie, der Ritalin-Debatte und anderen Vorgängen fest. Dieses Kapitel fällt gegenüber dem ersten deutlich ab, weil hier noch klarer wird, dass der Autor einfach nur seine Meinung loswerden möchte. Mir hätte es besser gefallen, wenn Strukturen offengelegt worden wären, denn dann hätte der Leser vielleicht die im Hintergrund wirkende Methodik besser erkennen können.
Der dritte Teil des Buches untersucht an zahlreichen Beispielen wie Kriege massenpsychologisch vorbereitet werden. Bereits aus einigen dieser Beispiele ließen sich allgemeine Prinzipien herausfiltern. Aber solche Abstraktionen meidet der Autor leider auch hier.
Fazit.
In diesem Buch vermittelt der Autor an vielen Beispielen wie Massenmanipulation funktioniert. Leider belässt er vieles zu sehr im Konkreten und bringt zu oft seine Weltsicht in den Text ein. Trotz dieser Kritik ist dies ein lehrreiches Buch.