Europa, so die beiden Autoren, steht vor der großen und wichtigen Frage, welche Rolle es hinkünftig bei der ökonomischen und politischen Machtverschiebung durch und mit digitaler Technologie spielen möchte. Derzeit teilen sich Amerikas und Chinas digitale Superstars den Informationsvorsprung, mit dem Ergebnis stetig wachsender Informationsasymmetrien. Diese kaufen kurzerhand innovative kleinere Unternehmen auf, entledigen sich so ihrer Konkurrenz und stärken damit ihre Monopolstellung am Informationsmarkt.
Europa, verhaftet im Moraldiskurs zu digitalen Grundrechten und insbesondere zum Datenschutz, hat sich damit zum Nebenschauplatz manövriert. Es sieht sich weder den Weg des „überwachungskapitalistischen“ kalifornischen Modells noch den des „digitaldiktatorischen“ Modell Chinas beschreiten. Wie also kann sich Europa wieder ins Spiel bringen, neben Bewerbern wie Amazon, Google, Apple, Alibaba & Co? Wie gegen deren kolossale Datensammlungen ankommen, um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben?
Die Autoren schlagen dafür einen Datennutz- Grundverordnung vor. Statt Daten wegzuschließen sollen sie zum Wohle aller genutzt werden können. Denn Daten, so schreiben sie, nutzen sich auch bei vielfacher Nutzung nicht ab. Konkret sollen alle jene großen Unternehmen (wie es vielfach öffentliche Behörden es bereits tun) einen Teil ihrer Datenberge (betroffen sind Sachdaten ohne unmittelbaren Personenbezug und keine Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse) für alle zugänglich machen. Globales Daten-Sharing verteilt nicht nur die Information gerechter und verhindern Monopolstellungen, sie ermöglichen auch gerechtere Chancen für kleinere Unternehmen, mit ihren kreativen Ideen am Innovationsfeld mitzumischen. So werden aus Machtmaschinen Ermächtigungsmaschinen für Individuen, Unternehmen und Institutionen.
Wie die Autoren zu diesem Ergebnis kommen und wie dieser Vorschlag in die Praxis umgesetzt werden kann beschreiben sie in flottem, gut nachvollziehbarem und mitunter erfrischend nonchalantem Erzählstil. Das Buch ist angereichert mit spannenden Beispielen die nicht nur umfangreiche Expertise und substantielle Recherche demonstrieren, sondern auch das Thema noch besser verständlich machen. Grosse Lese-Empfehlung!